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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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vor.
    »Colin, bitte geh.« Sie schloss die Augen und massierte ihre Nasenwurzel. Ein schwerer Druck lag auf ihrer Brust. Tränen schossen ihr in die Augen. Nur nicht heulen, jetzt nur nicht heulen, sagte sie sich in Gedanken immer wieder vor.
    »Ich weiß, ich habe nicht das Recht, hier zu sein.« Colins Stimme klang tief und hart. »Ich weiß auch, dass ich nicht das Recht habe, dich zu bitten, mich überhaupt anzuhören. Ich bitte dich trotzdem.«
    »Es gibt nichts mehr zu sagen.« Cassidy zwang sich, gerade zu stehen und ihn anzusehen. »Ich will dich hier nicht haben«, sagte sie tonlos.
    Bei ihren Worten zuckte er zusammen. »Das verstehe ich, Cassidy. Aber ich denke, du hast das Recht auf eine Entschuldigung … eine Erklärung.«
    Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und langsam lockerte sie die Finger, spreizte sie und sah darauf hinab. »Ich weiß dieses Angebot zu schätzen, Colin, aber das ist nicht nötig. Und jetzt …« Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen. »Wenn das dann alles ist …«
    »Oh Cass, um Himmels willen, hab Erbarmen mit mir! Gestatte mir wenigstens, mich zu entschuldigen, bevor du mich aus deinem Leben aussperrst.«
    Unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen, starrte sie ihn stumm an. Colin hob die Champagnerflasche auf.
    »Ich scheine eine Party unterbrochen zu haben.« Er stellte die Flasche wieder ab und schaute Cassidy an. »Deine Party?«
    »Ja.« Sie schluckte und bemühte sich um einen neutralen Ton. »Ja. Ich habe allen Grund, zu feiern. Der Verlag hat mein Manuskript angenommen, mein Buch wird veröffentlicht. Ich habe es gerade erfahren.«
    »Cass …« Er kam zu ihr, hob die Hand, um sie an ihre Wange zu legen.
    Cassidy versteifte sich und wich hastig einen Schritt zurück. Sie erhaschte den Ausdruck, der über sein Gesicht zog, und wusste, dass sie ihn verletzt hatte. Langsam ließ Colin die Hand sinken.
    »Entschuldige«, begann sie.
    »Nein, du musst dich nicht entschuldigen.« Seine Stimme klang leise, hatte einen endgültigen Ton. »Ich darf wohl nicht erwarten, dass du eine Berührung von mir willkommen heißen würdest. Ich habe dir wehgetan.« Er brach ab, sah einen Moment lang auf seine Hand, bevor er den Blick wieder zu ihrem Gesicht hob. Er suchte den Kontakt mit ihren Augen. »Ich kenne dich ebenso gut wie mich selbst, und ich weiß, wie sehr ich dich verletzt habe. Damit werde ich den Rest meines Lebens leben müssen. Ich habe nicht das Recht, dich um Verzeihung zu bitten, aber ich möchte dich bitten, dir anzuhören, was ich zu sagen habe.«
    »Nun gut, Colin. Ich werde dir zuhören«, sagte Cassidy bedrückt. Sie holte tief Luft und bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Warum setzt du dich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging zum Fenster hinüber. Die Hände auf das Sims gestützt, sah er hinaus auf die Stadt. »Es hat aufgehört zu regnen, der Nebel fällt ein. Ich erinnere mich noch daran, wie du an dem Abend ausgesehen hast, als wir uns trafen. Du standest im Nebel und sahst zum Himmel auf. Ich dachte, du bist ein Trugbild.« Den letzten Satz murmelte er nur, fast wie zu sich selbst. »In meinem Kopf hatte ich ein Bild von einer Frau. Meine ganz eigene Vorstellung von Perfektion, die makellose Ausgewogenheit von Wesenszügen und -merkmalen. Als ich dich erblickte, da wusste ich, dass ich diese Frau gefunden hatte. Ich musste dich einfach malen.«
    Eine Weile lang verfiel er in grüblerisches Schweigen, starrte brütend zum Fenster hinaus. »Sobald wir mit den Sitzungen angefangen hatten, fand ich heraus, dass du tatsächlich alles in dir trägst, wonach ich suchte – Güte, Wärme, Lebenslust, Stärke, Intelligenz, Leidenschaft. Je länger ich dich malte, desto mehr war ich von dir fasziniert. Ich habe einmal zu dir gesagt, dass du mich verhext hast. Fast glaube ich es. Ich habe nie eine Frau kennengelernt, die ich mehr wollte als ich dich will.«
    Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. Das einfallende Licht warf Schatten auf sein Gesicht. »Mit jedem Mal, das ich dich berührt habe, wollte ich mehr von dir. An jenem Abend auf dem Hausboot habe ich nicht mit dir geschlafen, weil ich nicht wollte, dass du dich für nichts anderes als eine weitere von meinen Eroberungen hältst. Ich konnte es unmöglich ausnutzen, dass du dich in mich verliebt hast.«
    Bei seinen Worten schloss Cassidy die Augen. Ein gequälter Laut schlüpfte ihr über die Lippen.
    »Bitte, lass mich erst zu Ende reden. Dann kam der Tag, an dem das
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