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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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Buches. Das ist Unsinn – wenn es wahr wäre, dann wäre von Roger Penrose’ Computerdenken (The Emperor’s New Mind) ein Achtel Exemplar verkauft worden, während der tatsächliche Absatz in die Hunderttausende geht. Aber nur für den Fall, daß etwas Wahres an dem Mythos sein sollte, haben wir diese Beschreibung der Formel gewählt, um die potentiellen Verkaufszahlen unseres Buches zu verdoppeln. Sie wissen alle, welche Formel wir meinen. In mathematischen Symbolen findet man sie auf Seite 138 von Stephen Hawkings Eine kurze Geschichte der Zeit (deutsche Paperback-Ausgabe bei Rowohlt); wenn also der Mythos wahr ist, hätte er doppelt so viele Exemplare verkaufen können – ein schwindelerregender Gedanke. ] Einsteins Formel sagt uns, daß die in einer bestimmten Menge Materie ›enthaltene‹ Energie gleich der Masse dieser Materie ist, multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit und dann nochmals mit der Lichtgeschwindigkeit multipliziert. Wie Einstein sofort feststellte, ist das Licht so schnell, daß es sich überhaupt nicht zu bewegen scheint, also ist seine Geschwindigkeit ausgesprochen groß … und mit sich selbst multipliziert, ist sie riesig. Mit anderen Worten: Aus einem winzigen Stück Materie kann man eine gewaltige Menge Energie gewinnen, wenn man nur eine Methode findet, wie man das anstellt. Nun war Lise Meitner auf den Trick gekommen.
    Ob eine einzelne Gleichung nun die Verkaufszahlen eines Buches halbiert oder nicht, sie kann die Welt von Grund auf verändern.
    Hahn, Meitner und Straßmann veröffentlichten ihre Entdeckung im Januar 1939 in der britischen wissenschaftlichen Zeitschrift Nature. Neun Monate später befand sich Großbritannien im Krieg, einem Krieg, der durch die militärische Anwendung ihrer Entdeckung beendet werden sollte. Es ist eine Ironie, daß das größte wissenschaftliche Geheimnis des Zweiten Weltkriegs kurz vor Kriegsbeginn preisgegeben wurde, und es zeigt, wie wenig sich die Politiker damals der Möglichkeiten der Großen Wissenschaft – zum Guten oder zum Bösen – bewußt waren. Fermi erkannte augenblicklich, was in dem Artikel in Nature steckte, und zog einen weiteren hochrangigen Physiker hinzu, Niels Bohr, der auf einen neuen Dreh kam: die Kettenreaktion. Wenn eine besondere, seltene Form von Uran namens Uran-235 mit langsamen Neutronen beschossen wird, dann zerfällt sie nicht nur in andere Elemente und setzt Energie frei – sie sendet auch weitere Neutronen aus. Die ihrerseits weiteres Uran-235 beschießen … Die Reaktion hält sich selbst in Gang, und die freigesetzte Energie kann gigantisch sein.
    Würde es funktionieren? Konnte man auf diese Weise ›etwas umsonst‹ bekommen? Es war von Anfang an klar, daß es nicht einfach wäre, dies herauszufinden, da Uran-235 mit gewöhnlichem Uran (Uran-238) vermischt ist, und es herauszuholen, ist so, als suche man eine Nadel in einem Heuhaufen und die Nadel bestehe aus Stroh.
    Es gab noch mehr Sorgen … Vor allem: Würde das Experiment vielleicht zu erfolgreich sein, indem es eine Kettenreaktion auslöste, die sich nicht nur auf den im Experiment verfügbaren Vorrat an Uran-235 erstreckte, sondern auch alles andere auf der Erde erfaßte? Finge die Atmosphäre vielleicht Feuer? Die Berechnungen legten den Schluß nahe: wahrscheinlich nicht. Sollten außerdem die Alliierten die Kernspaltung nicht bald zum Funktionieren bringen, so bestand Anlaß zu der Befürchtung, daß die Deutschen ihnen zuvorkommen würden. Wenn zur Entscheidung stand, ob wir die Welt in die Luft jagen würden oder der Feind es täte, war klar, was zu tun war.
    Wenn man darüber nachdenkt, ist das kein glücklicher Satz.
    Loko hat bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Oklo im Südosten von Gabun, wo es Uranlagerstätten gibt. In den siebziger Jahren fanden französische Wissenschaftler Beweise, daß ein Teil dieses Urans entweder ungewöhnliche intensive Kernreaktionen durchgemacht hat oder viel, viel älter als der übrige Planet ist.
    Es könnte ein archäologisches Relikt einer uralten Zivilisation sein, deren Technik bis zur Atomenergie vorgedrungen war, doch eine langweiligere und plausiblere Erklärung besagt, daß Oklo ein ›natürlicher Reaktor‹ war. Rein zufällig enthielt diese Ansammlung von Uran mehr Uran-235, und über Hunderttausende von Jahren hinweg fand eine spontane Kettenreaktion statt. Die Natur brachte das lange vor der Wissenschaft fertig, und ohne Squashplatz.
    Es sei denn, es wäre doch ein archäologisches Relikt einer
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