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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken
Autoren: Megan McFadden
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diese Dinge wusste, desto besser für sie. „Wissen Sie, warum er sich unbedingt mit Ihnen verloben wollte? Aus Leidenschaft zu Ihren schönen Augen? Keineswegs. Oleg Petrow ist vollkommen pleite und hat dazu noch einen Haufen Schulden. Weil er nämlich ein notorischer Spieler, Säufer und Hurenbock ist, was er bisher vor aller Welt sehr geschickt verborgen hielt. So schaut die Wahrheit aus, schöne Dame!“
    Er war nicht darauf gefasst gewesen, deshalb traf ihn die Ohrfeige mit voller Härte ins Gesicht. Verblüfft stand er da, zu keiner Bewegung fähig, und starrte sie an. Ihre Augen blitzten so gefährlich, dass er schon fürchtete, sie würde noch einmal zuschlagen. Himmel, diese Frau hatte Feuer.
    „Wagen Sie es nicht noch einmal, meinen Verlobten in meiner Gegenwart zu beschimpfen!“, rief sie aus. „Sie selbst sind der Spieler und Säufer und auch der …“ Natalja gelang es nicht, das schreckliche Wort auszusprechen. Aber sie ließ sich dennoch nicht einschüchtern. „Man sieht ja deutlich an diesem Raum, wie Sie Ihre Abende verbringen!“, fügte sie zornig hinzu.
    Er hatte die Hand auf seine Wange gelegt und stellte anerkennend fest, dass sie einen wenig damenhaften Schlag am Leibe hatte. Vermutlich tat ihr jetzt die Hand weh. „Klug erkannt, Comtesse“, sagte er ironisch. „Damit sind wir uns nun wohl einig?“
    „Keineswegs. Ich möchte wissen, wo Oleg sich aufhält.“
    „Und ich habe gesagt, dass ich es nicht weiß.“
    „Sie lügen mich an, Andrej Semjonitsch!“
    Diese Frau war starrsinniger als ein Maultier. Er hatte heute schon genug Ärger gehabt, mochte sie so bezaubernd sein, wie sie nur wollte – sie zerrte an seinen Nerven. Wenn er sie nur endlich los wäre!
    „Gut, ich habe versucht, Sie zu schonen. Aber da Sie mich zwingen, kann ich nicht anders. Ihr heißgeliebter Bräutigam sitzt zurzeit in Perm im Kerker und erwartet sein Urteil, das ihn entweder an den Galgen oder nach Sibirien bringt. Sind Sie jetzt zufrieden?“ Gleich darauf wünschte er, geschwiegen zu haben. Sie wurde bleich, und ihre Lippen zitterten so, dass er schon fürchtete, sie würde in Ohnmacht sinken und er müsse sie auffangen. Doch er täuschte sich.
    „Bringen Sie mich dorthin. Ich bezahle Ihnen, was immer Sie wollen.“
    Sie war tatsächlich vollkommen verrückt. Eine kleine Irrsinnige. Vermutlich hielt sie die Reise in den Ural für eine Spazierfahrt. „Bedaure, Comtesse. Ich sagte ja, dass ich gerade abreise.“
    „Wohin reisen Sie?“
    „Nach Moskau“, log er, „ich habe dort Familie.“
    „Dann nehmen Sie mich wenigstens bis dorthin mit.“
    „Wie stellen Sie sich das vor? Wollen Sie ganz allein mit einem stadtbekannten Säufer und Hurenbock verreisen, Comtesse? Sie sollten ein wenig auf Ihren guten Ruf bedacht sein.“
    Sie kniff aufgeregt die Lippen zusammen, aber in ihren Augen spiegelte sich wilde Entschlossenheit. „Meinen guten Ruf lassen Sie ruhig meine Sorge sein, Andrej Semjonitsch. Ich bin sofort reisefertig, Sie werden meinetwegen keine Zeit verlieren …“
    Jetzt platzte ihm der Kragen – solche Verbohrtheit war ihm bisher noch nicht untergekommen. „Meine Antwort ist nein und bleibt auch nein, Comtesse. Geht das in Ihren sturen, kleinen Schädel hinein, ja?“, brüllte er sie in voller Lautstärke an.
    Er hatte Tränen erwartet nach dieser Demonstration seiner überlegenen Männlichkeit, doch sie dachte nicht daran zu heulen. Stattdessen ballte sie die zarten Fäuste und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Fahren Sie doch zum Teufel, Sie … Sie elender Maulheld. Sie schmieriger Wüstling! Hoffentlich landen Sie recht bald dort, wo Sie hingehören: hinter Gittern!“ Sie fegte an ihm vorbei und riss die Tür so schwungvoll auf, dass der Diener, der dahinter gelauscht hatte, kaum noch Zeit hatte, sich in eine Ecke zu drücken.
    Donnerwetter – dieses wohlerzogene Mädchen konnte fluchen. Eine ganz erstaunliche Person. Er war ein wenig besorgt um sie, tröstete sich aber damit, dass ihre Familie sie ganz sicher zur Räson bringen würde.
    „Macht mit mir, was Ihr wollt, Herrin“, jammerte Jefim und breitete verzweifelt die Arme aus. „Schlagt mich, tretet mich mit Füßen – aber ich kann Euch nicht gehorchen. Ich habe Eurer Großmutter bei meiner Seligkeit schwören müssen …“
    „Verdammt noch mal, Jefim – meine Großmutter hätte ganz sicher nichts dagegen. Sie hat sich doch auch mit meiner Reise nach Petersburg abgefunden.“
    „Schweren Herzens, Herrin,
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