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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers
Autoren: Nora Roberts
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ihre Tasche und rannte aus dem Haus, zurück in den Regen. Zehn Minuten später hämmerte sie mit der Faust an Jeffs Wohnungstür. Die Gitarre in der Hand, öffnete er die Tür.
    »Cassidy, du bist wieder da! Wo warst du bloß? Wir wollten schon einen Suchtrupp losschicken …« Er hielt inne und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Du bist ja völlig durchweicht.«
    »Ich bin gar nicht durchweicht«, widersprach sie gespielt pikiert und tropfte leise vor sich hin auf den Flurboden. Sie hielt die Flasche Champagner vor seine Nase. »Ich bin etwas viel zu Besonderes, um durchweicht zu sein. Ich bin dabei, in die Annalen der Weltliteratur aufgenommen zu werden. Ich werde veröffentlicht und gedruckt und in der Stadtbibliothek zu finden sein.«
    »Du hast dein Buch verkauft!« Mit einem lauten Triumphschrei schloss Jeff sie mit der Gitarre in der Hand in seine Arme.
    Lachend machte Cassidy sich frei. »Ist das eine Art, einen so weltbewegenden Augenblick zu würdigen? Du Banause!« Sie schob sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Aber da ich eine so außergewöhnliche Person bin, werde ich meinen Champagner mit dir teilen. In meinem Salon. Abendgarderobe ist nicht vorgeschrieben.« Sie drehte sich zu ihrer Apartmenttür um, schloss auf und winkte Jeff zu sich. Er stellte seine Gitarre grinsend ab und folgte ihr.
    »Hier«, er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und nahm Cassidy die Flasche aus der Hand. »Ich kümmere mich darum, und du gehst dich erst einmal abtrocknen und umziehen. Sonst scheidest du noch an einer Lungenentzündung dahin, bevor die erste gedruckte Ausgabe in den Regalen steht.«
    Als sie aus dem Bad zurückkam, eingewickelt in einen flauschigen Frotteebademantel, und sich mit einem Handtuch das Haar trocken rubbelte, ließ Jeff gerade den Korken knallen. Eine perlende Fontäne spritzte aus dem Flaschenhals.
    »Das ist gut für den Teppich«, behauptete er und schenkte die Gläser voll. »Ich konnte leider nur diese Senfgläser finden.«
    »Mein Kristall ist leider zerschlagen worden«, tat sie gespielt hochmütig ab und hielt ihr Glas zu einem Toast hoch. »Auf einen sehr weisen Mann«, prostete sie.
    Jeff hob ebenfalls sein Glas. »Und wer soll das sein?«
    »Mein Verleger«, verkündete sie keck grinsend und nahm einen kräftigen Schluck. »Ein ausgezeichneter Jahrgang.« Sie sah kritisch in die perlende goldene Flüssigkeit.
    »Und welcher Jahrgang ist das?« Jeff fasste nach der Flasche und studierte neugierig das Etikett.
    »Dieses Jahr.« Cassidy lachte und nippte erneut. »Ich kaufe immer nur neuen Champagner.«
    Sie prosteten einander zu, dann beugte Jeff sich vor und küsste sie. »Herzlichen Glückwunsch, Baby.« Er zog ihr das feuchte Handtuch von den Schultern. »Und? Wie fühlt es sich an?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Ich fühle mich, als sei ich jemand anders.« Sie griff nach der Flasche und füllte die Gläser nach. Sie wusste, sie musste sich bewegen, musste weiterreden. Sie konnte jetzt nicht ernsthaft darüber nachdenken, was sie heute gewonnen hatte – sonst würde sie automatisch auch daran denken, was sie verloren hatte. »Ich hätte noch eine Flasche kaufen sollen.« Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. »Das hier ist definitiv ein Anlass für zwei Flaschen.« Sie trank noch einen Schluck. Sie fühlte bereits, wie der Alkohol ihr zu Kopf stieg. »Das letzte Mal habe ich Champagner getrunken …« Sie hielt inne, dachte nach, schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie wedelte mit der Hand, als wolle sie eine Erinnerung verscheuchen. »Das war auf Barbara Seabrights Hochzeit in Sausalito. Einer der Platzanweiser hat mir in der Garderobe einen unsittlichen Antrag gemacht.«
    Lachend trank Jeff einen Schluck. Es klopfte an der Tür, und Cassidy rief gut gelaunt: »Nur herein, der Champagner reicht auch für …« Die restlichen Worte blieben ihr im Hals stecken, als Colin eintrat.
    Alle Farbe wich Cassidy aus dem Gesicht. Ihre Augen verdunkelten sich. Jeff sah schnell von einem zum anderen, dann setzte er sein Glas ab.
    »Nun, ich gehe dann jetzt besser. Danke für den Champagner, Baby. Wir sehen uns später noch.«
    »Nein, Jeff«, hob Cassidy an, »du musst nicht …«
    »Ich habe nachher noch einen Auftritt«, behauptete er und nahm sanft ihre Hand von seinem Arm, mit der sie ihn zurückhalten wollte. Sie sah, wie er einen langen Blick mit Colin austauschte, dann schlüpfte er zur Tür hinaus.
    »Cass.« Colin trat
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