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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors
Autoren: Stefan Wolf
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stand hinter der Theke, hatte für Gaby
und Klößchen Cola serviert und wollte sich gerade einen Cognac einschenken —
aus einer Flasche mit der Aufschrift Penalty 2000 XXO.
    „Ihr Bruder wurde
niedergeschlagen“, erklärte Tim, „von einem Typ, der zur Hausverwaltung gehört.
Wir haben ihn eingesperrt — in seinem Kofferraum.“
    „Bruno!“, schrie Otto. „O mein
Gott, er blutet!“
    Otto tat, wie er meinte, das
einzig Richtige, fasste die Cognacflasche und schoss hinter der Theke hervor.
Bruno wurde die Flasche an den Mund gesetzt.
    „Das bringt ihn wieder zu
sich“, rief Otto. „Das belebt.“ Brunos Schluckreflex funktionierte. Der Wirt
trank. Mindestens zwei Doppelte gingen ihm durch die Kehle. Doch er wachte
nicht auf, sondern schien in eine noch tiefere Ohnmacht zu sinken.
    „Jetzt brauche ich auch einen“,
murmelte Otto und — trank aus der Flasche.

    TKKG sahen ihm zu.
    „Ähhh ..machte Otto. Die
Flasche polterte zu Boden. „Ähhh...“ Er verdrehte die Augen. Dann fiel er um,
wie gefällt von einem unsichtbaren Blitz. Röchelnd rollte er auf die Seite.
    Stille. Entsetzen. Tim begriff
als Erster.
    „Mit dem Cognac ist was.
Vielleicht Gift oder so. Verdammt! Was ist los heute Nacht? Wir brauchen den
Notarzt.“
    Gaby flitzte bereits hinter die
Theke, zum Telefon.
    In dieser Sekunde wurde das
Gebäude von brandendem Lärm erschüttert. Erst beim zweiten Hinhören merkten
TKKG, dass es sich um Musik handelte, aber mit vermutlich 10 000 Dezibel (Maß
für Lautstärke).
    „Ist ja wie in ‘ner Disco“,
gröhlte Klößchen dagegen an.
    „Pst!“ Tim legte den Finger
über die Lippen, denn Gaby telefonierte bereits.

21. Lunte legen, Kids flambieren
     
    Sie trafen sich in Sichtweite
des ehemaligen Puppentheaters, aber auf der anderen Seite, dort wo die
Container stehen, aus denen der wieder verwertbare Abfall quoll: Wilhelm
Nahgast, der Schmuddeltyp, dessen Entlarvung als brutaler Schmuckräuber
bevorstand — und Heinz Birkl, der Ewiggestrige, der den illegalen Afrikaner
Malco mit dem Messer bedroht hatte. Die beiden kannten sich seit langem und
frönten derselben Gesinnung: dem Hass auf Ausländer, der verquasten Vorstellung
von einem ,sauberen‘ Deutschland. Gewalt war ihnen ein geeignetes Mittel,
menschliches Mitgefühl ein Fremdwort.
    Beide hatten sich in schneidige
Regenmäntel gehüllt, die militärisch wirkten und dem Schnitt nach in die
Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts gehörten.
    Birkl war mit dem Wagen
gekommen.
    Die beiden standen im Dunkeln.
Die nächste Lichtpeitsche war ein Dutzend Schritte entfernt. Nahgast sah nicht,
wie Birkl grinste, aber er hörte es an seiner Stimme.
    „Ein Dutzend Benzinkanister“,
teilte der Ewiggestrige mit, „habe ich im Wagen. Wir können das Puppentheater
in einen Feuerball verwandeln — in eine lodernde Falle. Flammenbarriere an
allen Ausgängen, vor allen Fenstern. Den Saukids wird der Hintern schmoren.
Rauchvergiftungen und Verbrennungen dritten Grades sind das Mindeste. Dann
wissen die endlich, wo’s lang geht.“
    Nahgast nickte. „Alles für ein
sauberes Deutschland. Diese Penner, Schnorrer und Rumtreiber sind eine Schande
für aufrechte Gesinnung. Die gehören in Arbeitslager, jawohl! Kids von der
Bordsteinkante — phhh! Hört sich an wie: Schmeißfliegen vom Kloschüsselrand.
Ist ja auch fast das Gleiche.“
    Birkl kicherte, wobei er seine
Raunzstimme anstrengen musste. „Aber wir sind’s nicht gewesen.“
    „Nee, wir nicht.“ Nahgast kniff
sein Nattergesicht noch spitzer. „Der Afrikaner war’s. Der Nigger! Der illegale
Ausländer. Der ist durchgeknallt aus Hass, weil unser viel zu lascher Staat ihn
rausschmeißen will. Deshalb macht er so was, der Malco. Läuft Amok mit der
Lunte, mit Benzin, flambiert die Kids, die zwar so mies sind wie er, die aber
trotzdem hier bleiben dürfen. Weil’s ja Deutsche sind. Und das ist nun wirklich
was anderes.“
    „Wo ist er jetzt?“
    „In meiner Wohnung.“ Nahgast
spuckte aus. „In der Laube konnte er nicht bleiben. Ich dachte, dort hätte ich
ihn unter Kontrolle und er wäre gut aufgehoben bis zur Stunde X. Aber dort sind
irgendwelche Typen aufgetaucht und haben ihn verjagt. Weil er nicht wusste wohin,
hat er bei mir angerufen — und ich habe ihn zu mir geholt. Natürlich so, dass
es niemand gesehen hat.“
    „Was macht er jetzt bei dir?
Hängt er vor der Glotze?“
    „Er pennt. Er ist fast
bewusstlos. In die Milch, die er so gerne trinkt, habe ich ihm ein
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