Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin
Autoren: Ira Miller
Vom Netzwerk:
eine Partnerin, die an die Macht ihrer Weiblichkeit glaubt.
    Ich habe Frauen gesehen, die etwas besitzen und einsetzen, das ich nur weibliche Mystik nennen kann. Von ihrer weiblichen Sensibilität und femininen Klugheit bin ich einfach hingerissen.
    Ich brauche eine romantische Partnerin.
    Ich brauche das Gefühl, vollkommen berührt zu werden, Wärme, die über bloße Sexualität, über ganz simple Orgasmen hinausreicht.
    Irgendwie stelle ich mir die vollkommene Ergänzung vor; meine Liebhaberin und ich wüssten immer genau, wann der richtige Augenblick ist, sich für den anderen zu öffnen, die Hand auszustrecken und nach dem zu greifen, was immer wir miteinander zu teilen haben.
    Lachen Sie nicht. Ich weiß, dass es fast absurd ist, zu glauben, dass auch nur ein Mensch auf der Welt genauso sein könnte, wie ich ihn eben beschrieben habe. (Noch absurder ist es, diese Ansprüche auf einen Teenager zu übertragen.) Aber bin ich nicht noch zu jung, um meine Ideale schon aufzugeben?
    Als die Klasse am nächsten Morgen nach der ersten Stunde den Raum verließ, sagte ich in lehrerhaftem Ton: »Annie, kann ich dich einen Augenblick sprechen?« Ich wollte mit ihr reden, den Schmerz der gestrigen Zurückweisung vielleicht ein wenig lindern. Sie ging ruhig an mir vorbei und flüsterte, dass nur ich es hören konnte: »Geh, mach’s dir selbst!« Sie hatte sich offenbar schnell erholt.
    Zwei Stunden später befand ich mich auf dem Weg ins Lehrerzimmer; ich hatte noch einige Tests auszuarbeiten.
    Schüler rannten an mir vorbei, um noch rechtzeitig in die nächste Unterrichtsstunde zu gelangen. Ich sah Annie und Clara auf mich zukommen.
    Vermutlich wollten sie an mir vorbeigehen und so tun, als hätten sie mich nicht gesehen. Ich hätte sie in Ruhe lassen sollen. Annie war sicherlich stark genug, einen Anfall von Schwärmerei (die erste Liebe?) leicht zu überwinden.
    Doch ich sagte mir, dass ich es nicht ertragen könnte, von einer Schülerin gehasst zu werden. Ich wollte ihr Freund sein. »Wir müssen nicht miteinander spielen«, sagte ich deshalb leise über die Schulter, als die beiden fast an mir vorbei waren. Meine Worte waren eher an einen gleich gestellten Partner gerichtet, nicht an eine kleine Schülerin. Nervös blickte ich Clara an und fragte mich, was sie wohl schon alles wüsste. Ohne von Annie dazu aufgefordert zu werden, ging Clara weg. Ihr Gesicht zeigte keine Regung.
    »Ich möchte über gestern Abend reden. Hast du dein Lunch mitgebracht?«
    »Ich brauche niemanden, der mich zusammenflickt. Wenn du nicht einmal ehrlich zu dir selbst sein kannst, wirst du wohl auch mit mir kaum ehrlich sein können. Der Fall ist abgeschlossen. Kein Problem. Ich muss gehen.«
    So konnte ich sie nicht gehen lassen. Ich ertrug es nicht, zurückgewiesen zu werden. »Hör mal zu, Annie. Ich habe dir nicht alles erzählt, was in mir vorgeht. Vielleicht können wir unsere Beziehung für uns beide besser gestalten.« Ich redete mir ein, dass ich von Freundschaft und Aufrichtigkeit sprach, aber ich spürte, dass meine Worte auch noch eine andere Bedeutung hatten. Eine Sekunde leuchteten Annies Augen auf, aber nur eine Sekunde.
    »Ich habe mein Essen dabei.«
    »Isst du nach der fünften Stunde?«
    »Ja.«
    »Wir setzen uns an einen der Tische draußen.«
    »Es ist doch schon fast Winter.«
    »So kalt ist es noch nicht. Außerdem«, ich bedauerte schon wieder den Lehrerton, »dort sind wir allein.«
    »Okay.« Sie drehte sich um und ging weg.
    Da stand ich nun allein in dem mittlerweile leer gewordenen Gang und dachte darüber nach, was ich gerade getan hatte. Ich machte mir Vorwürfe … du bist und bleibst ein altes Arschloch. Der am meisten verunsicherte Hurensohn auf der ganzen Erde. Ein sechzehnjähriges Mädchen dazu verführen, dass es deine Aufmerksamkeit sucht! Mit ihr spielen! Kein Wunder, dass du dein Ideal nie finden wirst …! Du bist viel zu kindisch, viel zu unehrlich, um das zu teilen, was du geben möchtest, oder anzunehmen, was du brauchst. Verdammt!
    Aber ich hielt meine Verabredung zum Mittagessen ein.
    Wir saßen an einem Tisch unter einer Gruppe hoher Pinien. Die Temperatur betrug ungefähr fünfzehn Grad. Hinter den Tischen erstreckte sich ein großes Sportfeld, flach und eben, fast bis zu der Horizontlinie des Oregongebirges in der Ferne. Wir waren allein. Annie aß ihr Sandwich, ich kaute verdrossen an meinem. Sie hatte eine unbeteiligte Miene aufgesetzt. Von ihr war kein Anfang zu erwarten. Jeder winzige Anflug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher