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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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Märchenprinz!«
    »Er hat dich über alle Maßen geliebt, Hortense. Das konnte ich immer sehen. Manchmal war ich sogar eifersüchtig auf diese Verbindung zwischen euch. Ich fühlte mich an den Rand gedrängt, zusammen mit Zoé. Er hat Zoé niemals so angesehen, wie er dich angeschaut hat.«
    »Am Ende konnte er sich selbst nicht mehr ertragen. Er trank, er ließ sich gehen, er dachte, ich würde es nicht merken, aber ich habe alles mitgekriegt! Er ertrug nicht mehr, was aus ihm geworden war: ein richtiger Versager. Schon letzten Sommer gab es Momente, in denen er in einem bemitleidenswerten Zustand war. Also ist es wohl besser so!«
    Sie saß kerzengerade auf der Bettkante. Joséphine wahrte weiter Abstand und ließ Hortense ihrem Kummer Luft machen, so gut sie es konnte und mit den Worten, die sie für ihren Schmerz fand.
    Unvermittelt drehte Hortense sich zu ihrer Mutter um und sah sie an.
    »Aber es kommt nicht infrage, hörst du, ES KOMMT NICHT INFRAGE, dass wir noch einmal das Gleiche durchmachen wie damals, als er arbeitslos war. Ich möchte so etwas nie wieder erleben! Hat er dir Geld geschickt?«
    »Ach, weißt du …«
    »Hat er dir Geld geschickt oder nicht?«
    »Nein.«
    »Dann kommen wir also ohne ihn klar?«
    »Ja.«
    Vorausgesetzt, sie bekommt auch das Geld für ihr Buch, dachte Hortense, während sie ihre Mutter musterte. Aber es ist nicht sicher, dass das klappt, dass sie darauf besteht, dass sie es wirklich einfordert.
    »Wir werden nicht wieder arm sein?«
    »Nein, mein Schatz, wir werden nicht wieder arm sein, das verspreche ich dir. Ich bin stark genug, um für euch beide zu kämpfen. Dafür war ich immer stark genug. Nicht für mich selbst, aber für euch schon.«
    Hortense sah sie zweifelnd an.
    »Zoé darf es nicht wissen, das ist klar. Sie darf es nicht erfahren … Zoé ist nicht wie ich. Ihr muss man so was schonend beibringen. Aber das überlasse ich dir, das ist dein Gebiet …«
    Sie blieb eine Weile stumm sitzen, versunken in ihre Trauer und ihre Wut.
    »Wir sagen es ihr nach und nach«, sagte Joséphine nach einer Weile, »wir werden uns dafür so viel Zeit lassen wie nötig, und sie wird lernen, ohne ihn zu leben.«
    »Wir leben doch schon die ganze Zeit ohne ihn«, schloss Hortense und stand auf. »Gut, es gibt auch noch anderes auf der Welt, ich muss jetzt lernen.«
    Wortlos verließ Joséphine das Zimmer und ging zurück in die Küche, wo Mylène, Gary und Zoé auf sie warteten.
    »Kann Mylène zum Essen bleiben, Maman? Bitte sag Ja, bitte, bitte …«
    »Ich glaube, ich gehe lieber zurück ins Hotel, Liebes«, sagte Mylène und küsste Zoé auf den Kopf, »wir sind alle sehr müde. Und ich habe morgen einen anstrengenden Tag …«
    Sie bedankte sich bei Joséphine und umarmte Zoé. Sie wirkte aufgewühlt. Sie sah die drei ein letztes Mal an und dachte, womöglich sehe ich sie alle nie, nie wieder.
     
    Anfang Juni fanden Hortenses und Garys Abschlussprüfungen statt.
    Joséphine war beizeiten aufgestanden, um ihnen Frühstück zu machen. Sie fragte Hortense, ob sie sie begleiten solle, aber Hortense lehnte ab, das würde sie nur runterziehen.
    Am ersten Tag kam Hortense zufrieden nach Hause, am zweiten Tag auch, und die ganze Woche verging, ohne dass sie auch nur das geringste Anzeichen von Sorge oder Angst zeigte. Gary war weniger aufgekratzt, aber auch er schien sich keine Sorgen zu machen. Sie mussten bis zum 4. Juli auf ihre Ergebnisse warten.
    Shirley kam nicht nach Paris, um ihrem Sohn beizustehen. Sie hatte beschlossen, nach London zu ziehen, und suchte dort eine Wohnung. Sie rief jeden Abend an, und sobald die Prüfungen vorbei waren, flog Gary zu ihr.
    Zoé wurde als eine der Besten in die nächste Klasse versetzt. Alexandre ebenfalls. Philippe fuhr mit den beiden auf Reiterferien nach Évian. Am Tag ihrer Abreise sah Joséphine ihn auf dem Bahnsteig, und die Gefühle, die sich in seiner Miene spiegelten, wühlten sie zutiefst auf.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er und nahm ihre Hand. Sie verstand, was er eigentlich fragen wollte: Bist du immer noch verliebt? Und sagte: »Ja«. Er küsste ihre Hand und sagte leise: »Forgetme-not!«
    Sie verspürte den unbändigen Drang, ihn zu küssen.
    Zoé hatte nicht mehr nach ihrem Vater gefragt.
    Hortense hatte die Redakteurin der Gala angerufen und ein dreiwöchiges Praktikum als Requisiteurin bei Fotoshootings ergattert. Sie ging jeden Morgen zur Arbeit, schimpfte wie ein Rohrspatz über den öffentlichen Nahverkehr,
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