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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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mia.« Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. In seinen Augen stand endloses Verständnis und Mitgefühl. »Ich habe doch das Porträt gesehen. Es sagt mehr als alle Ihre Worte.«
    Sie beugte den Kopf vor und presste ihre Hand gegen die Stirn. »Ich will das nicht … Ich habe alles versucht … Ich muss gehen«, sagte sie hastig.
    »Cassidy.« Vince hielt sie bei den Schultern fest. Seine Stimme war sanft und leise, als er auf sie einredete. »Sie müssen zu ihm gehen! Sie müssen es ihm sagen.«
    »Das kann ich nicht.« Sie legte die Hände auf seine Brust und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Bitte, Sie dürfen ihm nichts sagen. Nehmen Sie einfach nur das Porträt mit und lassen Sie es gut sein.« Ihre Stimme klang brüchig, und als sie sich an Vince’ Brust wiederfand, warm und mitfühlend von seinen Armen eingeschlossen, da wehrte sie sich nicht. »Ich wusste doch von Anfang an, dass es irgendwann vorbei sein würde.« Sie schloss die Augen, um die Tränen zurückzudrängen, und erlaubte es sich, sich in die tröstende Umarmung fallen zu lassen, bis der Drang zu weinen nachließ.
    Vince streichelte ihr über den Kopf, bis er spürte, dass ihr Atem wieder ruhiger ging. Sanft drückte er ihr einen Kuss aufs Haar, dann hob er ihr Gesicht mit den Fingerspitzen an, sodass sie ihn ansah.
    »Cassidy, Colin ist mein Freund …«
    »Sehr interessant.«
    Mit einem Ruck wandte Cassidy den Blick zur Tür. Und auf Colin.
    »Das hatte ich bisher auch immer gedacht.« Colin sprach sehr ruhig. »Es scheint, als hätte ich mich in letzter Zeit in mehr als nur einer Person getäuscht.« Noch bevor er den Raum betrat und zu ihnen kam, fühlte Cassidy die Bedrohung, die von ihm ausging. »Gail sagte mir, dass ich dich hier oben finden kann«, meinte er, als er direkt vor ihr stand. »Zusammen mit meinem Freund.«
    »Colin …«, setzte Vince an, nur um von Colin durch einen vernichtenden Blick zum Schweigen gebracht zu werden.
    »Nimm deine Finger von ihr und halte dich da raus. Wenn ich fertig bin, kannst du wieder da weitermachen, wo ich dich unterbrochen habe.«
    Cassidy hörte die Wut in seiner Stimme und löste sich aus Vince’ Armen. »Bitte«, murmelte sie. Sie wollte keinen Streit zwischen den beiden Freunden auslösen. »Lassen Sie uns für einen Moment allein.« Als Vince seine Hand auf ihrem Arm liegen ließ, sah sie in seine Augen. »Bitte«, wiederholte sie.
    Nur unwillig ließ Vince seine Hand sinken. »Also gut, cara.« Er wandte sich kurz an Colin. »Ich habe noch nie erlebt, dass du dich in jemandem getäuscht hättest, mein Freund.« Damit durchquerte er den Raum und schloss leise die Tür des Ateliers hinter sich.
    Cassidy sah ihm nach und wartete noch einen Moment, bevor sie zu sprechen anhob. »Ich kam her, um das Kleid und den Schlüssel zurückzubringen.« Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, als Colin nichts erwiderte. »Gail sagte mir am Telefon, dass du unterwegs bist.«
    »Wie praktisch, dass das Studio für Vince und dich zur Verfügung stand.«
    »Colin, nicht …«
    »Siehst du dich schon in der Rolle der Herzogin?«, fragte er kalt. »Ich sollte dich wohl warnen. Vince ist bekannt für seine Großzügigkeit, dagegen weniger für seine Beständigkeit.« Sein Blick glitt unbarmherzig über ihr Gesicht. »Nun, eine Frau mit deinem Aussehen kann sicherlich in ein oder zwei kurzen Wochen so einiges für sich erreichen.«
    »Eine solche Bemerkung ist unter deiner Würde, Colin.« Sie drehte sich um und trat einen Schritt zur Seite, doch er griff nach ihrem Haar. Mit einem leisen Aufschrei voll Überraschung und Schmerz starrte sie ihn an.
    Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Er hatte sich mindestens einen Tag lang nicht rasiert, wenn nicht sogar länger. Erst jetzt fiel Cassidy auf, wie müde und erschöpft er aussah. Sie erinnerte sich, dass er niemals, nicht einmal nach stundenlangem Arbeiten Ermüdungserscheinungen gezeigt hatte. Sein Griff wurde fester.
    »Colin!« Zur Verteidigung hob sie die Hand und griff nach seinem Handgelenk.
    »So viel Unschuld«, zischte er gefährlich leise. »Diese Unschuld«, wiederholte er noch einmal. »Du bist eine wirklich clevere Frau, Cassidy.« Schnell und hart griffen seine Hände nach ihren Schultern. Stumm starrte Cassidy in sein Gesicht. Sie bekam Angst. »Es ist eine Sache, mit Worten zu lügen, aber eine andere, mit einem Blick zu lügen, mit den Augen zu lügen, Tag für Tag … Um das zu schaffen,
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