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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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Atelier lassen und dann irgendwo hinlegen. Colin ist im Moment unterwegs, und wir ertrinken hier schier in Arbeit …«
    »Ich würde lieber nicht …«
    »Danke, Darling. Aber jetzt muss ich wirklich Schluss machen.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen. Mit einer unterdrückten Verwünschung legte Cassidy den Hörer auf.
    Nun, Colin ist nicht da, sagte sie sich. Also genau der richtige Zeitpunkt, um den endgültigen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen.

    Kurze Zeit später schob Cassidy die Tür zu Colins Atelier auf. Die vertrauten Gerüche hüllten sie sofort ein und beschworen Colins Bild herauf. Entschlossen verdrängte sie sein Gesicht. Jetzt ist nicht die Zeit dafür, ermahnte sie sich streng und ging mit energischen Schritten auf den langen Arbeitstisch zu, um die Kleiderschachtel und den Schlüssel dort abzulegen.
    Einen Moment lang blieb sie mitten im Raum stehen und sah sich um. Sie hatte Stunden hier verbracht. Tage. Jedes Detail war bereits auf immer in ihre Erinnerung eingebrannt, und doch wollte sie alles noch einmal sehen. Ein Teil von ihr hatte Angst, sie könnte etwas vergessen, eine winzige Kleinigkeit, die unscheinbar und absolut unerlässlich war. Cassidy war überrascht, dass ihr Porträt noch immer auf der Staffelei stand. An das Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte, dass sie nämlich so schnell wie möglich wieder gehen würde, erinnerte sie sich nicht mehr. Cassidy ging zu dem Bild, um es ein letztes Mal zu betrachten.
    Wie ist es nur möglich, dass er dieses Bild ansieht und tatsächlich glaubt, was ich an jenem Nachmittag von mir gegeben habe? fragte sie sich, während sie in ihre eigenen Augen sah. Dabei sollte ich froh sein, dass er mir geglaubt hat statt dem, was er gesehen hatte … Zögernd streckte Cassidy die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen die gemalten Veilchen.
    Erschreckt zog sie den Arm zurück und wirbelte herum, als die Tür zum Atelier aufging. Das Herz schlug ihr bis in den Hals.
    »Cassidy?« Mit einem strahlenden Lächeln kam Vince in den Raum hinein. »Was für eine Überraschung!« Es dauerte keine zwei Sekunden, und er war bei ihr und hatte ihre Hände in seine genommen.
    »Hallo.« Ihre Stimme klang ein wenig unsicher, aber immerhin brachte sie ein Lächeln zustande.
    Vince hörte die leichte Atemlosigkeit und sah auch den Hauch Rot, der ihr in die Wangen gezogen war. »Wissen Sie eigentlich, dass Colin überall nach Ihnen sucht?«
    »Nein.« Panik wollte sie überkommen, gehetzt warf sie einen Blick zur Tür. »Nein, das wusste ich nicht. Ich war eine Zeit lang weg. Ich habe gearbeitet. Ich wollte nur …« Sie entzog ihm ihre Hände und presste die Handflächen aneinander. Sie wusste, sie plapperte unzusammenhängendes Zeug. »Ich habe nur das Kleid zurückgebracht, das ich für das Porträt getragen habe.«
    Vince’ Blick aus den dunklen Augen wurde abwägend. »Haben Sie sich etwa versteckt, bella mia?«
    »Nein.« Cassidy drehte sich um und ging zum Fenster hinüber. »Nein, natürlich nicht«, bekräftigte sie. Sie sah den kleinen Spatzen in seinem Nest, der Futter in die Schnäbel von drei hungrigen Nachkömmlingen stopfte. »Mir war nicht klar, dass Sie so lange in Amerika bleiben würden.« Sag etwas, irgendwas! Denk nur nicht nach, bevor du wieder hier raus bist!
    »Ja, ich bin länger geblieben, um Colin zu überreden, mir ein Bild zu verkaufen, von dem er sich eigentlich nicht trennen will.«
    Cassidy klammerte unwillkürlich die Finger um die Fensterbank. Du wusstest doch, dass er es verkaufen würde. Du wusstest von Anfang an, dass letztendlich nur Dollar und Cent übrig bleiben würden. Hast du etwa wirklich erwartet, dass er es behält und jedes Mal, wenn er es ansieht, an dich denkt?
    Ihr entfuhr ein leiser Laut der Verzweiflung, sie schüttelte den Kopf.
    »Cassidy.« Vince legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.
    »Ich hätte nicht herkommen sollen«, flüsterte sie und schüttelte ihren Kopf noch einmal. »Ich hätte es besser wissen müssen.« Sie wollte sich umdrehen und fliehen, doch Vince verstärkte seinen Griff, um sie zurückzuhalten und sie zu sich umzudrehen. Während er ihr Gesicht forschend betrachtete, hob er die Hand, um ihr über die Wange zu streicheln. »Bitte …« Sie schloss die Augen. »Bitte, seien Sie nicht so nett zu mir. Ich bin nicht so stark, wie ich mir eingebildet hatte.«
    »Und Sie lieben ihn sehr.«
    Cassidy riss die Lider hoch. »Nein! Es ist nur, dass ich …«
    » Bella
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