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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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Lücken zwischen den Fingern.
    »Es wäre wirklich eine gute Idee, wenn sie damit aufhören würden, Squash zu spielen, Herr«, flüsterte er.
    »Das finde ich auch. Es gibt nichts Scheußlicheres als einen schwitzenden Zauberer. He, hört auf. Und kommt näher. Stibbons will uns jetzt alles erläutern.« Er bedachte den jungen Zauberer mit einem durchdringenden Blick. »Bestimmt wird es ein sehr informativer und interessanter Vortrag, nicht wahr, Stibbons? Er wird uns jetzt erklären, wofür er 55 879,45 AM$ ausgegeben hat.«
    »Und warum er einen wundervollen Squashplatz ruinieren mußte«, fügte der Oberste Hirte hinzu. Er klopfte mit seinem Schläger an den Apparat.
    »Und ich möchte wissen, ob dieses Ding sicher ist«, verlangte der Dekan. »Ich bin dagegen, an der Physik herumzupfuschen.«
    Ponder Stibbons verzog das Gesicht.
    »Ich versichere dir, Dekan: Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die … äh … Reaktionsmaschine jemanden tötet, ist sogar noch größer als die, beim Überqueren der Straße überfahren zu werden«, sagte er.
    »Tatsächlich? Oh, na schön.«
    In Gedanken wiederholte Ponder den improvisierten Satz und beschloß, ihn unter den gegebenen Umständen nicht zu korrigieren. Gespräche mit den alten Zauberern ähnelten dem Versuch, ein Kartenhaus zu bauen: Wenn irgend etwas stehenblieb, atmete man ganz vorsichtig und griff nach der nächsten Karte.
    Ponder hatte ein kleines System entwickelt, das er insgeheim Lügen-für-Zauberer nannte. Es war zu ihrem eigenen Besten, sagte er sich. Es hatte keinen Sinn, den Vorgesetzten alles zu verraten. Viele Dinge erforderten ihre Aufmerksamkeit, und sie wollten ihre Zeit nicht damit vergeuden, sich Erklärungen anzuhören. Es wäre falsch gewesen, sie mit Einzelheiten zu belasten. Eigentlich wünschten sie sich nur kleine Geschichten, die sie verstanden; anschließend gingen sie fort und hörten auf, sich Sorgen zu machen.
    Auf der anderen Seite des Hofes hatten Ponders Studenten etwas vorbereitet. Mehrere Rohrleitungen führten durch die Wand des nahen Forschungstrakts für hochenergetische Magie und verbanden ein Terminal mit HEX, der Denkmaschine der Unsichtbaren Universität. Daneben stand ein Sockel mit einem großen roten Hebel, an dem jemand ein rosarotes Band befestigt hatte.
    Ponder sah auf seine Notizen und blickte dann zur Fakultät.
    »Ähm …«, begann er.
    »Ich habe irgendwo ein Halsbonbon«, sagte der Oberste Hirte und klopfte auf seine Hosentaschen.
    Ponder betrachtete erneut seine Notizen und fühlte sich von schrecklicher Hoffnungslosigkeit erfaßt. Er konnte die Thaumspaltung gut erklären, vorausgesetzt, die zuhörende Person wußte bereits darüber Bescheid. Bei den alten Zauberern hingegen mußte er die Bedeutung eines jeden Wortes erklären, manchmal sogar von Worten wie ›und‹ und ›oder‹.
    Sein Blick glitt zur wassergefüllten Karaffe auf dem Pult, und er beschloß zu improvisieren.
    Ponder hob ein Glas Wasser.
    »Wußtet ihr«, sagte er, »daß das thaumische Potential in diesem Wasser … ich meine, sein magisches Feld, hervorgerufen vom Narrativiumgehalt, der uns mitteilt, daß es sich um Wasser handelt, und der dafür sorgt, daß der Inhalt des Glases Wasser bleibt und sich nicht etwa in, haha, eine Taube oder einen Frosch verwandelt … Nun, wußtet ihr, daß eine Freisetzung der entsprechenden Energie ausreichen würden, um diese ganze Universität bis zum Mond zu bringen?«
    Er strahlte.
    »Dann sollte sie besser im Glas bleiben«, bemerkte der Professor für unbestimmte Studien.
    Ponders Lächeln erstarrte.
    »Natürlich können wir nicht die gesamte Energie gewinnen«, fuhr er fort. »Aber wir …«
    »Genug, um einen kleinen Teil der Universität zum Mond zu bringen?« fragte der Dozent für neue Runen.
    »Der Dekan könnte einen Urlaub vertragen«, meinte der Erzkanzler.
    »Diese Bemerkung gefällt mir nicht, Erzkanzler.«
    »Ich wollte nur die Stimmung ein wenig verbessern, Dekan.«
    » Aber wir können genug Energie für viele nützliche Dinge freisetzen«, erklärte Ponder und hatte bereits Mühe.
    »Wir wär’s damit, mein Arbeitszimmer zu heizen?« warf der Dozent für neue Runen ein. »Heute morgen trug das Wasser im Krug schon wieder eine Eisschicht.«
    »Genau!« sagte Ponder und griff nach einer Lüge-für-Zauberer. »Wir können die Energie verwenden, um einen großen Kessel zu erhitzen! Darum geht es! Alles ist völlig harmlos und überhaupt nicht gefährlich! Deshalb hat mir der
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