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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde
Autoren: Luanne Rice
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hatte neben ihr gesessen – hatte sie in die Arme genommen und festgehalten, bis die Tränen versiegten und die Gesichter von Caleb und Beckwith verblassten.
    Er hatte behutsam ihre Wangen gestreichelt, ihre Tränen getrocknet.
    »Er hat Willa gesagt, das sei seine ›geheime Stunde‹«, hatte sie geschluchzt.
    »Nein, Kate«, hatte John entgegnet. »Es war neun Uhr abends, eine Zeit wie jede andere. Mehr nicht. Die geheime Stunde gehört uns … am Bach. Weißt du noch? Der Bach in der Apfelplantage.«
    »Der Bach, der westwärts fließt«, hatte Kate geflüstert und gespürt, wie ihr Herz ruhiger schlug. »Wo wir mit den Hunden waren.«
    »Weißt du, wie froh ich bin, dich hier zu haben? Und dass ich dich am liebsten nie mehr gehen lassen möchte?«
    Sie hatte genickt, seine Hand berührt, seinen Mund auf ihren Lippen gespürt, sich mehr als alles in der Welt gewünscht, mit ihm zu schlafen, eins zu werden. »Ich würde gerne bleiben«, hatte sie leise erwidert.
    »Wirklich? Trotz allem, was passiert ist – obwohl ich Merrills Anwalt bin und Beckwith in die Stadt gebracht habe …«
    Sie hatte den Kopf geschüttelt, ungeduldig, als ob nichts davon mehr zählte. »Das alles hat nichts mit dir persönlich zu tun … du hast nur deine Arbeit verrichtet. Die Prinzipien verteidigt, an die du glaubst. Aber wir beide sind füreinander bestimmt, John. Alle Zeichen sprechen dafür. Wir werden gegen den Strom schwimmen.«
    »Ein Zeichen – so empfinde ich es auch, seit Fairhaven … und als du am Leuchtturm aufgetaucht bist, um mein Leben retten.«
    »Wir sind wie der Bach, der westwärts fließt.« Sie umklammerte seine Hand. »Vom Meer weg, den Naturgesetzen trotzend …«
    »Um unseren Weg gemeinsam zu gehen«, hatte er gesagt, sie in die Arme geschlossen und inbrünstig geküsst.
    »Hat jeder, was er braucht?«, sagte der Richter, sah sich fragend im Raum um und riss Kate unsanft aus ihren Erinnerungen an die vergangene Nacht.
    »Wir sollten alle am selben Tisch sitzen«, sagte Maeve mit einem missbilligenden Blick zum Sofa. Sie saß mit Teddy und dem Richter am Küchentisch, während Maggie, John und Kate auf dem Sofa aßen.
    »Dad muss sein Bein ausstrecken können«, erklärte Teddy nachsichtig.
    »Weihnachten sitzen wir am großen Tisch. Wir alle. Willa auch«, versprach der Richter.
    »Danke.« Kate lächelte ihn über die Frühstückstheke hinweg an. Der Richter nickte, sein Blick war gefühlvoll und beredt.
    »Nichts zu danken.« Er hob sein Glas. »Trinken wir auf die junge Dame, die meinem Sohn das Leben gerettet hat.«
    »Auf Kate, auf Kate!«, riefen alle O’Rourkes und Maeve wie aus einem Mund, stießen mit Apfelmost und Wein an. Kate lächelte. »Und auf euch.« Alle nickten und tranken.
    »Halt, wartet!« Maggie stellte mit einem Klirren ihr Glas ab, drehte sich um und sah Kate eindringlich in die Augen.
    »Was ist, Maggie?«, fragte Kate.
    »Du hast meine Frage IMMER NOCH NICHT richtig beantwortet«, erwiderte Maggie vorwurfsvoll.
    »Ich denke doch«, warf John rasch ein.
    »Erinnere mich gelegentlich daran …« Kate sah John neckend an.
    »Also? Wer ist die andere Person, die du lieb genug hattest, um sie zu beschützen? Beim Leuchtturm«, hakte Maggie nach.
    Kate lächelte. Maggie würde sich noch ein wenig gedulden müssen, bis sie die Worte aussprach. Draußen blitzte der Lichtstrahl des Leuchtturms über den Himmel, der zunehmend dunkler wurde, bot den Seefahrern sicheres Geleit in den Hafen. Matt war draußen auf dem Meer und würde dem Leuchtfeuer folgen, das ihn zu seinen beiden Schwestern führte.
    Maggies Frage stand im Raum. Kate drückte Johns Hand, ihre Blicke begegneten sich, versanken ineinander; sie wusste, dass sie einiges gelernt hatten: über Dinge, die man fand, obwohl man sie ein für alle Mal verloren zu haben glaubte, über Herzen, die sich öffneten, obwohl beide das Gegenteil geschworen hätten, und über eine Zeit, die ihnen allein gehörte.
    Das war der Gezeitenwechsel. Die Flut setzte ein, und Kates Herz strömte über.
    Die geheime Stunde war gekommen, jetzt und hier.

[home]
    DANKSAGUNG
    D ieser Roman nahm allmählich, in mehreren Phasen, Gestalt an: Er begann in meiner Kindheit mit der Ermordung eines jungen Mädchens. Obwohl ich die Tote nicht persönlich kannte, fesselten mich die Einzelheiten des Falles, die nach und nach ans Tageslicht kamen, ein Leben lang. Das Mädchen ist mir nie aus dem Sinn gegangen, und ich denke noch heute an sie.
    Ich danke dem
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