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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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Porträt fertig war, und du hast alles abgestritten. Du hast behauptet, dass die Dinge, die ich gesehen habe, nur meiner eigenen Fantasie entspringen. Du warst so kühl und gleichgültig. Du hast mich fast zerstört … Ich hatte nicht einmal geahnt, welche Macht du über mich hast«, fuhr er leise fort. »Diese Erkenntnis tat weh, sehr weh. Ich wollte mehr von dir, brauchte mehr, aber du sagtest, du hättest nichts mehr zu geben. Ich war so wütend, als du weggerannt bist, und ich ließ dich gehen. Als ich mich wieder beruhigt hatte und später hierher zu deiner Wohnung kam, warst du nicht mehr da. Zwei Wochen lang bin ich fast verrückt geworden, weil ich nicht wusste, wo du warst oder wann – schlimmer noch, ob – du zurückkommen würdest. Dein Freund von nebenan hatte nur deine kryptische kleine Notiz und konnte mir auch nicht mehr sagen.«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Du warst bei Jeff?«
    »Cassidy, verstehst du denn nicht? Beim letzten Mal, als ich dich sah, bist du vor mir weggelaufen. Und dann warst du verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, wo du warst oder wie ich dich finden konnte. Vielleicht war dir ja etwas Schreckliches passiert. Ich bin langsam wahnsinnig geworden.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Es tut mir leid, Colin. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du dir Sorgen machen würdest.«
    » Sorgen machen?«, wiederholte er ungläubig. »Ich war völlig fertig mit den Nerven! Zwei Wochen, Cassidy! Zwei Wochen ohne ein Lebenszeichen von dir! Weißt du eigentlich, wie hilflos man sich fühlt, wenn man nichts anderes tun kann als warten? Ohne etwas Genaues zu wissen? Ich war jeden Tag in Fisherman’s Wharf, bin täglich durch die ganze Stadt gelaufen. Wo in Himmels Namen warst du?« Seine Stimme war immer lauter geworden, bis er schließlich fast schrie. Er fing sich und hob abwehrend die Hände, noch bevor sie antworten konnte. Sie sah, wie er tief Luft holte, um sich dann abzuwenden. »Entschuldige, es tut mir leid. Ich habe nicht besonders viel in den letzten Tagen geschlafen, das hat keine gute Wirkung auf meine Selbstbeherrschung.«
    Seine Bewegungen wirkten eckig und rastlos, als er im Zimmer auf und ab zu wandern begann. Er blieb stehen und hob Cassidys Champagnerglas an. Nachdenklich betrachtete er die Rillen in der dicken Glaswand. »Ein interessantes Konzept für ein Weinglas«, murmelte er. Er drehte sich zu ihr zurück und prostete ihr zu. »Auf dich, Cass. Auf dich allein.« Er hob das Glas und leerte es in einem Zug.
    Cassidy senkte den Blick. »Colin, es tut mir wirklich leid, dass du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast. Ich habe gearbeitet und …«
    »Nicht«, unterbrach er sie. »Du brauchst mir nichts zu erklären.« Seine Stimme klang jetzt wieder kontrollierter. »Hör nur einfach weiter zu. Als ich ins Atelier kam und dich mit Vince zusammen sah, ist in mir eine Sicherung durchgebrannt. Natürlich könnte ich jetzt alle möglichen Entschuldigungen anführen – Druck, Übermüdung, Irrsinn … du kannst dir etwas aussuchen. Aber nichts davon rechtfertigt, was ich zu dir gesagt habe. Nichts kann das entschuldigen.« Sein Blick sprach Bände. »Ich verachte mich dafür, dass ich dich zum Weinen gebracht habe. Ich habe die Dinge gehasst, die ich zu dir sagte, schon während ich sie ausgesprochen habe. Aber dich im Atelier vorzufinden, zusammen mit Vince, nachdem ich all die Tage überall nach dir gesucht habe …« Er brach ab, schüttelte den Kopf und ging zurück zum Fenster.
    »Gail hat das Timing wirklich sorgfältig abgepasst«, fuhr er fort. »Sie wusste, was ich in den zwei Wochen durchgemacht habe. Sie kennt mich gut genug, um einzuschätzen, wie ich auf dich und Vince reagieren würde und darauf, euch beide zusammen anzutreffen. Sie hat ihn unter einem Vorwand ins Atelier hochgeschickt, kurz bevor ich zurückgekommen bin. Mir hat sie dann erzählt, dass ihr beide euch dort getroffen habt. Sie hat den Köder ausgelegt, und ich war dumm genug, ihn zu schlucken.« Er rieb sich mit einer Hand über den Nacken, so als müsse er die Anspannung wegmassieren.
    »Gail und ich hatten bis vor ungefähr einem Jahr eine lockere Beziehung. Die Dinge wurden mit der Zeit immer komplizierter. Ich hätte daran denken sollen, mit wem ich es hier zu tun habe, aber ich habe nicht nachgedacht. Gail hat übrigens beschlossen, für eine Weile – vielleicht für immer – an die Ostküste überzusiedeln.« Er machte eine lange Pause, bevor er sich zu Cassidy umdrehte. »Ich würde gerne
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