Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
Vom Netzwerk:
gewünscht hatten, ging Sima in das Restaurant. Sie sah, dass ihr Connie aus einer der begehrten Ecknischen zuwinkte. Die Frau gegenüber von Connie drehte sich ebenfalls um und lächelte ihr entgegen. Sima erwiderte das Lächeln und versuchte, sich zu erinnern, ob sie die Frau von irgendwoher kannte. Gleichzeitig war sie enttäuscht, dass Connie jemanden mitgebracht hatte. Sima war immer ein bisschen besitzergreifend, was Connie anbelangte, die so viele Freunde hatte.
    »Das ist Suzanne«, sagte Connie, als Sima näher kam, »Arts neue Sekretärin.« Art war Teilhaber in einer örtlichen Anwaltskanzlei, ein schreckliches Geschäft in Boro Park, pflegte er zu scherzen, weil sich kaum je einer scheiden ließ. »Ich führe sie herum, dein Laden ist als nächster dran.«
    Suzanne, in Bay Ridge geboren und aufgewachsen, war geschieden und hatte zwei Kinder im Teenageralter, wie Connie beiläufig erwähnte, während sie etwas zu essen aussuchte und bestellte. Suzanne lieferte die näheren Einzelheiten: ein »nichtsnutziger« Ehemann, Zwillinge, das Haus ein Hochzeitsgeschenk ihrer Eltern. Suzanne hätte als hübsch gelten können, wenn sie sich nicht so verzweifelt darum bemüht hätte: Make-up, als wäre sie ein Teenager, dachte Sima, und das Diamantkreuz lenkte die Aufmerksamkeit auf ein schlecht gestütztes Dekolleté.
    Ihr Essen wurde serviert, als sich eine chassidische Familie an den Nebentisch setzte. Suzanne blickte hinüber und dann wieder zu Connie. »Sag mir«, fragte sie leise flüsternd, »stimmt es, dass sie es durch ein Laken machen?«
    Connie verdrehte die Augen. »Das ist immer das Erste, was Leute fragen«, sagte sie und wickelte den Strohhalm für ihre
Cola light aus. »Wir fahren weiß Gott wo im Urlaub hin - nach Haiwaii, auf die Bermudas -, und wenn ich sage, woher ich komme, will jeder bloß das eine wissen.«
    »Also?«
    »Frag Sima, sie kennt alle Geheimnisse.«
    Suzanne sah Sima erwartungsvoll mit großen Augen an.
    »Richtig. All ihre Geheimnisse. Und bei Mondlicht stechen wir uns in die Finger und vermischen unser Blut.«
    »Wirklich?«
    Sima starrte sie an. »Was ›wirklich‹? Ich mach bloß Witze. Ich hab keine Ahnung, was sie tun oder nicht tun, obwohl ich sehr überrascht wäre, wenn dabei Löcher in den Laken nötig wären. Aber eines kann ich dir sagen, was immer sie tun - es funktioniert.« Sie machte mit dem Kinn ein Zeichen zu den vielen Kinderwagen vor der Eingangstür.
    Suzanne sah hinaus und lachte. »So viele Kinder. Mein Gott. Wie schaffen es die Frauen, so gepflegt auszusehen? Als Mark und Mel klein waren, war ich ein Wrack. Ich hab’s gerade noch geschafft, mich zu duschen.«
    »Ich, mit Howie und Nate«, sagte Connie, »zwei Jungen …«
    Sima setzte ein Lächeln auf, stocherte in ihrem Salat herum und wartete darauf, dass das Essen zu Ende ging und die Menge sie nach Hause schieben würde, wo sie keine Kerzen anzünden, kein spezielles Mahl kochen, und wo es keine challah, keinen Wein geben würde, nur sie und Lev, und wo Ruhe herrschte, bevor man zu Bett ging.

2
    T imna kam in der folgenden Woche wieder. »Gab’s ein Problem?«, fragte Sima und erinnerte sich an ihren ungehörigen Blick. Aber Timna antwortete, ihre Kusine habe nur einen ihrer alten BHs in die Waschmaschine gesteckt und der Formbügel sei nun verbogen. »Glücklicherweise«, erklärte sie Sima, »wusste ich, wo ich hingehen muss.«
    »Nun«, erwiderte Sima, »wir wollen mal sehen, was wir für Sie tun können.«
    Diesmal sah Sima gleich bei den aufregendsten Dessous nach und suchte einen sattgrünen BH mit gestickten Blättern auf den Trägern aus sowie einen Halbschalen-BH aus elfenbeinfarbenem Tüll, der bei Bräuten sehr beliebt war. Sie kosteten beide mehr, als Timna sich wahrscheinlich leisten konnte, aber Sima hatte bereits entschieden, den Preis zu reduzieren. Es lohnte sich, um einen solch herrlichen Büstenhalter am richtigen Körper zu sehen, und Grün war ohnehin keine Farbe, die sich leicht verkaufte. Sie hatte das Stück aus einer Laune heraus eingekauft, weil sie nicht widerstehen konnte, als sie es im Katalog entdeckte.
    Als sie zur Umkleidekabine ging, läutete die Ladenglocke erneut. Sima drückte Timna die BHs in die Hand, und als sie sich umdrehte, sah sie Sylvie Rosenthal eintreten, die nach Unterröcken fragte.
    »Ich gehe auf eine Kreuzfahrt in die Karibik«, erklärte Sylvie, während Sima die Bügel auf einer Kleiderstange zurückschob und nach Größe 80 suchte. »Für einen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher