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Die Geliebte des Prinzen

Die Geliebte des Prinzen

Titel: Die Geliebte des Prinzen
Autoren: Jennie Lucas
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bin.“
    Sie ist sich wirklich nicht darüber im Klaren, dachte er erstaunt. Sie hat tatsächlich keine Ahnung.
    „Doch, Sie sind schön, Grace.“
    Als er sie beim Vornamen nannte, fuhr sie zu ihm herum. „Sparen Sie sich die Schmeicheleien, Hoheit.“
    Er lächelte milde. „Nennen Sie mich Maxim. Warum sollte ich Ihnen schmeicheln?“
    „Sie mögen ja der größte Playboy Londons sein, aber so leichtgläubig bin ich nun auch wieder nicht. Ein paar verlogene Komplimente bringen mich noch lange nicht dazu, Details über die Verhandlungen mit der Exemplary Oil Company auszuplaudern. Alan hat Lord Hainesworths Unterstützung. Sie können nicht mehr gewinnen.“
    Sie war nicht nur reizend, sie war auch impulsiv. Er fand sie mit jeder Minute bezaubernder. „Ich habe nicht gelogen.“
    „Halten Sie mich nicht für dümmer, als ich bin. Ich weiß, dass ich nicht schön bin. Sie wollen nur, dass ich Alan verrate.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Aber das tue ich nicht. Lieber sterbe ich.“
    „Welche Loyalität“, meinte er spöttisch, musterte sie aber umso neugieriger. War sie etwa in Barrington verliebt?
    Wie jämmerlich, dachte er. Eine kleine Sekretärin, die glaubt, ihren Chef zu lieben, und auf die Erwiderung ihrer Gefühle hofft. Dabei hatte er gerade angefangen, sie zu respektieren.
    Er fragte sich, ob Geld allein genügen würde, um Grace Cannon dazu zu bewegen, sich von ihrem Geliebten abzuwenden. Oder würde er, Maxim, sie selbst verführen müssen, um sie von Barrington wegzulocken?
    Eine Frau zu verführen, die einen anderen liebte, empfand er als reizvolle Herausforderung. Und dass es um seinen Rivalen ging, noch dazu als ausgleichende Gerechtigkeit.
    Doch sein Interesse an Grace ging über Rachegelüste und verletztes Ehrgefühl weit hinaus. Denn plötzlich verspürte er den unwiderstehlichen Drang, diese kleine Sekretärin aus ihren unansehnlichen Kleidern zu schälen, um sie in ihrer ganzen Schönheit bewundern zu können. Er wollte sie nackt, in seinem Bett. Wollte spüren, wie sie sich mit ihren weichen Rundungen an ihn schmiegte, wollte ihr süßes Gesicht im ersten Licht der Morgendämmerung vor sich in den Kissen sehen.
    Unter seinem eindringlichen Blick färbten sich ihre blassen Wangen rosig wie die Sonne, wenn sie die Nebelschleier über den endlos weiten, schneebedeckten Feldern seines Landguts in Dartmoor durchbrach. Fasziniert sah er zu, wie sie ihre vollen, herzförmigen Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete.
    Der Anblick erregte ihn.
    Er hoffte inständig, dass sie sein Geld zurückwies. Denn dann könnte er sie erobern. Ohne jedes Schuldgefühl. Ohne jede Reue.
    „Die Leighton-Boutique ist in der Bond Street“, sagte sie nervös.
    Er lächelte. „Mein Fahrer kennt den Weg.“
    „Ja, natürlich. Bei Ihren vielen Frauenbekanntschaften sind Sie sicher des Öfteren dort.“ Sie sah wieder aus dem Fenster. „Muss schön sein, keine Geldsorgen zu haben“, sagte sie leise zu sich selbst.
    Blitzartig durchzuckte Maxim die Erinnerung an den bitterkalten Winter in dem Jahr, als er vierzehn wurde. Die winzige Wohnung war unbeheizt. Seine Mutter hatte ihren Aushilfsjob verloren. Die dreijährige Daria hatte so gezittert und geweint, dass seine Mutter sie vor Verzweiflung vorübergehend in ein Heim gebracht hatte, wo sie es wenigstens warm hatte. In seinem Bemühen zu helfen hatte er die Schule geschwänzt und auf den Straßen Philadelphias Zeitungen verkauft, bis auf die Haut durchnässt vom Eisregen. Es hatte drei Tage gedauert, bis sein Mantel wieder trocken gewesen war. Drei frostige Wintertage, die seine Haut immer bleicher werden ließen. Drei Tage, in denen eisiger Wind und Schneeregen seine Kleider durchdrangen, bis er vor Kälte mit den Zähnen klapperte.
    Drei Tage, während derer er den nassen Mantel vor seiner Mutter versteckt halten musste. Weil er wusste, sie würde ihm sonst ihren eigenen geben und ohne wärmende Überjacke auf die Suche nach Arbeit gehen. Nach irgendeiner Arbeit, egal welcher.
    Diese drei Tage hatten ihn die wichtigste Lektion seines Lebens gelehrt.
    Der Unterschied zwischen einem guten Leben und gar keinem Leben bestand allein im Geld.
    Mit Geld konnte man alles regeln. Alles!
    Und Geld verdiente man nicht durchs Nettsein.
    „Ein Leben wie im Märchen“, flüsterte die junge Frau, als sie durchs Fenster auf die gut gekleideten Kauflustigen, die teuren Autos, die festlich dekorierten Geschäfte auf der Bond Street blickte. „Wie im Märchen
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