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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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Kessel mit kochendem Schwefel schmoren lassen. Sie sind nicht in der Hölle!«
    »Die Erde soll mich verschlingen, dann bin ich also doch ins Paradies gekommen?!« rief Charlie bestürzt aus. »Aber ganz ehrlich, darauf bin ich gar nicht vorbereitet. Ich kann weder Harfe spielen noch irgendwelche Psalmen singen. Außerdem erwarten mich meine Kumpel von einst bestimmt woanders!«
    »Es ist auch nicht das Paradies«, beschwichtigte ihn Viktor Stepanowitsch. »Das hier ist einfach ein anderer Planet aus einer anderen Welt. Wenn Sie schon einen Vergleich zum Jenseits ziehen wollen, dann sind Sie so etwas wie ein Geist oder Gespenst geworden, falls Ihnen das recht ist.«
    »Na meinetwegen, dann bin ich eben ein Gespenst«, willigte Charlie Black friedfertig ein, »das ist noch nicht die schlimmste Variante. Wenigstens bleib ich mein eigener Herr: Ich sing mein Lied, so oft ich will, heul mal als Wolf, mal bin ich still.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Viktor Stepanowitsch dem Seemann erklärt hatte, wohin er in diesem Fall geraten war, doch am Ende zeigte Charlie Black sich befriedigt und freute sich sogar ein bißchen.
    »Na, wer sagt’s denn«, rief er, »da bin ich also gar nicht gestorben! Bei meinem Holzbein, was für ein glücklicher Zufall! Nicht von ungefähr heißt es ja: Wem beschieden ist, gehängt zu werden, der kann nicht ertrinken. Wenn es denn so ist, geht die Sache klar. Schließlich hab ich es geschafft, mit den Menschenfressern von Kuru-Kusu ins Einvernehmen zu kommen, da werd ich mit den hiesigen Leuten wohl erst recht eine gemeinsame Sprache finden. Ich denke, nicht alle Bewohner dieses Planeten sind uns so feindlich gesonnen wie die Massaren, von denen ihr gesprochen habt. – Ach, ich alter Räucherhering«, rief er plötzlich und klopfte sich begeistert ans Holzbein. »Da werd ich ja irgendwann meine Nichten Elli und Ann wiedersehen! Und meinen Großneffen Chris Tall aus Kansas in Amerika. Allerdings muß ich dem Lausebengel gehörig die Leviten lesen! Der hat sich nämlich auch auf so ein Abenteuer eingelassen. Ist durch irgendeinen Tunnel auf den Planeten Rameria gelangt. Zu den Arsaken und Menviten, die anfangs genauso zerstritten waren wie die Massaren und Vitanten hier. Na, inzwischen sind sie längst Freunde. Die Welt ist eben so eingerichtet, überall gibt es gute und schlechte Menschen!«
    »Du kannst von Glück reden, daß du uns am Tunnelausgang getroffen hast«, sagte Kusmitsch, der bis dahin geschwiegen hatte. »Wären wir nicht gewesen, hättest du wahrscheinlich nicht haltgemacht, sondern wärst sonstwohin gesaust. Dann hättest du lange darauf warten können, wieder nach Hause zu kommen und deine Enkel zu treffen. Aber jetzt wird’s Zeit für uns, denn hier gibt’s gleichfalls einen Jungen, der deinem Chris Tall in nichts nachzustehen scheint.«
    »Was denn, ihr habt auch so einen Bengel bei euch?« rief der Seemann beglückt. »Das wird ja immer besser, ich liebe Kinder! Mit denen wird’s einem wenigstens nicht langweilig.«
    Sie traten den Rückweg an. Diesmal kamen sie freilich nur sehr langsam voran, weil Charlie Black mit seinem Holzbein nicht so schnell folgen konnte. Plötzlich hatte der Geologe eine Erleuchtung:
    »Wieso quälen wir uns eigentlich auf diese altertümliche Weise ab?« sagte er. »Sind wir nun Gespenster oder nicht?«
    Und er erklärte dem Seemann, daß sie sich als Elme im Nu an jeden beliebigen Ort versetzen könnten, wenn sie nur den Wunsch dazu hätten.
    »Und wie soll ich mich zu einem Ort wünschen, von dem ich keine Vorstellung habe?« fragte Charlie. »Nein, nein, laßt uns ruhig auf die alte Art weitermachen. Allerdings gefällt mir ein Dasein als Gespenst durchaus. Sobald ich mich ein bißchen hier eingelebt habe, werde ich fliegen lernen. Gibt’s bei euch keinen Besenstiel? Ich habe gehört, daß es damit besser geht. Die Hexen zum Beispiel sind ohne Besenstiel undenkbar!«
    Viktor Stepanowitsch widersprach ihm:
    »Ich hab noch nie ein Gespenst auf einem Besenstiel reiten sehen. Nein, mein Lieber, so etwas ist nur für Hexen gut, für unsereinen schickt sich das nicht.«
    So gelangten sie zum vereinbarten Treffpunkt, wo Kostja sie mit den beiden Jungen aus Atlantis und dem Höhlenlöwen bereits erwartete.

EINE FREUDE FÜR CHARLIE BLACK
    Während die drei Jungen auf ihre Gefährten warteten, hatte der Löwe Grau schon mal kurz versucht, sich mit dem Kraken Prim anzulegen. Doch mit seinen vier Pfoten war er den acht Armen des Octopus eindeutig
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