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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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mit gefüllten Taschen zu verduften. Gaby hatte den
brillanten Einfall, dass sich die Pistoleros an Sie wenden könnten. Wegen des
Lösegeldes. Und weil Sie, Frau Bolgakow-Feuchtweg“, fügte er wider besseres
Wissen hinzu, „sehr reich sind.“
    „Ich bin nicht reich“,
erwiderte sie prompt. „Ich war mal recht wohlhabend. Aber das ist vorbei.“
    „Tut mir Leid.“
    „Trotzdem hat deine Freundin
richtig vermutet. Die Pistoleros fordern eine Million von mir — für Irmas
Freilassung.“
    „Eine Million, die Sie nicht
haben.“
    „Die ich aber bekomme.“
    „Aha!“
    „Worum geht es jetzt genau,
Tim?“
    „Nun, der Polizei sind die
Hände gebunden. Irmas Kollegen dürfen nicht loslegen, weil sonst das Leben
Ihrer Schwester gefährdet wäre. Aber auf uns — auf vier Jugendliche — achtet
niemand. Nur wer schon mal mit uns zu tun hatte, nimmt uns für voll. Und wir
haben ziemlich viel Erfahrung im Umgang mit Unterwelt & Co.“
    „Ihr wollt also etwas
unternehmen?“
    „Den Pistoleros ist zuzutrauen,
dass sie das Lösegeld kassieren und Ihre Schwester trotzdem nicht freilassen.“
Kühne Behauptung, dachte Tim. Aber ich kann dieser Meinung sein. Und sie macht
hoffentlich Eindruck.
    „Das wäre schrecklich“,
flüsterte Anna.
    „Ich sehe einen Riesenvorteil
für Ihre Schwester“, sagte Tim eindringlich, „wenn wir genau erfahren, was
läuft. Wo und wann und wie das Lösegeld übergeben werden soll. Woher kriegen
Sie’s?“
    „Mein... Verlobter streckt es
mir vor.“
    „Norbert Becker, der
Bauunternehmer.“
    „Ja. Ich habe ihn auch gebeten
das alles abzuwickeln. Weil ich... ich stehe das nervlich nicht durch. Norbert
wird es machen.“
    „Fein. Dann muss ich mit ihm
sprechen.“
    „Wenn ich Norbert darum bitte,
ist er bestimmt bereit, mit euch zusammenzuarbeiten, Tim. Aber im Moment ist er
nicht da.“
    „Wann kommt er wieder?“
    „Wahrscheinlich erst gegen
Abend. Er ist zur Jagd. Hättest du etwas früher angerufen, wäre er noch hier
gewesen.“ Tim fiel ein, was ihm Gero, der Szene-Schleicher, über die
Jagdleidenschaft der beiden Bauunternehmer erzählt hatte. Und über das tolle
Jagdhaus im Buchenforst, nahe beim Gniprasch-Acker.
    „Ist er über Handy erreichbar,
Frau Bolgakow-Feuchtweg?“
    „Ich glaube nicht. Beim Jagen
schaltet er’s immer aus. Will nicht gestört werden.“
    Genau deshalb, dachte Tim, hat
man ja ein Handy: Damit man nicht gestört wird. Wie gut ist doch der Knopf zum Ausschalten
— an allen Kommunikationsapparaten. Auch für manche Münder müsste es das geben.
    „Heute Abend — das könnte zu
spät sein“, sagte Tim, „Der Verbrecher von gestern will abends wieder anrufen.
Bei mir. Bis dahin ist Norbert zurück. Er wird dabei sein.“
    „Und wir müssen uns bis dahin
mit ihm besprochen haben. Sein Einverständnis. Taktische Linie. Ebenfalls dabei
sein heute Abend. Es hilft also alles nichts. TKKG können nicht ins Schwimmbad
abdackeln, sondern werden in den Buchenforst radeln. Und den Waidmann suchen.“
    „Buchenforst ist richtig. Wisst
ihr also auch schon. Wenn ihr beim Jagdhaus wartet — dort kommen die beiden
zwischendurch immer mal vorbei. Der andere — das ist sein Partner Lothar
Henrich.“
    „Und wir dürfen uns auf Ihr
Einverständnis berufen?“ Sie erklärte, das dürften sie.

19. Uralte
Hartwurst
     
    Ohne Berts Wohnung hätten die
Pistoleros jetzt alt ausgesehen, hätten kein Dach über dem Kopf gehabt, keine
Bleibe. Aber die Parterre-Wohnung, hofseitig, in der Gutfisch-Straße bestand immer
noch. Bert, der Messertyp. hatte einen dreijährigen Mietvertrag. Aus dem kam er
nicht raus. Bis 31. Oktober saß er darauf fest. Zwar hatte er sich um einen
Nachmieter bemüht, aber bislang keinen gefunden. Die Behausung war scheußlich.
Wenig Licht, feuchte Wände im Schlafraum, ein Bad mit tropfenden Hähnen — und
das Ganze viel zu teuer. Außerdem war der Eisschrank, der zur Wohnung gehörte,
meistens kaputt.
    Bert hatte hier mit seiner
Freundin gewohnt, einer gewissen Corinna, die sich nach einer Ausbildung als
Altenpflegerin umschulen ließ — und Glaser wurde. Sie mochte Glas und
Fensterkitt und war überzeugt, dass Handwerk mehr Zukunft habe als kranke alte
Menschen. Aber die Beziehung war in die Binsen gegangen und Bert mit seinem
Komplizen Hajo zusammengezogen — in das schäbige Fertighaus. Dort war genug
Platz für gelegentliche Freundinnen und vor allem: Die beiden konnten ihre
Coups besser planen.
    Corinna, die Verflossene,
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