Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
Vom Netzwerk:
ausgestreckten Armen nicht berühren, und einer Decke, zu der sie nicht hochspringen konnte. Neben ihrem Laden gab es ein weiteres Haus und dann noch eines und noch eines, jedes nur etwa einen Meter vom nächsten entfernt. Straßen um Straßen voller Häuser und Apartmentgebäude durch Brooklyn und Queens hindurch, und hinter den Brücken ragten Wolkenkratzer auf, so viel Backstein und Beton, so viel Braun und Rot, dazwischen die bunt gestrichenen Zäune der Kinderspielplätze und das Braungrün der Parkwiesen, um das sich schwarze Teerstraßen zogen. Irgendwo die Wolken, irgendwo, genauso weit entfernt, Hügel und Flüsse und Wildblumen entlang des Highways. Sie hatte sich einen realen Ort geschaffen, war aber einsam geblieben, und all das jahrelange Geplapper und Geschnatter ihrer Tage trommelte nur schwach gegen die gläserne Stille des Abends.
    Wie viele andere, dachte sie, wie viele andere waren einsam innerhalb ihrer Wände? Um dann eines Tages festzustellen, dass jeder Raum eine Tür hatte, und sie zu öffnen.

31
    W illkommen«, sagte Sima. Timna stand vor der Tür, eine Flasche Wein unter dem Arm.
    »Willkommen? Nach all der Zeit werde ich mit ›Willkommen‹ begrüßt?«
    »Sie sind jetzt ein Gast, oder? Keine Angestellte mehr.« Sima nahm den Wein und hängte sich bei Timna ein, als sie ins Wohnzimmer gingen. Sie hielt den Kopf zu Timna gewandt, bewunderte die strahlenden Augen, die sich so leicht zu einem Lachen zusammenkniffen, die weichen Lippen, die sich so einfach zu einem breiten Lächeln dehnten. Sima nickte, hörte aber der Geschichte nicht zu, die Timna erzählte - über den Spaziergang hierher, über eine Kundin, der sie über den Weg gelaufen war. Dies war ihr letzter gemeinsamer Abend, sie würde es sich gönnen, sie so lange anzusehen, wie sie wollte.
    »Also, was ist die Exklusivmeldung des Tages?«, fragte Connie, als sie Timnas Hand ergriff, »wann sind die Flitterwochen?«
    »Es ist nicht …«
    »Ich weiß, ich weiß. Also, wann fahren Sie ab?« Connie griff nach einer Olive auf dem Couchtisch.
    »Wir fahren am Samstag.«
    »In zwei Tagen, wow! Und wann kommen Sie zurück?«
    Timna zuckte leicht die Achseln. »Ich weiß nicht.«
    »O Gott. Einfach so in die Welt hinauszuziehen. Nate«, sagte sie und wandte sich an ihren Sohn, der über dem Couchtisch gebückt saß und sich gehackte Leber auf einen Matze-Cracker strich, »warum fährst du nie irgendwohin?«

    Nate hielt beim Bestreichen inne. Er war dürr, seine Wangen leicht eingefallen. »Zu viel Laborlicht«, hatte Connie gemeint, als sie ihn Timna vorstellte, und er hatte es vermieden, sie anzusehen, weil sie ihn offensichtlich einschüchterte. »Ich fahre in einem Monat nach Paradise Island, Ma«, antwortete er und zog eine Augenbraue hoch, als wollte er sagen: Das weißt du doch.
    »Paradise Island, so ein Blödsinn. Dieses Mädchen fährt wirklich ins Paradies - nach Thailand, richtig?«
    Timna nickte.
    »Man sagt, die Jugend wird an die Jungen verschwendet. Na los, Nate, fang mit dem Verschwenden an!«
    »Übrigens«, sagte Sima, »wir gehen vielleicht auch ein bisschen auf Reisen.«
    Connie blickte zuerst auf Timna, die lächelnd die Achseln zuckte, und dann auf Sima. »Was soll denn das heißen?«
    Sima grinste. »Ich nehme mir drei Wochen frei, und Lev und ich fahren die Küste hinauf bis nach Neuschottland. Dann nehmen wir ein Schiff zur Prince-Edward-Insel und verbringen dort ein paar Tage.«
    Connie legte die Hand auf Nates Knie - genauso hätte sie Art berührt, wenn er da gewesen wäre, dachte Sima. »Sima Goldner. Warum hast du mir kein Wörtchen davon gesagt? Du haust einfach ab und lässt deine Freunde im Stich …«
    »Doch bloß drei Wochen«, sagte Lev.
    »Ohne irgendwas anzukündigen.«
    »Ist das hier denn keine Ankündigung?«
    »Aber wie lange weißt du das schon? Du hast nie erwähnt …«
    Sima zuckte die Achseln und genoss die Gelegenheit, Details zurückzuhalten, geheimnisvoll zu erscheinen. »Seit zwei Wochen. Sobald ich wusste, dass die hier das Schiff verlässt …«, sie hob eine Weinflasche und deutete damit leicht auf Timna, bevor
sie Connie ein Glas eingoss, »… dachte ich mir, zum Teufel, warum sollen Lev und ich nicht auch ein kleines Abenteuer erleben?«

    Sie stießen auf Timnas Reise an, dann auf die von Sima und Lev und danach, weil Connie es angesprochen hatte, darauf, dass Nate ein Regierungsstipendium bewilligt worden war, und schließlich auf alle. Lev leitete das Sedermahl, und Sima
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher