Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Erwin
Vom Netzwerk:
bleibt mir nur noch, Euch für Eure Gastfreundschaft zu danken. Ich hoffe, das Festmahl heute Abend wird unsere Hoffnung auf Eintracht und Frieden erfüllen.« Heinrich grinste mit unerwarteter Jungenhaftigkeit. »Den Anblick von Spielleuten seid Ihr ja gewöhnt.«
    Salomo zwang sich, das Lächeln zu erwidern. »Ihr spielt auf Weihnachten vor acht Jahren an, als Euer Vorgänger Konrad mein armes St. Gallen zum Schauplatz eines rauschenden Festes gemacht hat? Nun, wenn ein paar zotige Lieder das einzige Ärgernis heute Abend sind, so werde ich Gott dem Herrn mit Inbrunst danken.«
    »Ja, ein wenig Ablenkung tut uns allen gut. Auch Ihr seht erschöpft aus.«
    »Ich danke Euch für Eure Anteilnahme«, erwiderte Salomo. Er wartete noch eine Sekunde lang, aber da Heinrich schwieg, zog er sich mit einer letzten Verbeugung zurück.
    Auf dem dämmrigen Flur erwartete ihn eine stumme Gestalt mit gesenktem Kopf. Die Gesichtszüge des Mannes waren von einer Kapuze verhüllt, die Hände gefaltet, als bete er. Die Kutte machte den Mönch fast unsichtbar. Salomos Mundwinkel zuckten kurz, dann gab er dem Mann einen Wink, ihm zu folgen. Als die beiden in den Gemächern des Bischofs angekommen waren, deutete Salomo auf einen freien Stuhl, worauf der Mönch sich setzte und die Kapuze zurückschlug. Ein schmales Gesicht mit harten, klugen Augen kam zum Vorschein.
    »Man hat dir folglich gesagt, wo ich bin, Eckhard.«
    Der Sekretär nickte. Besorgt durchforschte er das faltige Gesicht des Bischofs.
    »Und vor der Tür überkam dich der unwiderstehliche Drang zu beten. Ich nehme an, du hast alles gehört?« Salomo lächelte. »Zufällig?«
    »Ganz zufällig, Herr«, bestätigte Eckhard, und in seinen dunklen Augen zeigte sich ein Widerschein der Belustigung seines Herrn. Eine Weile schwiegen die beiden Männer.
    »Und was denkst du?«, fragte Salomo endlich.
    »Dass Konrad in seiner Regierungszeit eine einzige kluge Entscheidung getroffen hat, nämlich Heinrich zu seinem Nachfolger zu erheben. Nichts für ungut, ich weiß, dass Ihr Konrad gemocht habt.«
    »Ja, Konrad war ein liebenswerter Mann, aber als König war er schwach. Heinrich ist stark.« Salomos graue Augen überschatteten sich. »Und ganz offensichtlich gibt es Leute, denen er zu stark ist. Eckhard!«
    Der Sekretär richtete sich auf. »Ja, Herr?«
    »Reite in den Wald! Schau dir die Leiche an. Ich hoffe, die wilden Tiere haben noch etwas davon übrig gelassen. Ich will wissen, wer er war. Ich werde Gott danken, wenn er nicht von Burchard oder einem ehrgeizigen Adligen aus fehlgeleiteter Freiheitsliebe geschickt wurde.«
    »Aber warum sollte Burchard rebellieren, so kurz nachdem er sich unterworfen hat? Heinrich hat ihn in seiner Herzogwürde bestätigt. Letzten Endes hat er nur gewonnen.«
    »Er ist ein stolzer Mann. Wer weiß, was in seinem Kopf vor sich geht. Aber das ist es nicht, was dich beschäftigt, nicht wahr, Eckhard?«
    Ein leichtes Rot färbte die mageren Wangen des Mönchs. Er senkte die Augen.
    Salomo beugte sich vor und legte dem anderen die Hand auf den Arm. »Heraus damit. Was macht dir zu schaffen?«
    »Dass er Euch zu verdächtigen scheint. Er war nach außen hin sehr freundlich, aber ich traue ihm nicht. Herr, ich … ich habe Angst um Euch.« Endlich hob er den Blick, und sein Gesicht wurde noch röter. »Ihr lacht?«
    »Mein guter Eckhard, Heinrich ist misstrauisch, aber in mir sieht er nur noch einen alten Mann, der bald vor seinen Schöpfer treten wird. Und leider hat er mit dieser Einschätzung recht.«
    »Herr!«
    »Ich werde sterben.« Salomo ließ seine Hand auf Eckhards liegen. »Und das wissen wir beide. Es ist Gottes Wille«, sagte er sanft.
    Eckhard nickte mit zusammengepressten Lippen. »Soll ich sofort aufbrechen?«
    Salomo lehnte sich mit einem wehmütigen Ausdruck zurück. »Ja, reite los! Auf dem Gehöft wirst du übernachten. In aller Frühe suchst du die Leiche. Gott mit dir, Eckhard. Ich werde inzwischen«, er lächelte plötzlich verschmitzt, »ein weiteres Gelage mit Wildbret und Spielleuten überstehen müssen.«
    »Noch mehr Sünde! Ich hatte gehofft, Heinrich unterscheidet sich in allen Dingen von Konrad, nicht nur in seinem Machthunger.«
    Salomo warf Eckhard einen überraschten Blick zu, dann lachte er laut auf. »Manchmal bist du ein unerträglicher Moralist!«
    Der Mönch schwieg. Langsam zog er die Kutte wieder über den Kopf. »Verzeiht, Herr. Ich mache mich sofort auf den Weg.« Er erhob sich und ging lautlos zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher