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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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erste stieg zur schwindelerregenden Höhe von einem Dutzend Metern auf. Die Raketen haben es seither weit gebracht, Menschen zum Mond und Instrumente an den Rand des Sonnensystems befördert. Und es sind viel bessere Raketen. Trotzdem hat es etwas … Unelegantes , den Planeten auf einem riesigen Wegwerf-Feuerwerk zu verlassen.
    Bis vor kurzem galt es allgemein als unzweifelhaft, daß die zum Flug in den Weltraum benötigte Energie im Flugkörper mitgeführt werden muß. Wir haben aber schon die Anfänge einer Art, die Erde zu verlassen, bei der die Energiequelle fest am Boden bleibt. Dies ist der Laserantrieb, bei dem ein mächtiger Strom kohärenten Lichts auf einen festen Körper gerichtet wird und ihn buchstäblich vorantreibt. Es erfordert eine Menge Energie, aber in der High Energy Laser System Test Facility (Testeinrichtung für Hochenergie-Lasersysteme) in White Sands sind schon von Leik Myrabo erfundene Prototypen getestet worden. Im November 1997 erreichte ein kleines Projektil die Höhe von 15 m in 5,5 Sekunden, bis zum Dezember war das auf 20 m in 4,9 Sekunden verbessert worden. Das klingt vielleicht nicht beeindruckend, aber vergleichen Sie es mit Goddards erster Rakete. Zu der Methode gehört, daß das Projektil mit 6000 Umdrehungen pro Minute rotiert, um Kreiselstabilität zu gewinnen. Dann werden zwanzig Laserimpulse pro Sekunde auf einen besonders geformten Hohlraum gerichtet, die die Luft unter dem Flugkörper erhitzen und eine Druckwelle von Tausenden von Atmosphären mit Temperaturen bis zu 30 000 Kelvin erzeugen – und die treibt das Projektil voran. In größeren Höhen wird die Luft sehr dünn, und ein Flugkörper dieser Art würde einen Treibstoffvorrat an Bord brauchen. Der Treibstoff würde in den Hohlraum gepumpt, wo ihn der Laser verdampft. Ein Megawatt-Laser könnte einen Flugkörper von 1 kg in eine Erdumlaufbahn bringen.
    Es ist auch eine sehr mächtige Waffe …
    Eine andere Möglichkeit ist Energiestrahlung. Es ist möglich, elektromagnetische Energie in Form von Mikrowellen vom Boden her ›auszustrahlen‹. Das ist nicht bloß Phantasie: 1975 haben Dick Dickinson und William Brown 30 Kilowatt Energie – das reicht für dreißig Elektroöfen – über eine Entfernung von einer Meile gestrahlt. James Benford und Myrabo haben vorgeschlagen, ein Raumfahrzeug zu starten, indem man Mikrowellen im Millimeterbereich verwendet, die von der Atmosphäre nicht abgeschwächt werden. Das ist eine Variation der Lasermethode und würde dieselbe Art Projektil verwenden.
    Beide Methoden erfordern eine Menge Ausgangsenergie und zeigen Spuren der technischen Grundannahme, daß man zum Flug in den Weltraum eine Menge Energie benötigt, um die Erdanziehung zu überwinden. Sie haben den Vorteil, daß sich die Quelle der Ausgangsenergie einfach auf dem Planeten befindet; das Tausend-Megawatt-Elektrizitätswerk, das der Laserantrieb benötigen würde, könnte fürs allgemeine Netz arbeiten, wenn gerade kein Start stattfindet.
    Eine raffiniertere Methode, die erstmals in den fünfziger Jahren vorgeschlagen wurde, sind die Bolas. Herkömmliche Bolas sind ein Jagdgerät, bei dem drei Gewichte an Schnüre geknüpft werden und die anderen Enden der Schnüre zusammengebunden werden. Wenn sie geworfen werden, drehen sie sich umeinander, so daß die Gewichte auseinanderstreben, bis sie das Ziel treffen; dann kreisen die Gewichte spiralförmig nach innen und treffen mit tödlichem Schlag auf. Dieselbe Art von Gerät könnte in eine vertikale Ebene überm Äquator gebracht werden, so etwas wie ein gigantisches Riesenrad mit nur drei Speichen. An den Enden der Speichen befänden sich druckisolierte Kabinen. Der tiefste Punkt, den die Bolas bei ihrem Umlauf erreichen, läge in der unteren Atmosphäre, der höchste ein ganzes Stück draußen im Weltraum. Man würde mit einem Flugzeug hinauffliegen, in die erste vorbeikommende Kabine umsteigen und nach oben mitgenommen werden. Das größte Hindernis für die Herstellung solch einer Maschine ist das Kabel, das fester als alle bekannten Materialien sein müßte – aber Kohlenstoff-Fasern sind auf dem besten Weg, genug Festigkeit mit hinreichend geringem Gewicht zu vereinen. Die Luftreibung würde die Rotation der Bolas allmählich verlangsamen, doch das könnte durch die Verwendung von Sonnenenergie-Kollektoren oben im Weltraum ausgeglichen werden.
    Die am meisten gefeierte Vorrichtung dieses Typs ist jedoch der Weltraumlift. Wir haben das in Kapitel 4
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