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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten
Autoren: Tom Harper
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Spieler auf dem Rasen von Wimbledon den ersten Satz für sich. Die Gäste an den anderen Tischen applaudierten.
    «Glauben Sie –»
    «Ihr Gedicht – dieses Wort: lateinisch signum , griechisch tropaion. Ich sagte bereits, es hat viele Bedeutungen und bezeichnet unter anderem eine Standarte oder ein militärisches Rangabzeichen. Christliche Autoren verwenden es allerdings auch im Zusammenhang mit dem Kreuz.»
    Rettungszeichen, das den Weg dorthin illuminiert.
    «Und dann dieses Symbol, das Sie entdeckt haben, das Staurogramm. Wie schon bemerkt, ist dieser Begriff von dem griechischen Wort stavros in der Bedeutung von Kreuz abgeleitet. Viele halten es für eine Variante des Christusmonogramms, aber tatsächlich hat es einen anderen Ursprung. In sehr frühen Manuskripten ist es eine Abkürzung, eine Art Stenozeichen für ‹Kreuz›.»
    Abby dachte darüber nach. «Wollen Sie damit sagen, dass wir womöglich, ohne es zu wissen, das wahre Kreuz gefunden haben?»
    Nikolić lächelte verlegen. «Wer weiß? Sie sagten, im Sarg habe nichts als Staub gelegen. Vergeht letztlich nicht alles zu Staub?»
    Er winkte die Kellnerin zu sich, um eine weitere Tasse Kaffee zu bestellen. «Vielleicht bietet sich Ihnen irgendwann die Gelegenheit zu einem zweiten Besuch der Katakombe, und Sie könnten noch einmal nachsehen.»
    Allein der Gedanke war ihr zuwider. «Ausgeschlossen. Dragovićs Sprengladungen haben nicht nur diese eine Grabkammer zerstört. Über der Katakombe stand ein Apartmenthaus; selbst das ist eingestürzt. Der Eigentümer hat den Krater mit tausend Kubikmetern Beton auffüllen lassen, damit er wieder neu bauen kann.»
    «Vielleicht ist es auch besser so.» Nikolić lachte, aber wahrscheinlich nur, weil er ein anderes Gefühl zu kaschieren versuchte. «Obwohl man es sich manchmal wünscht, wäre es doch schrecklich, Tote wieder zum Leben erwecken zu können.»
    Abby schloss die Augen. Die Sonne war um den Sonnenschirm herumgewandert und strahlte auf ihr Gesicht. Das helle Licht blendete sie.
    «In der Katakombe …» Sie stockte. Was sie sagen wollte, hatte sie noch niemandem anvertraut. Nikolić aber sollte es wissen, wie sie fand. «Die Carabinieri waren noch nicht zur Stelle, und die Kugel, die auf Dragović abgefeuert wurde, konnte keiner der Polizeiwaffen zugeordnet werden. Glauben Sie …»
    Sie rutschte mit dem Stuhl zur Seite, um wieder im Schatten zu sitzen, und schüttelte den Kopf. «Unsinn. Von den Toten kehrt niemand zurück. Wirklich nicht.»
    «Nur auf dem Balkan.» Nikolić faltete seine Zeitung auseinander. Auf der Titelseite war ein Mann mit weißen Haarstoppeln zu sehen, der mit einer Boshaftigkeit in die Kamera blickte, für die er seit den Gräueltaten in Bosnien vor achtzehn Jahren bekannt und berüchtigt war.
    «Vor zwei Jahren wurde dieser Mann auf Antrag seiner Familie offiziell für tot erklärt. Gestern hat ihn die Polizei in einer Wohnung, in Zemun auf der anderen Seite des Flusses, festgenommen.»
    Abby kannte das Ende dieser Geschichte. «Morgen wird er nach Den Haag ausgeflogen, wo er sich für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten muss. Ich fliege mit derselben Maschine.»
    Nikolić nickte zufrieden. «Steht die Festnahme irgendwie im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Dragović?»
    «Dazu darf ich nichts sagen.» Sie grinste. «Aber, ja. Immer wenn es Machtverschiebungen gibt, kommt einiges zum Vorschein, was vorher unter den Teppich gekehrt wurde. Wir dürfen hoffen, dass uns jetzt auch noch ein paar weitere Schurken in die Hände fallen.» Sie zog die Rechnung unter dem Eisbecher hervor und legte ein paar Dinar auf den Tisch. «Machen wir uns nichts vor. Es wird bald einen neuen Zoltán Dragović geben, der da weitermacht, wo der alte aufgehört hat.»
    «Aber solange es Leute wie Sie gibt, werden solche Typen nicht gewinnen können.»
    Das Kompliment ließ Abby erröten. Beide standen auf und gaben sich die Hand.
    «Ich werde in den nächsten Monaten wahrscheinlich häufiger in Belgrad sein. Vielleicht können wir irgendwann einmal gemeinsam zu Abend essen.»
    «Das würde mich freuen.»
    Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. «Danke für alles.»
    « Bene ambula , wie die Römer gesagt hätten. Machen Sie es gut.»

Moesia – August 337
    Das Feuer ist heruntergebrannt. Die Sklaven sind zu Bett gegangen. Kalter Dampf perlt am Gewölbe meines Badehauses und tropft auf den Boden, wo sich Pfützen bilden. Meine Tunika ist durchnässt. Vielleicht
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