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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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dumpf und schnell.
    Die Schritte eines Mannes. Der
kam ihm entgegen. Noch sah Tim ihn nicht. Denn der schmale Pfad beschrieb
Windungen. An keiner Stelle reichte die Sicht weiter als zehn Meter.
    Die nächste Biegung war
unmittelbar vor Tim. Gleich musste der Mann dort auftauchen.
    Und Tim hegte keine
freundschaftlichen Gefühle für ihn. Denn es lag auf der Hand: Gaby war geflohen
vor diesem Typ. Er hatte sie verfolgt. Und jetzt kam er zurück.
    Ein Abartiger?, überlegte Tim.
Einer, der über Kinder und junge Mädchen herfällt? Oder der Waldschrat vom Buchenforst?
Weshalb hat Gaby die Biege gemacht?
    Tim begriff es in dem Moment,
als der Kerl vor ihm auftauchte. Sicherlich — der TKKG-Häuptling hatte den
Messertyp nie gesehen. Aber Tim kannte Gabys Beschreibung von ihm — und
natürlich die Phantom-Zeichnung, die man aufgrund dessen im Präsidium
angefertigt hatte.
    Tims Anblick überraschte den
Messertyp. Er blieb stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
Seine verzerrte Miene änderte sich nicht. Die vergebliche Verfolgung hatte ihn
wütend gemacht.
    „Hallo!“, sagte Tim leise. „Ich
glaube, Sie jagen meine Freundin. Richtig?“
    „Was?“
    „Jetzt erkenne ich Sie, Mann!
Sie sind doch der Typ vom BBP-Supermarkt. Am Seiteneingang wollten Sie Victor
Kalensky erstechen. Hat nicht geklappt. Aber meine Freundin hat Sie gesehen und
natürlich genauestens bei der Polizei beschrieben. Eben ist Ihnen Gaby über den
Weg gelaufen, wenn ich das richtig sehe. Und Sie sind nun hinter ihr her —
hinter der gefährlichen Zeugin. Aber sie hat Personenschutz. Nämlich mich. Ich
bin Gabys Bodyguard.“
    „Quatsch dich nur aus.“
    „Danke, dass Sie mir das Wort
erteilen. Was machen Sie eigentlich hier? Sammeln Sie Waldbeeren? Oder haben
Sie Irma Heinze irgendwo versteckt?“
    Der Typ erwiderte nichts, aber
er griff unter seine Lederjacke — hatte sein zweischneidiges Kampfmesser schon
in der Faust. Er drang auf Tim ein.
    Ein Ausweichen war nicht
möglich, zu schmal der Pfad, zu dicht das Gesträuch an beiden Seiten.
    Die schneidende Bewegung mit
dem Kampfmesser war auf Tims Gesicht gezielt, säbelte aber wirkungslos durch
die Luft.

    Als Dankeschön landete Tim
einen Low-Kick — ungefähr mit der Wucht, die eine Fertigbau-Garage zum Einsturz
bringt. Der Tritt traf den Messertyp seitlich am Knie, fegte ihn von den Füßen
und würde eine komplizierte Knieoperation unvermeidlich machen. Bevor der
Verbrecher aufschreien konnte, erwischte ihn ein zweites Ding — diesmal am
Kiefer.
    Tim beugte sich über den
Bewusstlosen. Er lag bäuchlings. Sein schmaler Gürtel ließ sich als Fessel
gebrauchen. Tim schnürte ihm die Hände auf dem Rücken zusammen, zog ihm dann
die Brieftasche aus der Jacke.
    Der Typ hieß Bert Zierhaus.
Mehr interessierte im Moment nicht. Tim machte einen langen Schritt über ihn
und lief weiter. Doch dann blieb er stehen.
    „Gaby! Gaaaaby! Wo steckst du?“
    Er horchte.
    Die Stille lastete unter den
Bäumen.
    Aber dann hörte er Gabys
Antwort. Ihre Stimme war ein ganzes Stück entfernt, kam von links — war
jenseits eines scheinbar undurchdringlichen Gesträuchs.
    „Hier, Tim! Hier bin ich.“
     
    *
     
    Gaby tat das angesichts der
Situation einzig Vernünftige: Im Krebsgang kroch sie leise zurück. Sekunden
später war sie wieder im Gebüsch. Indem sie sich umdrehte, antwortete sie auf
Tims Ruf. Eilig kroch sie weiter, angetrieben von der Furcht, was die beiden
durchgeknallten Baulöwen anstellen würden. Peitschte ein Schuss auf? Oder kamen
die beiden zur Vernunft?
    „Gaby, wo bist du?“, hörte sie
Tim.
    „Ich komme. Ich komme zum
Pfad.“
    Er wartete ungefähr dort, wo sie
unter das Gebüsch gekrochen war. Auf dem letzten Meter wurde Gaby hervor
gezogen. Dann schloss Tim seine Freundin in die Arme.
    „Gott sei Dank, Pfote! Ich war
schon irre vor Angst um dich. Den Messertyp habe ich erwischt. Er hat
Koma-Pause.“
    „Der... der hat mich verfolgt.“
    „Logo!“ Tim pflückte
Tannennadeln und Blätter aus ihrer Blondmähne. „Wie bist du auf den gestoßen?“
    Gaby beruhigte sich allmählich
und konnte erzählen. Sie gingen zurück. Bert Zierhaus lag in derselben Haltung
auf dem Pfad und war noch bewusstlos. Tim packte ihn unter den Achseln und
schleifte ihn zur Straße. Dort waren Karl und Klößchen mit Oskar eingetroffen.
Auch sie wurden rasch informiert. Verwunderung löste aus, was Gaby über Becker
und Henrich berichtete.
    „Die sind der letzte Dreck“,
nickte
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