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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors
Autoren: Stefan Wolf
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spottete der wildesten Phantasie. Ein Mann lag am Boden, groggy,
bewusstlos.
    Der andere sprang ihm in diesem
Moment mit beiden Füßen auf die Brust: Der Gipfel der Unfairness — denn wer am
Boden liegt, hat Auszeit; so ist das seit altersher.

    Ich glaub’s nicht!, dachte Tim
und erkannte auch schon: Der am Boden — das war Bruno Scherg. Der Sieger — das
war Joe.
    Karl wurde abgehängt. Tim
spurtete haste-was-kannste. Joe hörte ihn und stand bereit mit erhobenen
Fäusten. Es nützte nichts. Von Tims Sprungtritt wurde der Kerl umgefegt wie ein
Gartenschirm vom Orkan. Joe brüllte ansatzweise. Dann schlug sein Hinterkopf
eine Delle in den Straßenbelag und das Bewusstsein verabschiedete sich.
    „Weltmeisterlich!“, lobte Karl
und hielt keuchend an.
    „Jedenfalls tut mir der Fuß weh.“
    „Himmel, das ist ja der Wirt.
Ouuuh, der sieht schlimm aus. Nasenbluten und bewusstlos ist er auch.“
    „Wir tragen ihn ins Lokal, zu
seinem Bruder. Aber vorher machen wir den Rambo dingfest. Hast du Handschellen
bei dir, Karl, oder wenigsten Stricke?“
    „Spinnst du? Ich habe nicht mal
‘nen Verbandskasten in der Tasche.“
    Tim untersuchte den Kofferraum
des Mercedes. Die Klappe ließ sich öffnen. Leer — abgesehen von einem
zusammengerollten Teppich. Karl fasste mit an und Joe, der keinen Mucks tat,
wurde in den Kofferraum gepackt, wobei sie ihn etwas zusammenfalteten — an
Knie- und Schultergelenken.
    „Der Deckel schließt fest“,
meinte Tim und betrachtete den Bewusstlosen. „Aber der Renault hat das
Mercedes-Heck gerammt und das Blech verbogen. Da kann genug Luft rein, damit
dieser Mistkerl nicht erstickt.“
    Als Tim die Klappe schließen
wollte, klingelte in Joes Lederweste ein Handy.
    „Das interessiert mich.“ Tim
fischte es heraus.
    „Ja? Hallo?“, meldete er sich,
bemüht die knarzende Klospülungsstimme des Rambos nachzuahmen.
    „Ich bin’s“, blaffte eine
Männerstimme. „Joe?“
    „Ja. Und wer ist dort?“
    „Bist du besoffen? Erkennst du
deinen Chef nicht? Hier ist Zinse.“
    „Klar doch, Chef. Es war so ‘n
Rauschen im Äther.“
    „Wo seid ihr jetzt?“
    „Bei der Poseidon-Villa. Kuno
ist drin. Gleich gibt’s Musik.“
    „Was ist los mit dir, Joe? Du
drückst dich aus, als hättest du dich bei der Volkshochschule eingeschrieben.“
    „Hähähäh!“, knarzte Tim.
    „Weshalb ich anrufe: Ich habe
Gottlieb in den letzten Tagen damit beauftragt, dass er Lohmann im Auge behält.
Bei diesem Spinner weiß man ja nie, stimmt’s? Nun ist Gottlieb zwar nicht
gerade zuverlässig, stimmt’s? Aber einiges kriegt er mit. Zum Beispiel hat er
beobachtet, dass ihr beide — du und Kuno — dass ihr gestern Mittag bei Lohmann
wart. Mit ‘nem zusammengerollten Teppich, stimmt’s? Den habt ihr aber nicht
hingebracht, sondern wieder mitgenommen. Nur dass er da viel dicker war,
stimmt’s? Gottlieb hat sich nichts dabei gedacht, weil er nicht nur
unzuverlässig, sondern auch blöd ist. Auch als er merkte, dass Lohmanns Alte
verschwunden ist, hat er noch nicht geschaltet. Erst vorhin hat ein Lichtstrahl
sein kleines Gehirn getroffen. Und ihm, dem Gottlieb, fiel ein, dass ihr was
geredet habt — bezüglich dem Lohmann noch die letzte Knete abzunehmen, die 900
000 — von denen wir ja wissen. Jetzt folgert Gottlieb messerscharf, dass ihr
beide Lohmanns Alte entführt habt. Mir soll das egal sein und ich gönne euch
das Geld. Ich will auch gar nicht wissen, ob ja oder nein. Aber eins sage ich
euch: Wenn ihr erwischt werdet, kenne ich euch nicht. Das heißt: Ich weiß von
nicht, habe nichts damit zu tun, bin euer Brötchengeber, aber nicht euer
Kumpel. Stimmt’s?“
    „Völlig klar, Chef“, erwiderte
Tim — und hätte fast gejubelt.
    „Das war’s. Treibt mir das Pack
aus der Villa!“
    Dann war die Verbindung
unterbrochen.
    Karl hatte zugehört, ebenfalls
mit dem Ohr dicht am Handy.
    „Tolle Info“, meinte Tim. „Die
hat uns gefehlt.“
    „Das bricht Zinse den Hals.
Super! Wir sind zwei Zeugen, Tim. Der Kerl billigt ein Kidnapping.“ Karl deutete
auf den Teppich im Kofferraum. „Wahrscheinlich haben sie Irene Lohmann drin
eingewickelt und zum Wagen geschleppt.“
    „Jetzt benutzen wir ihn.“ Tim
zerrte den Teppich unter Joe hervor. „Als Trage.“
    Bruno wurde auf den Teppich
gelegt. Der Transport gelang. Karl trug am leichteren Ende, wo die Beine waren.
Der Wirt atmete hörbar, war aber immer noch ohne Bewusstsein.
    Als sie ins Lokal kamen,
klappte Otto die Kinnlade herunter. Er
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