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Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)

Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)

Titel: Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
Autoren: Deborah Court
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Macht, die sie erzittern ließ. Er wird mein sein, dachte sie.
    Der Prinz trug nur ein Kettenhemd über seinem elfenbeinfarbenen Waffenrock. Er hatte die schwere Rüstung offenbar für den langen Ritt abgelegt. Seine Augen ließen die ihren nicht los, als er mit der Behändigkeit einer Raubkatze vom Pferd sprang. Zweifellos würde er die Große Halle aufsuchen, um dem König und der Königin seinen Respekt zu zollen, bevor er einforderte, wofür er gekommen war: seine Braut.
    Sie war so tief in seinen Augen versunken, dass sie nicht merkte, wie sich ihr Ausdruck veränderte und sein wacher Blick sich erstmals verschleierte. Erstaunt senkte er den Kopf, um auf seine Brust hinabzusehen. Ein Pfeil hatte sein Kettenhemd durchdrungen, sein Herz war durchbohrt. Sein granatrotes Blut strömte aus der Wunde und befleckte sein Gewand. Abermals legte er die Hand aufs Herz, in einer grausigen Nachahmung der noch vor wenigen Augenblicken ritterlichen Geste.
    Igraine hörte den gequälten Aufschrei einer Frau über die Zinnen schallen. Sie bemerkte nicht, dass es ihr eigener war. Entsetzt sah sie, wie der Prinz zu taumeln begann und langsam seine stolze Haltung verlor. Sie hob den Saum ihres Kleides und rannte die endlosen Stufen des Wachturms hinab, schneller und schneller, bis sie endlich den inneren Burghof erreichte. Sie eilte durch die beiden Tore, bereits geöffnet in Erwartung des Prinzen und seiner Gefolgschaft. Es kümmerte sie keinen Deut, ob sie sich gerade benahm, wie es von einer Prinzessin erwartet wurde.
    Atemlos überquerte sie die Brücke und erreichte den Turnierplatz vor der Burg. Die Krieger hatten sich um ihren sterbenden Prinzen versammelt. Er kniete auf dem weichen, grünen Gras. Der Elf hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen, als sei er in ein tiefes Gebet versunken. Seine helle Haarpracht bedeckte den größten Teil seines Gesichts. Viel Leben konnte nicht mehr in ihm übrig sein. Und doch weigerte er sich widerspenstig, zu Boden zu gehen, hielt sich aufrecht, während sein Blut am Schaft des Pfeils entlanglief und gleichsam einer Opfergabe für die Erdgötter hinabtropfte.
    Blindwütig schrie sie die hünenhaften Krieger an, die sie kaum zu bemerken schienen, als sie sich mit den Ellenbogen einen Weg zum Prinzen bahnte. Nachdem einer der Leibwächter den Pfeil abgebrochen hatte, kniete sie sich vor den Verwundeten und blickte in sein Gesicht. Als seine erstaunlichen Augen zu ihren aufblickten, streckte sie die Hand aus und berührte vorsichtig seine Brust, als hätten ihre Fingerspitzen die Macht, ihn zu heilen. Verzweifelt wünschte sie, den tödlichen Pfeil aus seinem Herzen zu reißen und ihr eigenes damit zu durchbohren, um an seiner Stelle zu sterben. Sie hätte alles getan, um sein Leben zu retten. Doch es war zu spät.
    "Mein Prinz", flüsterte sie, überrascht, dass er sie hören konnte, denn er neigte seinen Kopf ganz schwach zur Seite. "Verlasst mich nicht. Ich brauche Euch." Ihre Worte hörten sich in ihren eigenen Ohren sonderbar an. Es war, als hätte sie etwas Ähnliches schon einmal gehört - gesprochen von einer anderen Stimme, in einer anderen Zeit. Doch sie konnte sich nicht mehr erinnern, so sehr sie es auch versuchte.
    Seine einzige Antwort war ein Lächeln voller Bedauern, und die Farbe seiner Augen vertiefte sich, als er sie zu ihrer Verwunderung noch einmal anblickte. Dann begann er, vornüberzufallen, als sein sterbendes Herz doch noch seinen eisernen Willen besiegte. Schnell öffnete sie ihre Arme und fing ihn auf, stützte ihn mit ihrem Körper, um ihn auf den Knien zu halten. Sie würde es ihm jetzt nicht erlauben, vollends zu stürzen. Weinend hielt sie ihn an sich gedrückt, ignorierte den Schmerz und sein Gewicht, das auf ihr lastete.
    "Ihr werdet heute nicht fallen, Mylord. Ich bin bei Euch", flüsterte sie in sein Ohr, ungewiss, ob er sie überhaupt hörte.
    Der sterbende Prinz und seine Braut waren ein unvergesslicher Anblick. Um ihre Hochzeitsnacht betrogen, knieten sie umschlungen im verblassenden Licht der untergehenden Sonne. Die Prinzessin hielt ihn eisern aufrecht, während das Blut aus seinem Herzen über ihr wunderschönes Hochzeitskleid strömte und den roten Samt zu tieferem Purpur färbte. Sie hielt ihn fest, versicherte ihm wieder und wieder, er würde nicht fallen, während sie jeden einzelnen Schauer durch seinen Körper fahren spürte. Wohl wissend, ihm nun keine weiteren Schmerzen bereiten zu können, schmiegte sie sich enger an ihn. Sie fühlte
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