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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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wurde ich eine, wenn auch nicht regelmäßige, so doch gelegentliche und ergebene Kundin von Miss Pauline.
    Genau zu der Zeit, als ich meinen Universitätsabschluss an der Temple University machte, kehrte ich zu dem Laden zurück, nur um festzustellen, dass er gerade aufgegeben wurde. Miss Pauline ging in den Ruhestand, und es gab niemanden, der sie ersetzte. Meine Mutter schlug mir vor, über diesen Laden zu schreiben, und die Idee faszinierte mich. In einem Schreibkurs bei Dr. Alan Singer an der Universität begann ich daher mit der Arbeit an einer Kurzgeschichte, die in einem Dessousgeschäft spielte. Nachdem ich ihm mehrere Entwürfe vorgelegt hatte, fragte er mich: »Warum machen Sie daraus keinen Roman?« Ich erklärte ihm, dass mich die Vorstellung, einen ganzen Roman zu schreiben, in Panik versetze. Er ließ diese Ausrede jedoch nicht gelten - und das war der Anfang.

    Was ist für Sie das zentrale Thema Ihres Romans?

    Das ist eine schwierige Frage. Als ich mit der Arbeit an dem Roman begann, war »Sehnsucht« für mich das zentrale Motiv, und Simas auf Timna gerichtete Sehnsüchte stehen immer noch stark im Mittelpunkt: Sima begehrt Timna körperlich, auch wenn sie sich das niemals eingestehen würde. Sie ersehnt Timna aber auch als die Tochter, die sie nie hatte, und sie sehnt sich gleichzeitig danach, an ihrer Stelle zu sein. Es ist eine komplexe und chaotische Art der Sehnsucht, eine, die, meiner Meinung nach, durchaus lebensecht ist.
    Levs und Simas Geschichte ist zu einer weiteren Triebfeder der Romanhandlung geworden. Daran hat mich vor allem interessiert,
wie Eheleute sich innerlich komplett vom anderen abschotten können, während sie gleichzeitig im täglichen Umgang miteinander unglaublich engen Kontakt haben.

    Die Kundinnen betreten Simas Geschäft mit einer großen Bandbreite an Erwartungen, Anliegen und Bedürfnissen, suchen ihren allerersten BH, die Unterwäsche für ihre Hochzeit, wollen eine unerwünschte Schwangerschaft verbergen oder im Alter ihre Figur in Form halten. War es für Sie wichtig, weibliche Lebenserfahrung über alle Altersstufen in den Roman einzubinden?

    Es war nicht so sehr wichtig für mich, aber es ist wichtig für meine Heldin Sima. Denn genau das ist es, was einen alteingesessenen Laden in einem Stadtviertel ausmacht - er wird zu einem Fixpunkt im Leben der Bewohner.
    Ich wohne heutzutage nur einen Block von einem Einkaufszentrum entfernt und kaufe dort ständig ein, aber niemand kennt mich. Bevor wir dorthin zogen, lebte ich mit meiner Familie in einem portugiesisch-italienischen Viertel in Toronto. Dort durchlief ich meine erste Schwangerschaft, und als ich dann meine neugeborene Tochter nach Hause brachte, wurde dieses Ereignis in den dortigen kleinen Geschäften richtig gefeiert. Der Bäcker, der Gemüsehändler, der Fischhändler, sie alle kannten mich, kannten den Namen meiner Tochter, und sie freuten sich wirklich mit uns. Einen solchen Zusammenhalt wollte ich in meinem Roman darstellen. Und obwohl wir nicht so oft in ein Dessousgeschäft gehen wie zum Gemüsehändler, so markieren die Besuche dort doch oftmals Schlüsselerlebnisse unseres Lebens. Und meine Heldin Sima ist jeweils Zeugin solcher Ereignisse.

    Ist es für die Geschichte von Bedeutung, dass sie in einer jüdischen Gemeinde spielt?

    Ja und nein. Ich glaube nicht, dass dies unbedingt eine jüdische Geschichte hätte sein müssen. Sima und ihre Nachbarn hätten genauso gut einen anderen religiösen Hintergrund haben können. Allerdings braucht es wohl eine ethnische Enklave - sei sie ultraorthodox-jüdisch, polnisch, italienisch, ostindisch oder was auch immer -, damit eine so festgefügte Gemeinschaft entsteht, wie ich sie beschrieben habe. Mehr sage ich dazu besser nicht, denn mein Mann, Jordan Stanger-Ross, ist Historiker, und sein Forschungsschwerpunkt ist Ethnizität in nordamerikanischen Großstädten der Gegenwart. Ich habe genug von seinen Arbeiten gelesen, um zu wissen, dass, wenn ich hier richtig in dieses Thema einsteige, ich glatt damit anfangen würde, mit Fußnoten zu arbeiten.
    Ganz abgesehen von all dem, bin ich selbst Jüdin und in einem sehr religiösen Elternhaus aufgewachsen. Für mich musste Sima daher Jüdin sein, denn das ist die Stimme, die ich im Kopf habe, sie bestimmt die Geschichten, die ich als Kind gehört habe und die mir im Gedächtnis geblieben sind.

    Was werden Ihre Leser aus dem Roman für eine Botschaft herauslesen?

    Ich habe den Roman ganz sicher nicht
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