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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin
Autoren: Ira Miller
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Unperson, und Unpersonen lebten von diesem Dreck.) Ich ging an den mit Vorhängen verhüllten Boxeneingängen vorbei, in denen man für fünfzig Cents einen Super-8Film sehen konnte. Billig. (Welchen Film zeigten sie wohl da drinnen?) Dann passierte ich eine große Vitrine, in der alle Dinge aufgebahrt lagen, die
das Leben etwas erheiterten:
Peitschen und Lederstreifen, Schwanzringe, Penisvergrößerer, alle Arten von Vibratoren, Dildos, Öle und Salben, Strümpfe, Hüftgürtel, Korsette, Slips und Schlüpfer mit Löchern, Reißverschlüsse (einige davon essbar), Pariser in allen Regenbogenfarben, flüssige Gleitmittel, Federn, Gummimösen, mehrere Sätze Titten, lebensgroße Gummipuppen (blas sie auf, und sie erwachen zum Leben), Lederanzüge, Gummianzüge, Handschellen (ich hätte sie am liebsten gefragt, ob es dort auch mit Stacheldraht versehene Unterwäsche gäbe).
    Doch ich begab mich direkt zum Zeitschriften- und Bücherstand. Ich wollte Literatur, die eine deutliche Sprache spräche und mich nicht an der Nase herumführte. Und ich deckte mich gleich für mehrere Tage ein,
Buttfucker Forum, Tongues and Cheeks, Lesbo Journal, Highway Sodomy.
Ich wollte überall Schwänze, Gewehre, Flaschen, Stöcke, Finger, Zungen sehen, die sich in jedes Loch steckten. Ich brauchte Nahaufnahmen. Frauen, die es mit Frauen machten. Männer, die ihre Spermien auf den Boden schossen. Ich brauchte sexuelle Verführung und Schmierigkeit, die mir von all den Seiten herunter ins Gesicht sprang.
    Ich fuhr wieder nach Hause und machte mir dort ein großes Fest. Langsam, genießerisch drehte ich jede Seite um und strich gleichzeitig über meinen wunden Penis, so verkrampft wie ein Epileptiker, wobei meine Hand so schnell auf und ab ging, dass das Auge sie kaum mehr erfassen konnte. Foto für Foto half mir dabei, den Akt zu vollenden. Ich quetschte, pumpte, stieß jeden letzten Tropfen Ejakulation aus mir heraus, um damit die Krankheit, die mich manipulierende Macht
rauszukriegen.
(Je mehr bei jedem Mal herauskam, desto länger konnte ich die Pausen dazwischen aushalten.)
    Die Zeit wurde nur noch an der Fähigkeit gemessen, wann ich das nächste Mal zum Orgasmus kommen konnte.
    Der Teil meines Gehirns, in dem die Fantasie steckte, öffnete seine Pforten weit, und ich wurde sehr potent. Ich wurde wieder zu einem Heranwachsenden voll sexueller Energie, was daran lag, dass ich von den verbotenen Früchten gegessen hatte. Überreife Früchte.
    Ich verwandelte mein Wohnzimmer in eine intime Privatwelt, von der niemand etwas wissen durfte. Ich tat, was ich wollte und was ich nur
allein
tun konnte.
    Wieder fuhr ich nach Salem und ging einfach an dem unrasierten Kassierer vorbei, der schon erkennend nickte. Er akzeptierte mich wohl schon als
Stammgast.
    Ich suchte mir ein paar Romane aus der verbotenen
Kollektion
aus. Obwohl ich nicht viel Geld hatte, gab ich es unbekümmert aus. Ich wollte mittellos sein, ein Penner. Das Wichsen über Bildern war passé. Nicht pervers, nicht aufregend genug. Ich streichelte mich, während ich die schmutzigen Geschichten zu Hause auf der Couch las. Zuerst ein gemächlicher Rhythmus, der mit zunehmender Erregung schneller wurde. Ich wurde zu einem Teil der beschriebenen Orgien, Ausschweifungen, Vergewaltigungen, Inzestakten. Dann, wenn ich es nicht mehr länger zurückhalten konnte, blätterte ich schnell zu einem von den weise im Buch verstreuten Frauenakten und entlud mich.
    Das war großartig. Wenn ich zuerst die Geschichten las und mich danach über einem der Fotos abreagierte, war es fast wie ein Vorspiel mit abschließendem Geschlechtsverkehr und Orgasmus.
    Die meisten Vorworte, Titel und Autoren liefen mir wie warmer Sirup den Rücken hinunter – ein fantastischer Akt der Selbstrechtfertigung.
    It’s a Wonderful Life
von
Solomon Gomorrah,
ein
Bekenntnis.
Vorwort von dem namhaften Psychologen, Dr. Dan.
    VORWORT
    Dieses Buch, oder besser, dieses Bekenntnis, wie Mr. Gomorrah es zu nennen wünscht, ist ein klassisches Beispiel für die allgegenwärtige Theorie der
kognitiven Dissonanz.
    Obwohl Mr. Gomorrahs Stil ein lebendiger, frohlockender ist, der dem Leser zeigen will, dass er sich über die Vielfältigkeit seiner sexuellen Erfahrung (oder Fantasien, wie ich es eher nennen würde) lustig macht, lässt der unterschwellige Ton seine Schuldgefühle deutlich werden. Er wünscht, seine innere Vulgarität zu verzerren, die beachtliche Promiskuität, die er in sein Bewusstsein eindringen ließ, zu rechtfertigen,
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