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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin
Autoren: Ira Miller
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Plötzlich klang mein Vorname aus ihrem Mund ganz natürlich. »Warum gibst du mir nicht die Chance, dir zu zeigen, was ich zu geben habe?«
    Ich spürte eine Frau, die aufrichtig nach mir verlangte. Aber so sehr sie mich auch begehrte, ich konnte jetzt nicht einem Irrtum unterliegen, der mich all das kostete, was ich mir an Unabhängigkeit bisher aufgebaut hatte. Ich würde sie missbrauchen. Und das war falsch.
    Vielleicht machte es der in der Hose trocknende Samen, der mich daran erinnerte, wie niedrig meine Reizschwelle zurzeit war, leichter, zu sagen: »Ich fürchte, das ist ganz und gar unmöglich.«
    Sie legte auf.
    Ich wusste, wie weh das getan haben musste. Für Annie Alston war es leicht, mit meiner Zurückweisung fertig zu werden, solange sie sich selbstsicher und unbeteiligt gab. Aber bei ihrer letzten Aussage hatte sie sich vollkommen geöffnet und einfach ihre Sehnsucht ausgesprochen. Jemand, der nach Hilfe rief. Wenn dieses Angebot abgewiesen wurde, war das sehr verletzend.
    Mein eigener Schmerz war eine Mischung aus Trauer, jemanden verletzen zu müssen, und der Unzufriedenheit, jemanden abzuweisen, der mich brauchte, und den ich, vielleicht, auch brauchte.
    Ich brauchte wirklich jemanden.
    Lehnten Männer diese Angebote nur in Filmen ab?
    Mein ganzes Wesen besteht zurzeit aus einem zusammengepressten Vakuum, das nur den Wunsch beinhaltet, zu irgendwem, zu irgendetwas eine Beziehung zu haben. Ich kann nicht sagen, warum ich den ganzen Weg nach Oregon gegangen bin, um zu beweisen, dass ich auch allein zurechtkomme. Vielleicht bedurfte es einer drastischen Handlungsweise. Doch jetzt bin ich voll Zweifel, ob das Ganze sich auch gelohnt hat. Der eigentliche Grund für meine Frustration liegt darin, dass ich weiß, wie wichtig gute Lehrer sind, aber nicht sicher bin, ob ich diese Aufgabe richtig erfülle, vielmehr, ob ich sie richtig erfüllen darf.
    Die einfache Wahrheit ist, ich bin einsam. Schon seit drei Monaten lebe ich hier draußen und habe noch niemanden kennen gelernt, der eine Freundschaft lohnen würde. Abends ist hier nur Melvins Chinarestaurant geöffnet, das freitags Countrymusik anbietet. Am Wochenende hauen alle in ihren Sonntagsautos ab.
    Ich bin ein Mann ohne Frau.
    Ich habe schon daran gedacht, wieder nach Hause zu gehen. Aber ich möchte mir nicht eingestehen, dass ich es nicht geschafft habe. Zu Hause erwartet man mich.
    Manchmal denke ich sogar daran, eine Anzeige in die Zeitung zu setzen. Aber das ist Blödsinn. Niemand trifft einen bedeutenden Menschen über eine Zeitungsanzeige.
    Ich möchte aber eine bedeutende Bekanntschaft machen. Ich möchte jemandem Halt geben, ihn lieben, geliebt werden, mich an ihm festhalten und alles erzählen dürfen, was bisher in meinem Leben, das gerade begonnen hat, geschehen ist. Dieses Verlangen spüre ich so stark, dass ich oft deprimiert bin und mich frage, ob ich diese besondere Person für mich je finden kann.
    Ist das Leben ein großer Kompromiss?
    Oder eine endlose Suche?
    Wenn es darauf ankommt, den vollkommenen Partner zu su
    chen …
Ich brauche Fantasie.
    Ich muss mich auf eine andere Vorstellungswelt einlassen, weg von Schlafzimmer und Körpern, hin zu einer Welt aus schillernden Traumbildern, Zauberstäben, verborgenen Höhlen und der fantastischen Erregung, die einen erfasst, wenn man unbekannte Orte betritt, die man nie zuvor gesehen hat.
    Ich brauche eine Partnerin, die als Erwachsene genug Selbstvertrauen besitzt, auch mal Kind zu sein.
    Ich mag spielen, will jemanden umarmen, möchte sentimental sein, wenn es um ganz unwichtige Dinge geht. Meine Arbeit als Lehrer im Sommerlager oder in der Schule gibt mir als Erwachsenem die Möglichkeit zu spielen. Ich wünschte, ich hätte die Selbstsicherheit, das zu tun, was mir gefällt, ohne diese Verkleidung zu benutzen.
    Ich brauche eine Partnerin, von der ich abhängig bin und die von mir abhängig ist.
    Es wäre schön, jemanden zu finden, der mir ein solches Gefühl von Vertrauen gibt, dass ich meine Schutzmauer fallen lassen kann und mich traue, ihm zu sagen, wie sehr ich ihn brauche – um dann von ihm dasselbe zu erfahren. Ich suche bei einer Beziehung die Versicherung, dass ich nie verlassen werde, dass in den schlimmsten Augenblicken des Tages jemand da ist, der mir ein Kissen hinhält, in das ich mich fallen lassen kann, der mir dabei hilft, mich wieder wohl zu fühlen, egal, was auch passiert – einfach, weil er da ist und ich weiß, dass er von mir dasselbe fühlt.
    Ich brauche
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