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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken
Autoren: Giles Foden
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hatte, ich würde sterben.
    »Bitte kommen, Pi Dog«, hatte er in sein Handteil gerufen. »Hier spricht Black Dog.«
     
     
    DATUM: 15. Februar 1980
    Position um 06.00 Ortszeit (GMT+3):
    6° 49' südliche Breite, 39° 16' östliche Länge
    Hafen von Daressalam
    Leinen los Kapstadt: 13. Februar
    NÄCHSTER ZIELORT: Dschidda, Saudi-Arabien ETA: 22. Februar
    Verbleibende Distanz: 1668,5 sm
    Aktuelles Wetter: Klar und heiß
    See: Ruhig wind: 2 kt Südost
    Luftdruck: 1009 mb
    Lufttemperatur: 33 °C
    Wassertemperatur: 29 °C
     
     
    Rückberechnung des Wetters für den D-Day: ein dreitägiges Symposium zum 40. Jahrestag der Invasion, 5.-8. Juni 1984, Fort Ord Air Force Base.
     
    Mitschrift einer Ansprache von Heinz Wirbel, Professor emeritus der University of Nebraska.
     
    Unser Leben nimmt seine Bedeutung aus der Verflechtung mit anderen Leben. Ich bin der deutsche - oder vormals deutsche - Wissenschaftler, den Henry Meadows' verhängnisvoller Plan im schottischen County of Argyll vom Himmel holte, wie es in dem Buch beschrieben wird, das ich in Händen halte. Zwar bin ich damals unfreiwillig mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen, doch ist es mir eine Ehre und ein Bedürfnis aus tiefstem Herzen, meinen langjährigen Freund heute zu würdigen. Uns beide faszinierte die Herausforderung, die Mathematik auf die Natur anzuwenden, und da mich dieses Band zwischen uns neugierig gemacht hatte, schrieb ich ihm. Zunächst zögerte er, doch bald standen wir in regem Briefkontakt. Später trafen wir uns mehrmals persönlich.
    Nach dem D-Day stellten die Vereinigten Staaten viele deutsche Wissenschaftler für Forschungsprogramme ein. Ich war einer von ihnen und kam an die University of Nebraska, um die Turbulenz zu erforschen: dasselbe Fachgebiet, auf dem ich in den Diensten der deutschen Zentralen Wetterdienstgruppe im Krieg den Auftrag hatte, herauszufinden, ob Wallace Ryman für die Alliierten an der Invasion des europäischen Festlands arbeitete. Aus Gesprächen mit ehemaligen Kollegen weiß ich, dass wir Deutschen die Unterbrechung des schlechten Wetters, die den Angriff ermöglicht hatte, nicht in Gänze vorhergesehen hatten; bzw. einige hatten Hinweise darauf erkannt, auf sie wurde aber nicht gehört. Der Schlüssel zur Zukunft wird selten fest oder von allen erfasst.
    Ähnliche Meinungsverschiedenheiten finden Sie auch in diesem Buch. Das Bild hier auf dem Umschlag - gleich sehen Sie es auf der Leinwand - zeigt eine Wetterkarte vom Ärmelkanal am 6. Juni 1944. Sie stammt aus den Archiven des British Meteorological Office. Ich kann Ihnen versichern, dass der 6. Juni tatsächlich der richtige Tag war, auch wenn die Bedingungen an der Grenze des Hinnehmbaren lagen. Eine weitere Verschiebung hätte als nächstmöglichen Termin den 19. Juni ergeben, denn erst dann waren die Gezeiten wieder geeignet. An dem Tag brach aber, von den Meteorologen völlig unvorhergesehen, noch viel schlimmeres Wetter über die Normandie herein - ein Sturm von einer Stärke, die es noch nie gegeben hatte, der den gesamten alliierten Brückenkopf auf dem Festland gefährdete. Es besteht kein Zweifel, dass die Invasion gescheitert wäre, hätte sie an diesem Tag stattgefunden.
    Die Erzählung dieser Zeiten ... die Geschichte in diesem Buch - sie ist unvollständig, würde ich sagen. Meadows' Bericht endet abrupt, doch wissen wir, dass er schließlich zu seiner Hoheit Scheich Said auf der
Habbakuk
stieß. Damals natürlich noch Prinz Said. Vielen Dank, Herr Scheich, dass Sie das Manuskript gerettet und die Geldmittel für seine Publikation zur Verfügung gestellt haben, und genau deswegen sind wir heute hier ...
    Nun - ein einzelner Vortrag bei einem Symposium mit dem Titel »Rückberechnung des Wetters für den D-Day« kann nicht mal auf alle Fragen eingehen, die sich bei der Lektüre einer einzigen Seite des Buchs ergeben. Das hier ist nicht der Ort, um über Meadows' Leben zwischen den geschilderten Erlebnissen als Professor an der Cambridge University in England zu sprechen. Ich will nur sagen, dass er viele brillante Aufsätze veröffentlicht und zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat, wodurch ich überhaupt darauf aufmerksam wurde, dass genau der Mann, der versucht hatte, mein Flugzeug über Kilmun abzuschießen, ein Kollege in der akademischen Meteorologie geworden war.
    Genauso wenig ist dies der Zeitpunkt, all die anderen fehlenden Jahre und Menschen zu behandeln. Selbst der Anlass zu Meadows' Erinnerungen - ich meine die Reise auf dem
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