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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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hatte
natürlich keine Ahnung, was ihr Ex-Lover trieb. Sie hielt ihn für einen reisenden
Vertreter für Einlegesohlen und Fußpflegemittel — einen armen Hund, der viel
unterwegs war.
    Die Fertighaus-Adresse hatten
die Pistoleros vorläufig abgehakt. Denn ob Kalensky wirklich dicht hielt, war
nicht gewiss. Vielleicht würde er doch irgendwann unter dem seelischen
Angstdruck einknicken und der Polizei sagen, was Sache war.
    Für die beiden stand fest: Von
der Wohnung in der Gutfisch-Straße wusste der Kerl nichts.
    Von hier hatten sie die Vorräte
für Irma Heinze geholt. Und Bert, der Messertyp, hatte die Hartwurst aus dem
kaputten Eisschrank genommen.
    Jetzt — es war früher Morgen —
stand er, Bert, vor dem geöffneten Nahrungskühler und war total erschrocken.
    „He, Bert!“, rief Hajo, die
Stahlfeder, aus dem Wohnraum. „Ich denke, du machst Frühstück.“
    Bert knurrte einen lästerlichen
Fluch.
    „Was ist?“ Hajo kam in die
Küche.

    „Sieh dir das an.“ Bert hielt
ihm eine Hartwurst hin. „Lecker! Darauf habe ich Appetit.“
    „Hier! Auf dem Etikett steht
das Verfallsdatum.“
    Hajo las. „Na und? Sie ist noch
sechs Wochen frisch.“
    „Corinna, diese Schlampe! Ich
könnte sie umbringen.“ Hajo glotzte ihn an. „Würdest du mir verraten, was los
ist?“
    „Diese Wurst hier“, Bert
schüttelte sie wie ein Zepter, „wollte ich der Heinze geben. Damit sie nicht
verhungert im Verlies. Aber in der Eile habe ich die falsche gegriffen.“
    „Was?“
    „Die falsche Wurst! Verstehst
du?! Es lagen zwei im Eisschrank. Das heißt, diese hier lag hinter den
Kohlköpfen, sodass ich sie nicht gesehen habe. Gestern. Erst jetzt habe ich sie
entdeckt.“
    „Was ist mit der... falschen
Wurst?“
    „Deren Haltbarkeitsdatum ist
seit einem Jahr abgelaufen. Das heißt, sie ist verdorben. Verdorben? Das
reinste Gift! Schon mal von Botulismus gehört — von bakterieller
Fleischverseuchung. Man schmeckt es nicht. Aber es ist tödlich. Hajo! Wir haben
der Heinze reines Gift serviert.“ Der Komplize verzog das Gesicht. „So eine
Kacke! Wie konnte das passieren? Wieso hast du so’n Zeug im Kühlschrank?“
    „Corinna hat die Würste
eingekauft. Vor... ja, vor drei Wochen. Und erst zu Hause gemerkt, was mit der
einen los ist. Corinna wollte sie zurückbringen, sich beschweren, Ersatz
fordern. Aber die Schlampe hat’s versiebt.“
    „Hm, Hm. Vielleicht hat sie
gehofft, dass du dir den Althappen reinziehst.“
    „Weiß nicht. Ist ihr eigentlich
nicht zuzutrauen.“
    „Was machen wir jetzt?“
    „Nichts wie hin zum
Gniprasch-Acker. O Mann! Wenn sich die Heinze vergiftet hat, sitzen wir bis zum
Hals in der Tinte.“
    „Vielleicht hat sie noch nicht
gefrühstückt. Außerdem ist sie eher der Typ, der sich morgens mit einer Banane
begnügt.“
    Fluchtartig verließen sie die
Wohnung. Der Wagen stand auf dem Hof. Hinein und ab die Post.
    Berts Handy wurde vergessen,
lag neben einem Stapel alter Zeitungen auf dem Wohnzimmertisch und — begann in
diesem Moment zu läuten.
    Kalensky, der Erpresser,
versuchte die Pistoleros zu erreichen. Aber wieder ohne Erfolg. Mehr als ein
Dutzend Mal piepste das Mobilgerät in die leere Wohnung. Dann verstummte es und
Kalensky schwitzte Blut und Wasser in seiner Haushälfte.

20. Über
Kimme und Korn
     
    Karl holte Gaby ab. Für Tim und
Klößchen wäre es ein zu großer Umweg gewesen — mit unnötigem Zeitverlust. Beim
National-Stadion am Rande der Millionenstadt vereinten sich TKKG. Alle waren
auf Bikes. Gaby hatte Oskar mitgebracht und natürlich musste er ausgiebig
begrüßt werden — vor allem von Tim. Aber auch von Klößchen, der bisweilen —
extra für Oskar — ein Wurstbrot in der Tasche hat. Wie auch heute.
    „Hoffentlich ist die Wurst nicht
zu fett“, meinte Gaby. „Eigentlich hat Oskar heute seinen Diättag.“
    „Früher wurden die Menschen
gefoltert“, sagte Klößchen. „Heut machen sie Diät. Manchmal frage ich mich, was
schlimmer ist.“
    Oskar verschlang das Brot. Tim
informierte seine Freunde. Klößchen hatte bereits vollen Durchblick und
rechnete mit einer längeren Radtour. Entsprechend hatte er seine Satteltasche
gefüllt — mit Resten vom Frühstück. Sogar ein halb volles Glas Marmelade war
dabei.
    „Du willst diesen Becker also
dazu bringen, Tim, dass wir uns einschalten können“, meinte Karl.
    „Unbedingt.“
    „Aber nicht nur uns“, warf Gaby
ein. „Auch die Polizei. Das heißt, meinen Papi. Doch, Tim, das muss sein. Es
heißt ja
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