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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Krishnaner, der bei dem Fall sein Schwert verloren hatte, an Bord gehievt. Reith sagte zu Kosambi: »Sagen Sie ihm bitte, dass ich nicht wüsste, wie es zu dem Streit gekommen ist, dass ich aber auch nicht zulassen kann, dass jemand meine Touristen aufschlitzt.«
    Kosambi übersetzte. Der Krishnaner spuckte Reith vor die Füße und stolzierte wortlos von dannen, gerade in dem Augenblick, als die restlichen Touristen an Bord zurückkamen.
    Erst jetzt, wo es ausgestanden war, wurde Reith mit einem Mal bewusst, wie dicht er daran gewesen war, getötet zu werden. Seine Knie begannen zu zittern, und für einen Augenblick fürchtete er, ohnmächtig zu werden. Er klammerte sich haltsuchend an der Reling fest. Gleich darauf war er von seiner Touristenschar umringt. Alle gratulierten ihm und überschütteten ihn mit Lob:
    »Furchtloser, du warst einfach großartig!« – »Er ist wirklich furchtlos, unser Fergus, nicht wahr?« – »Ha, dem hat er’s aber gegeben!« – »Ein wahrer Musketier, unser Furchtloser!«
    Reith brachte ein mattes Lächeln zustande.
    Als die Meute sich wieder zerstreut hatte, vertraute ihm Aimé Jussac an: »Ich hab’s gesehen. Der Mister Turner unterhielt sich mit Valerie Mulroy. Stellen Sie sich vor, sie wollte es sogar bei ihm versuchen, und sie ließ keinen Zweifel an ihren Absichten. Da beginnt plötzlich Considine - vermutlich aus Eifersucht –, diesem Krishnaner, der am Nebentisch sitzt und friedlich vor sich hin trinkt, schöne Augen zu machen, und als der nicht reagiert, quatscht er ihn an. Die beiden hatten vielleicht sechs oder sieben Wörter Portugiesisch gemeinsam, aber - chouette! – das reichte schon, dass sie sich in die Haare kriegten.«
    Am Abend, als sie schon wieder unterwegs waren, nahm Reith Considine beiseite und fragte ihn nach seiner Version der Geschichte. Considine gab vor, nicht die geringste Ahnung zu haben, wie und warum es zu der Auseinandersetzung gekommen sei.
    »Und du bist ihm bestimmt nicht – äh – zu nahe getreten?« fragte Reith.
    »Also, ich muss doch sehr bitten!« schnaubte Considine mit einem Ausdruck höchster Entrüstung. »Ich weiß, was du sagen willst. Aber bloß weil ich meine eigenen sexuellen Vorlieben habe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich wie eine primitive Fummeltriene aufführe! Noch so eine Frechheit, und ich werde …«
    »Ist ja gut, ist ja gut! Ich wollte dich ja nicht beleidigen. Ich wollte dir bloß den guten Rat geben, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein. Alles klar? Hast du dein Schwert dabei verloren?«
    »Ja, leider. Als der Bursche blank zog, zückte ich meins auch, und da hat er es mir aus der Hand geschlagen. Zu blöd; war ein wertvolles Stück, stammte aus dem Besitz dieses Helden, den Namen hab ich wieder vergessen.«
    Reith musste lächeln. »Mein lieber Maurice, wenn Qarar nur die Hälfte von all den Schwertern besessen hätte, die man ihm andichtet, dann hätte er einen von diesen krishnanischen Elefanten namens Bishtar gebraucht, um sie alle tragen zu können. Du kannst dir in Majbur so viele davon kaufen, wie du willst, alle genauso echt.«

 
3
     
    Das smaragdgrüne Götzenbild
     
    Z u ihrer Rechten, längs des flachen Ufers der Pichid-Mündung, kamen die Hafenanlagen und Werften der Freistadt Majbur in Sicht. Um die Landeplätze herum wimmelte es von Schiffen und Flussbooten. Da gab es Fisch-Schmacken, Flussbarken, Holzflöße, Vergnügungsjachten, Fähren, Wassertaxis – kurz, alles, was schwimmen konnte. Dahinter, halb verdeckt durch die Biegung des Ufers, erhob sich der dichte Mastenwald der Tiefwasserschiffe. Hochbordige. Rahsegler aus der sturmdurchtosten Va’andao-See gaben sich hier ein Stelldichein mit den abenteuerlich aussehenden Lateinerseglern aus den südlicheren Gefilden. Den eindrucksvollsten Anblick jedoch boten die Kriegsgaleeren mit ihren bronzenen Schnäbeln und ihren vergoldeten Heckpartien, die matt im nachmittäglich rötlichen Licht Roqirs schimmerten, der wie ein orangefarbener Ball am grünen Himmel stand.
    Unter viel Gebrüll und saftigen Flüchen gegen andere Schiffe, die ihm den Platz streitig machen wollten, manövrierte Kapitän Ozum seine Zaidun mit Ruderkraft auf einen Liegeplatz zu. Besorgt fragte Reith: »Vater Khorsh, sie schreien, als wollten sie jeden Moment übereinander herfallen. Ob gleich was passiert?«
    »Keine Angst, mein Sohn. Sie machen immer viel Geschrei, wenn sie einen Hafen anlaufen, aber zu Handgreiflichkeiten kommt es nur selten.«
    Reith blätterte
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