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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors
Autoren: Stefan Wolf
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Rehpinscher-Brust zu seinem
Körbchen stolzierte: ganz Herr der Lage.
    Die übrigen Poseidon-Mieter
hatten sich nicht blicken lassen, waren jetzt aber sicherlich froh über die
Stille im Haus.
    „Ich hole meine Mütze“,
verkündete Tim. „Sie muss noch in der Noise-Factory sein. Kuno hat sie mir
runtergehauen. Das pfiff millimeterscharf am Haargel vorbei.“
    „Haargel?“, fragte Gaby. „Ich
dachte immer, das wäre natürlicher Glanz.“
    „Ist es ja auch“, grinste Tim.
„Aber der Glanz kommt durch die Schädeldecke, rührt her von meinen guten
Gedanken.“
    „Hol deine Mütze, damit die
nicht einfrieren.“
    Tim ging diesmal durch die
Scherg-Wohnung, deren Eingang auf den Parterre-Flur führte. Hier und im
Treppenhaus hatte sich nichts an den Lichtverhältnissen geändert. Doch der
TKKG-Häuptling tastete sich im Dunkel voran und hinauf in die dritte Etage. Er
fand auch die Tür der Noise-Factory. Mit Karls Taschenlampe wäre es bequemer
gewesen, aber die hatte er vergessen. Seine Baseballcap lag auf einem Häufchen
von millimeter-kurzen Kippen ohne Filter. Kuno pflegte seine
Lungenkrebs-Stäbchen bis zu Ende zu rauchen. Na ja, einige Jährchen würde er
noch im Knast brummen, aber dann war sicherlich mit einem sozialverträglichen
Frühableben — wie es die deutsche Behördensprache erstmals 1998 herzlos und
Menschen verachtend formuliert hatte — zu rechnen.
    Tim klopfte seine Mütze ab,
löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich. Als er ins Treppenhaus trat,
hörte er die Stimmen. Zwei Männer sprachen. Sie sprachen leise. Tim erkannte
die Stimmen. Über Nahgast’ Anwesenheit wunderte er sich nicht. Aber dass auch
Heinz Birkl hier war, der Ewiggestrige, der den kleinen Afrikaner bedroht und
Tim und Gaby mit dem Geranientopf bombardiert hatte — dieser Umstand alarmierte
den TKKG-Häuptling bis in die — Gel freien — Haarspitzen.
    Die Stimmen waren weiter unten.
Zweite Etage. Nahgast und Birkl schleppten offenbar was Schweres. Keuchen war
zu vernehmen.
    „...der ist schwerer als man
denkt“, keuchte Birkl.
    „Ja. Außerdem macht er sich
schwer.“ Auch Nahgast war nicht bei Puste.
    „Ich denke, er ist schon
bewusstlos.“
    „Deshalb ja. Merkst du doch.“
    „Dann... puh... heißt das
nichts anderes, Wilhelm, als dass... puh... dieses illegale Pack hier viel zu
viel frisst.“
    „Exakt, Heinz! Wo der
herkommt... klar, in Afrika fressen sie nur Kokosnüsse und Würmer.“
    „Und ab und zu mal das hintere
Ende von ‘ner Giftschlange, hähäh! Wart mal! Ich schmeiß ihn mir auf die
Schulter. Das geht besser.“
    „Heb dir keinen Bruch an dem
Bimbo!“
    Schritte abwärts, langsam und
tastend. Natürlich verzichteten auch die beiden auf Licht.
    Afrika? Bimbo? Da ist der
kleine Afrikaner gemeint, dachte Tim. Er ist bewusstlos und sie tragen ihn weg.
Was haben die vor mit ihm? Garantiert ‘ne Teufelei! Was für ein Glück, dass ich
so an meiner Mütze hänge!
    Vorsichtig folgte er den
beiden, lautlos wie ein Nachtkauz, der die Beute im Blick hat.
    „Ist schon ulkig — puh!“,
meinte Birkl.

    „Was meinst du?“
    „Na, dass dein
Sündenbock-Nigger ausgerechnet der ist, dem ich heute Mittag Panik gemacht
habe. Hätte ich das gewusst, wäre ich zurückhaltender gewesen. Ja, die Attacke
hätte ich mir erspart — und damit auch, dass dieser blonde Hase mich derart
anblökt. Ich hätte ja gewusst, dass es für den Nigger jetzt viel härter kommt.“
    „Das kommt es. Der liebe Malco
lässt Hass ab, flambiert die Schmuddelkids und verunglückt dabei. Die Feuerwehr
wird sich freuen, wenn sie ihn so handgerecht findet, nämlich bewusstlos.“
    Ich ahne!, dachte Tim. Das ist
nicht nur ‘ne Teufelei. Da spielt auch des Teufels Großmutter mit. Au Backe!
Was für eine Nacht! Der totale Aufwasch. Hier laufen wirklich alle Fäden
zusammen.
    Nahgast und Birkl, der den
kleinen Afro namens Malco auf der Schulter trug, traten ins Freie, hielten sich
fern vom Laternenlicht und hasteten — so rasch Birkl konnte mit seiner Last —
durch den Park zum Puppentheater.
    Tim, ihnen auf den Fersen, sah:
Malco steckte in einem dunklen, kuttenartigen Gewand mit Kapuze. Ganz bestimmt
war das die Kluft, in der der Vermummte beim Puppentheater seine brutalen
Drohungen intoniert hatte. Logo! Und jetzt wollten diese Verbrecher Feuer legen
und alles so drehen, dass Malco als Täter dastand. Kein Wunder, dass Nahgast
geleugnet hatte, ihn zu kennen. Und die scheinbare Hilfsbereitschaft war nichts
als
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