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Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)

Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)

Titel: Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
Autoren: Deborah Court
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seufzen.
    Dann sieht er mich, und sein Körper spannt sich merklich an. Er wirkt wie ein Tiger, der seine Beute zum ersten Mal ins Auge fasst. Mein innerer Frieden beginnt zu schwinden, und ich fühle mich plötzlich verunsichert. Mein Haar ist tropfnass vom Wasser des Sees, und das einfache Kleid klebt wie eine zweite Haut an mir. Ich will nicht, dass dieser beunruhigend schöne Ritter mich ansieht. Daher beginne ich, mich zurückzuziehen. Ich sehne mich nach der Geborgenheit meiner kleinen Hütte.
    Er erstarrt noch mehr, als er sieht, dass ich mich von ihm abwende. Vorsichtig streckt er eine Hand nach mir aus, so als wolle er mich bitten, an Ort und Stelle stehen zu bleiben. Vielleicht hat er tatsächlich einen Bann auf mich gelegt, denn plötzlich fühle ich mich nicht mehr in der Lage, mich zu bewegen. Wie eine Statue aus Marmor stehe ich reglos im flachen Wasser, bis das Elfenschiff am Ufer angelegt hat.
    Mit der natürlichen Anmut eines wilden Tieres springt er von seinem Gefährt und landet bis zur Taille im See, nur wenige Schritte von mir entfernt. Als ich zum ersten Mal sein Gesicht deutlich sehe, bricht irgendetwas in mir zusammen, und ich fühle eine seltsame Feuchtigkeit auf meinen Wangen. Wütend wische ich die Nässe mit meiner Hand weg.
    "Geh weg", sage ich zu ihm. Wenn ich ihn nur ansehe, fährt wieder dieser heftige Schmerz durch meinen Kopf, der mich schon zuvor gequält hat. Ich will das alles hier nicht. Aber ich bin zu schwach, ihm zu widerstehen.
    Er ist meine Sonne. Er ist mein Mond. Aber er antwortet nicht, sondern blickt mich einfach an. Seine Augen wirken so traurig. Ich frage mich, warum. Vorsichtig, als ob er mich nicht ängstigen will, streckt er die linke Hand aus und berührt meine Wange, was mich vor Verzücken zittern lässt. Nur einen kurzen Moment lang schmiege ich mein Gesicht in seine Hand, bevor ich zurückschrecke.
    Tief in mir regt sich etwas Ursprüngliches, Wildes. Mein Körper begehrt ihn, mein Herz verlangt nach ihm. Doch ich kenne diesen Mann nicht, noch wünsche ich es. Auch wenn er noch kein einziges Wort gesprochen hat, bringt er mich dazu, mich erinnern zu wollen. Und selbst der Versuch, dies zu tun, bringt den Schmerz in meinem Kopf zurück, droht meinen Schädel zu zerbersten.
    Hier auf der Insel ist jeder Tag wie ein neuer Anfang. Keine Sorgen, kein Leid. Nur Frieden und Ruhe, um die tiefe, wütende See der Gefühle in meiner Seele zu besänftigen. Ich wünsche nichts weiter, als dass es so bleibt.
    "Igraine."
    Zum ersten Mal höre ich seine tiefe, melodische Stimme, nicht viel mehr als ein Flüstern im Wind. Das seltsame Wort scheint wie Honig von seiner Zunge zu tropfen, und es fühlt sich an, als würde er meinen Körper damit liebkosen. Ich wage es, mich näher zu ihm zu beugen. Mit geschlossenen Augen nehme ich seinen männlichen Geruch in mich auf. Er duftet wie Mitternachtstau auf einer frischen geöffneten Blüte. Langsam hebe ich ihm mein Gesicht entgegen und blicke in seine warmen, goldenen Augen. Als ich meine geöffneten Lippen mit der Zungenspitze anfeuchte, höre ich seinen tiefen, gequälten Laut, der tief aus seiner Brust zu entspringen scheint.
    Jeder meiner Instinkte sagt mir, dass mein seliger Zustand des Vergessens für immer vorüber sein wird, sollte ich diesem Fremden auch nur noch ein einziges Mal erlauben, mich zu berühren. Sein Atem klingt nun schneller, abgehackt, so als würde er gleich die Selbstbeherrschung verlieren. Oder liegt es vielleicht an dem Schmerz, den ich in seinen Augen sehe? Aber nun will ich ihn nicht länger anblicken. Er jagt mir Angst ein, mehr als ich ermessen kann.
    Ein Schritt zurück. Dann ein weiterer.
    Ich drehe mich rum und renne.
     

     
    Als Igraine vor dem Fremden floh, verfingen sich ihre Füße in dem weichen Boden, der von einem dicken Teppich silberner Blätter bedeckt war. Jede ihrer Bewegungen schien langsam - zu langsam, während sie auf die Sicherheit ihrer Hütte zustolperte. Ohne zurückzublicken, wusste sie, dass er ihr folgte. Sie hörte seine mächtigen, schnellen Schritte hinter sich, die stetig näherkamen. Ihre Furcht verlieh ihr neue Kraft, und sie rannte nun schneller, ihren Rock zusammenraffend, damit sie nicht über den Saum stolperte.
    Dort, direkt vor ihr, war die Hütte. Sie rannte, und ihr Herz schlug wie eine Kriegstrommel in ihrer Brust. Obwohl sie ihn heftig atmen hörte, wagte sie es nicht, sich umzuwenden und zu sehen, wie schnell er sie einholte. So lief sie auch keine Gefahr,
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