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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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etwa deprimierend erschien, und eins über kosmische Katastrophen, denn in vielerlei Hinsicht ist das Universum deprimierend.
    Die Scheibenwelt-Geschichte hat sich im Vergleich zur Wissenschaft als robuster erwiesen. Wie zu erwarten war. Die Scheibenwelt hat eben viel mehr Sinn als die Rundwelt.
    TP, IS & JC IM JANUAR 2002

EINS
    Die Spaltung des Thaums
    Manche Fragen sollten nicht gestellt werden. Doch sie waren praktisch unausweichlich.
    »Wie funktioniert es?« fragte Erzkanzler Mustrum Ridcully, Rektor der Unsichtbaren Universität.
    Diese Frage verabscheute Ponder Stibbons fast ebensosehr wie die Frage ›Wieviel kostet es?‹ Es handelte sich um zwei der schwierigsten Fragen, mit denen ein Forscher konfrontiert wurde. Er war de facto für die magische Entwicklung an der Universität zuständig, und in dieser Funktion vermied er finanzielle Fragen um jeden Preis.
    »Auf eine recht komplexe Art und Weise«, antwortete er schließlich.
    »Ah.«
    » Ich wüßte gern, wann wir den Squashplatz zurückbekommen«, ließ sich der Oberste Hirte vernehmen.
    »Du spielst nie, Oberster Hirte«, sagte Ridcully und sah an der großen schwarzen Vorrichtung hinauf, die auf dem alten Universitätshof stand.* [ * Das von den Zauberern gespielte ›echte‹ Squash hat kaum Ähnlichkeit mit der schweißintensiven Hochgeschwindigkeitsversion, die man anderenorts kennt. Zauberer sehen keinen Sinn darin, sich schnell zu bewegen. Der Ball wird eher träge geschlagen. Allerdings sorgen magische Inkonsistenzen im Boden und in den Wänden dafür, daß der Ball nicht unbedingt von der gleichen Wand abprallt, an die er stößt. Später begriff Ponder Stibbons, daß es besser gewesen wäre, diesem Punkt größere Beachtung zu schenken. Für ein magisches Teilchen gibt es nichts Aufregenderes, als auf sich selbst zu treffen. ]
    »Aber vielleicht möchte ich es eines Tages. Und es wird verdammt schwer, wenn uns dabei dieses Ding im Weg steht. Wir müßten ganz neue Regeln bestimmen.«
    Draußen sammelte sich Schnee an den hohen Fenstern. Dies war der längste Winter seit Menschengedenken. Er war sogar so lang, daß das Menschengedenken kürzer wurde, denn einige der ältesten Bewohner der Stadt starben. Der Frost durchdrang sogar die dicken Mauern der Unsichtbaren Universität, sehr zum Verdruß der Fakultät. Zauberer können mit Entbehrungen und Unannehmlichkeiten aller Art fertig werden, vorausgesetzt natürlich, sie betreffen andere.
    Aus diesem Grund war Ponder Stibbons’ Projekt endlich genehmigt worden, nach drei langen Jahren des Wartens. Sein Hinweis, die Spaltung des Thaums würde die Grenzen des Wissens zurückdrängen, stieß auf taube Ohren. Die Grenzen von irgend etwas zurückzudrängen … Die Zauberer verglichen diesen Vorgang damit, einen sehr großen feuchten Stein hochzuheben. Als Ponder betonte, die Spaltung des Thaums werde die Gesamtsumme menschlicher Zufriedenheit vergrößern, bekam er zur Antwort, alle seien bereits recht zufrieden.
    Schließlich sprach er davon, daß die Spaltung des Thaums gewaltige Mengen magischer Energie freisetze, die sich leicht in billige Wärme umwandeln lasse. Das funktionierte. Die Fakultät zeigte nur mäßiges Interesse, wenn es um Wissen an sich ging, aber ihr Enthusiasmus wuchs erheblich, wenn man ihr warme Schlafzimmer in Aussicht stellte.
    Die anderen Zauberer wanderten auf dem Hof umher, der jetzt nicht mehr annähernd soviel Platz bot wie früher, und betasteten den Apparat. Der Erzkanzler nahm die Pfeife aus dem Mund und klopfte sie geistesabwesend an der mattschwarzen Vorrichtung aus.
    »Äh … das solltest du besser unterlassen, Herr«, sagte Ponder.
    »Warum denn?«
    »Weil … weil, äh …, weil die Möglichkeit besteht, daß …« Ponder unterbrach sich. »Um zu vermeiden, daß es hier schmutzig wird, Herr.«
    »Ah. Guter Hinweis. Das Ding könnte also nicht explodieren, oder?«
    »Äh … nein, Herr. Haha«, erwiderte Ponder kummervoll. »Dazu ist viel mehr erforderlich, Herr …«
    Mit einem lauten Pochen prallte ein Squashball erst von der Wand und dann von der Außenhülle des Apparats ab. Er schlug dem Erzkanzler die Pfeife aus dem Mund.
    »Das warst du , Dekan«, sagte Ridcully vorwurfsvoll. »Meine Güte, jahrelang beachtet ihr den Hof überhaupt nicht, und plötzlich wollt ihr alle … Stibbons? Stibbons?«
    Er stieß den leitenden Forschungsmagier der Universität an, der sich geduckt hatte. Ponder Stibbons hob den Kopf ein wenig und blickte durch die
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