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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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ängstliches Kind. Es war zu spät, die junge Frau aufzuhalten, die an diesem Abend von ihrer Veranda gestiegen war, und zu spät, der jungen Frau, die sie einst gewesen war, »Halt!« zuzurufen. Freude entschwand so schnell und verflüchtigte sich im Dunkel der Großstadtstraßen, ihre Beine waren nicht schnell genug, um ihr nachzujagen, ihre Augen wüssten nicht, wo sie suchen sollten, ihre Arme waren zu schwach, um sich auszustrecken und sie festzuhalten und sie sich wieder einzuverleiben an einen geheimen Ort tief in ihrem Innern.

    Die Tür oben ging auf. Sie spürte eine Wärme, die durch die Dunkelheit drang, noch bevor sie ihren Namen hörte. Die Stimme klang besorgt: »Sima?«
    Sie blickte auf.
    Jemand rief ihren Namen. Nach all den bitteren Jahren, nach all ihrem Betrug, rief jemand ihren Namen. Sima sah über den grünen Teppich auf der Treppe zu dem Rechteck aus Licht hinauf, zu ihrer Wohnung, wo Lev in der Tür stand.
    »Sima?«
    »Lev. Lev, ich bin hier.« Sie stand auf. Ging auf ihn zu.
    »Im Dunkeln?«
    Sima trat auf die erste Stufe. Die zweite. Die dritte. »Ich vermisse sie«, sagte sie und hielt sich am Geländer fest. Sie sah ihn an, erinnerte sich wieder, dass auch er einmal jung gewesen war und sich nach Trost gesehnt hatte. »Ich vermisse sie.«
    »Ich weiß«, sagte Lev, »ich weiß.«
    Oben an der Treppe wartete er auf sie. Sein Körper war warm. Auch ihn hatte sie vermisst und das schon die ganze Zeit.

32
    L ev, müssen wir hier anhalten? Es ist eiskalt!«
    Sima knöpfte ihre Jacke zu, bevor sie die Autotür öffnete, und stieg mit verschränkten Armen aus, um sich warm zu halten. Lev war bereits ins hohe Gras neben der Straße getreten und hatte die Kamera erhoben.
    »Sieh dir die Aussicht an!«
    »Man sieht ja kaum was vor Nebel«, antwortete sie, obwohl sie sich eigentlich freute, das Bild zu bekommen: die alte Fischerhütte, die sich silbergrau vor dem blauen Meer abzeichnete und von dem hohen Gras halb verschluckt wurde, in dem wie hingetupft purpurne, gelbe und weiße Wildblumen wuchsen. »Hast du die Insel in der Ferne gesehen?«, fragte Sima, am Auto lehnend, »ist die auch auf dem Bild?«
    Lev nickte und kam wieder auf sie zu. Sima öffnete das Handschuhfach und nahm eine Karte heraus, die sie auf der Kühlerhaube ausbreitete. »Es sollten bloß neunzig Meilen bis Halifax zurück sein«, erklärte sie und studierte die hervorgehobene Route. »Soll ich fahren?«
    Lev schüttelte den Kopf. »Im Moment ist bei mir alles okay«, antwortete er. »Und du?«
    »Mir geht’s gut«, antwortete Sima. »Mir geht’s gut.«
    Sie folgten der malerischen Route am Meer entlang, obwohl dies länger dauerte als über den Highway, und hielten immer wieder an, um »Sieh nur!« zu sagen.

DANK
    I ch danke den Organisationen und Institutionen, die mir Raum, Zeit und Geld zur Verfügung gestellt haben: dem Creative Writing Programm der Temple University, der Leeway Foundation, der Ragdale Foundation, dem Toronto Arts Council, dem Ontario Council for the Arts, dem »Money for Women« /Barbara Denning Memorial Fund und der Humber School für den Sommer-Workshop für Schriftsteller.
    Ich habe diesen Roman während eines Einzeltutoriums bei Dr. Alan Singer an der Temple University begonnen. In den darauffolgenden Jahren habe ich versucht, seine Kritik umzusetzen, und hoffe, ich bin ihm gerecht geworden. Ich habe auch eng mit dem verstorbenen Dr. William van Wert zusammengearbeitet. Seine unerschütterliche Unterstützung gab mir Kraft, und ich wünschte, er hätte die Veröffentlichung des Buches noch erleben können.
    Ich danke den vielen Lesern meines Buchs im Lauf der Jahre: Valerie Reynolds, Ilana Kurshan, Juliet Latham, Betsy Frankenberger und Rebecca Haimowitz. Für Rat und Information zur Fertilitätsbehandlung in den 1960er-Jahren danke ich Dr. Aren Gottlieb in New York und Dr. Philip Hall in Winnipeg. Vielen Dank auch meiner Schreibgruppe in Victoria: Julie Paul, Kari Jones, Laurie Elmquist, Hanako Masutani und Alisa Gordaneer.
    Mein besonderer Dank gilt meiner Agentin Joy Tutela von der David Black Literaturagentur, die eine außergewöhnliche Lektorin war und sich beharrlich für mich eingesetzt hat. Joy sagte, sie gebe nie einen Roman auf, und hielt Wort. Meine Lektorin bei The Overlook Press, Juliet Grames, ist die Art von Lektorin,
wie ich sie nicht mehr für möglich gehalten hatte: die die Ärmel hochkrempelt und die schwere Überarbeitung übernimmt. Danke ihnen beiden sowie Francesca
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