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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken
Autoren: Megan McFadden
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Reisegepäck zu richten, so gut es ging, und stieg die Treppe hinauf. Zähneknirschend erinnerte er sich daran, dass die Soldaten auch in seinen Wohnräumen gewütet hatten, vermutlich lag dort oben alles in Trümmern – von Wertgegenständen und Kunstobjekten, die unter der Hand verschwunden waren, gar nicht erst zu reden.
    Als er jedoch die Tür zu seinem Salon öffnete, begriff er, dass auch die schlimmsten Erwartungen noch übertroffen werden konnten. Inmitten umgestürzter Möbel und herabgerissener Vorhänge stand eine zarte, junge Frau in weißem Sommerkleid, einen leichten, weinroten Schal um die Schultern geworfen. Ihr Gesicht war von dem hellen Schotenhut beschattet, die braunen Augen wirkten groß und hilflos.
    Andrej prallte zurück, als habe eine plötzliche Feuersbrunst sich vor ihm erhoben. „Was haben Sie hier zu suchen?“
    Natalja fuhr ein wenig zusammen, denn sein Ton war mehr als unfreundlich. Zudem deutete das Chaos in diesem Zimmer darauf hin, dass er in dieser Nacht offensichtlich eine wilde Orgie gefeiert hatte. Aber sie war wild entschlossen, sich durch nichts und niemanden einschüchtern zu lassen. „Sie waren so gütig, mir Ihre Hilfe anzubieten, Andrej Semjonitsch. Nun – ich bin gekommen, weil ich von Ihrem Angebot Gebrauch machen möchte. Ich bin in einer schwierigen Lage.“
    Die Situation war so grotesk, dass er in Lachen ausbrach. Sie brauchte seine Hilfe! Diese sture, kleine Person glaubte allen Ernstes, er habe nichts anderes zu tun, als sich mit ihren Problemen zu befassen!
    „Bedaure, Comtesse! Ich reise heute noch ab. Vielleicht ein anderes Mal.“ Er machte sich daran, einen der umgestürzten Sessel wieder aufzurichten, hielt jedoch inne, als er sie aufschluchzen hörte. Verdammt noch mal – weinende Frauen machten ihm Angst.
    „Ich flehe Sie an, Andrej Semjonitsch! Sie sind meine einzige Hoffnung. Bitte helfen Sie mir, sonst sterbe ich vor Verzweiflung!“ Sie hatte die Hände vors Gesicht genommen, ihr ganzer Körper bebte, der Hut war zur Seite gerutscht, und das blonde Haar quoll darunter hervor. Andrej fühlte sich hilflos bei diesem Anblick, seine Stimmung schlug um, und plötzlich empfand er tiefes Mitgefühl. Diese schöne junge Frau tat ihm leid, er selbst tat sich ebenfalls leid – wenn er diesen elenden Versager Oleg jetzt vor sich gehabt hätte, hätte er ihn mit Freuden erwürgt.
    Vorsichtig näherte er sich ihr, blieb einen Schritt entfernt stehen und berührte zaghaft den roten, goldbestickten Schal, der von ihren Schultern gerutscht war. Sie zuckte zusammen und fuhr erschrocken zurück.
    „Ich wünschte wirklich, ich könnte Ihnen helfen, Comtesse“, sagte er in sanftem Ton, „aber ich wüsste nicht, wie.“
    Sie hatte die Hände von ihrem verweinten Gesicht genommen und schniefte kurz. Was für eine hübsche, kleine Nase sie hatte. Und wie bezaubernd ihr die Tränen standen, die an ihren langen Wimpern hingen.
    „Sie wissen, wo Oleg ist. Sagen Sie es mir. Bitte!“
    „Ich habe keine Ahnung …“
    „Man beschuldigt ihn eines scheußlichen Verbrechens, das er nicht begangen hat. Verstehen Sie nicht? Er ist unschuldig angeklagt und wird sterben, wenn wir ihm nicht helfen!“
    Er starrte sie an und überlegte, wie sie auf die irrwitzige Idee kam, er könne beabsichtigen, ihrem Verlobten aus der Patsche zu helfen. „Ich will Ihnen einmal etwas sagen, Comtesse: Vergessen Sie diesen Oleg Petrow, er ist es weiß Gott nicht wert, dass Sie sich derart für ihn einsetzen.“
    Er konnte fast spüren, wie sie bei diesen Worten erstarrte. Himmel, war dieses Mädchen unbelehrbar! Jetzt hob sie wieder das Kinn, und ihre Augen funkelten ihn zornig an. „Ich will Ihnen auch etwas sagen, Andrej Semjonitsch: Behalten Sie Ihre Ansichten für sich, sie interessieren mich nicht!“
    Er steckte die Abfuhr ein und fragte sich, wie es diesem abgehalfterten Charmeur Petrow eigentlich geglückt sein mochte, solch ein erstaunliches Mädchen für sich einzunehmen. „Meine Güte!“, entfuhr es ihm. „Sie sind blutjung, bezaubernd schön, aus guter Familie – Sie können Dutzenden junger Adeliger den Kopf verdrehen und Hunderte von guten Partien machen. Stattdessen hängen Sie stur und eigensinnig an diesem Kerl, der nichts als ein windiger Weiberheld und Versager ist!“
    Sie riss die Augen auf, öffnete den Mund, um zu antworten, brachte jedoch vor Erregung kein einziges Wort heraus. Andrej nahm die Gelegenheit wahr, um sich einiges von der Seele zu reden. Je eher sie um
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