Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
Vom Netzwerk:
– einer mehr oder weniger, was macht das schon. Unsereins dagegen… Hör zu, Prim, solltest du jemals eine Zuflucht brauchen: Auf meinem Schoner bist du jederzeit willkommen!« Der Käptn hielt jäh inne, denn ihm fiel ein, daß sein Schiff ja auf ein Riff gelaufen war und nun irgendwo auf dem Meeresgrund ruhte.
    »Sagen wir mal so«, verbesserte er sich, »auf meinem künftigen Schoner!«
    »Natürlich, Prim hatte recht«, bestätigte nun auch Viktor Stepanowitsch. »In unserer derzeitigen Daseinsform ist der menschliche Organismus offenbar imstande, verlorene Gliedmaßen zu erneuern.« Er wies auf den Seemann, der jetzt noch kräftiger wirkte als vorher. Anstelle der Holzprothese war ihm ein nagelneues Bein gewachsen!

    Charlie Black selbst aber starrte geradezu fassungslos auf dieses Wunder. Endlich besann er sich, vollführte einen Luftsprung und sang aus voller Kehle ein Lied, das er aus dem Stegreif erdacht hatte:
Einer, dem Orkane fremd sind,
    Steht vor solchen Stürmen stumm.
    Doch den Seemann namens Charlie
    Wirft nicht Wind noch Wetter um!
Keine Flüsse – Ozeane
    Hatte Charlie Black vorm Bug.
    Er bezwang die wilden Meere,
    Hat noch immer nicht genug.
Wellen brausen, Winde heulen.
    Donner, Blitz – der Schiffe Schreck!
    Aber Charlie, dieser Seewolf,
    Steckt das alles tapfer weg!
Charlie Black, der Weltenbummler,
    Schätzt Verwegenheit und Mut.
    Denn die Seefahrt ist ihm wichtig,
    Wichtiger als Hab und Gut!
    Dabei drehte er sich fröhlich im Kreis, und seine Freunde tanzten begeistert mit. Sie tollten umher, er jedoch übertraf sie alle.
    Eine ganze Weile herrschten Trubel und Ausgelassenheit. Bis einer von ihnen zu seiner Verblüffung bemerkte, daß Kostja verschwunden war.

VIOLAS RÜCKKEHR
    Statt des Jungen Kostja tauchte plötzlich jemand anderes im Elming auf – ein Mädchen!
    Sie trug ein rosa Kleid, hatte blonde Locken und etwa Kostjas Alter. Die bunte Gesellschaft war über alle Maßen überrascht, und Viktor Stepanowitsch sagte:
    »Der eine verschwindet, der andere kommt, hier geht es wirklich gespenstisch zu.« In Wirklichkeit jedoch hatten er und der Jäger Kusmitsch diesen Austausch selber bewirkt.
    Oder genauer gesagt, es waren ihre Doppelgänger im Elmenland gewesen, die zusammen mit dem Kraken und einer wunderschönen Perle soviel Energie gebündelt hatten, daß Kostja wieder auf die Erde und Viola auf ihren Planeten zurückkehren konnten. Das war ein sehr schwieriges Unterfangen gewesen, von dem der Geologe hier aber noch nichts wußte. Er konnte auch nicht ahnen, daß die Massaren die Rückkehr der Kinder um jeden Preis verhindern wollten. Sie sollten nichts von den Tunneln zur Erde und den gefährlichen Eroberungsplänen der Irener verraten.
    Das Mädchen indes war in Eile und hielt sich nicht weiter bei der Gruppe auf. Sie verließ den Elming und lief zum Haus ihrer Eltern. Dort jedoch standen bereits einige Wachposten, und so hörte Viola unvermutet den barschen Befehl:
    »Halt, wer da?!«
    Sie blieb gehorsam stehen und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. War sie vielleicht aus dem Elmenland entkommen, um hier, so kurz vor dem Ziel, wieder gefaßt zu werden?
    Doch zum Glück ahnte der Wachsoldat nicht, wen er angehalten hatte. Wäre Viola Massaren wie Din und Nel begegnet, die Bescheid wußten, hätte es für sie schlimmer ausgesehen: Die hätten sich nämlich sofort gefragt, wieso ein Mädchen, das sich soeben noch im Elmenland aufgehalten hatte, seelenruhig auf der Irena herumspazierte.
    Viola schwindelte dem Posten vor, daß sie sich verlaufen hätte und daß bestimmt schon ihre Mama auf sie warte. Der Mann mußte ihr einfach glauben, so überzeugend flunkerte sie.
    Dann eilte sie weiter, war nun aber auf der Hut. Auch wenn sie sich nicht erklären konnte, weshalb der Elming umstellt war.
    Endlich erreichte sie das Haus. Die Tür war unverschlossen, und Viola schlüpfte unbemerkt ins Innere. Sie freute sich schon darauf, die Eltern zu überraschen. Weil nicht auszuschließen war, daß sich auch hier Fremde aufhielten, schlich sie zunächst auf Zehenspitzen ins Kinderzimmer.
    Ol und Vi saßen in der Küche beim Frühstück, als aus Violas Zimmer erneut das Geräusch der Spieleisenbahn an ihr Ohr drang!

    »Das muß Kostja sein!« rief Ol aus. »Vielleicht haben sie es nicht geschafft, zu entkommen, und er ist aus dem Elming zurückgekehrt.«
    Er stürzte ins Kinderzimmer und fand sich dort unverhofft seiner Tochter gegenüber, die er auf der Erde oder im Elmenland
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher