Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Erwin
Vom Netzwerk:
anzüglich.
    Udalrich verbeugte sich steif. »Gott zum Gruß, Herr. Ich entschuldige mich für meine Verspätung, aber meine Frau, Eure Nichte, war heute Morgen unpässlich.«
    »Oh? Ich hoffe doch, ihr geht es wieder gut?«
    »Ja. Das tut es.«
    Heinrich nickte, aber seine Aufmerksamkeit galt wieder dem dichten Unterholz. »Das freut mich. Aber nun ans Werk! Das Wild kümmert sich nicht um Weiberlaunen!«
    »Natürlich, mein König.« Udalrich nahm Bogen und Pfeilköcher vom Sattel, überließ dem Diener die Zügel und gesellte sich zu den Edelleuten. Heinrich hob die Hand, und sofort senkte sich Stille über die Gruppe, während einer der Jagdgehilfen neben der Spur niederkniete. Der König winkte Udalrich an seine Seite. Seine Augen blitzten. »Gebt zu, das ist ein anderes Leben als daheim bei den Frauen zu sitzen.«
    »Man lernt auch das zu schätzen. Ich bin ein alter Mann.«
    »Ach was! Euch stecken sicher noch die Jahre der Gefangenschaft in den Knochen, das ist alles.« Die hellen Augen des Königs veränderten ihren Ausdruck beinahe unmerklich. »Man sagt, Ihr sprecht nicht gern über diese Zeit in Ungarn?«
    Udalrichs Blick schweifte über das verästelte Geflecht der Baumkronen, die leise scherzenden Edelleute, die Diener, die die Hundemeute kaum zu bändigen vermochten. »Wer das sagt, spricht die Wahrheit«, antwortete er kurz. Er wich den Augen des Königs aus.
    Ehe Heinrich etwas erwidern konnte, sprang der Jagdgehilfe auf die Füße und zeigte ins Unterholz. »Dort entlang, Herr!«
    Heinrich bedeutete dem Mann mit einem Nicken, dass er verstanden hatte, ehe er sich noch einmal kühl an Udalrich wandte. »Nun, vielleicht ändert Ihr Eure Meinung ja mir zuliebe.«
    Udalrich verbeugte sich. Mit einem Gefühl von Erleichterung hörte er, wie der König den Befehl zum Aufbruch gab. Ein Falke kreischte über ihren Köpfen. Der Graf fragte sich flüchtig, ob es derselbe war, der zuvor Wendelgard in seinen Bann gezogen hatte. Für die Dauer eines Herzschlags roch der Wald nach ihrem warmen, süßen Duft. Er bemerkte, dass Heinrich ihm einen ungeduldigen Blick zuwarf. Die Züge des Königs waren hart und konzentriert, das grelle Morgenlicht, das durch die Baumkronen fiel, sprenkelte sein dunkelblondes Haar und ließ die Spuren von Silber im Licht zerfließen. Mit dem Singen der Vögel, dem Rauschen der Wipfel und dem Knacken im Unterholz rings herum schien der König eins mit der Natur, jeder Zoll ein Jäger. Udalrich hätte viel darum gegeben, seine eigenen Dämonen hinter sich zu lassen und sich derart dem Augenblick hingeben zu können. Er wischte sich heimlich den Schweiß von der Stirn und murmelte: »Ich bin daheim. Ich bin in Sicherheit. Ungarn ist weit.«
    Noch einmal holte er tief Luft und folgte den frischen Trittsiegeln, die jetzt eine sanfte Steigung hinaufführten. Ihr Führer signalisierte ihnen, dass es nicht mehr lange dauern konnte, ehe sie das Wild sahen. Heinrich streckte stumm die Hand aus und ließ sich eine Lanze reichen. Zum ersten Mal spürte Udalrich, wie die Anspannung der anderen auch auf ihn übergriff. Er wollte eben nach einem Pfeil langen, als ein tiefes langgezogenes Röhren ihn innehalten ließ. Kurz darauf trat der Hirsch in ihr Blickfeld.
    »Was für ein majestätisches Tier! Der gehört mir!«, hauchte Heinrich. Sein warmer Atem streifte die Wange des Grafen. Udalrich nickte nur, er vermochte die Augen nicht von dem prächtigen Sechzehnender zu lösen, der in einiger Entfernung auf einem Felsvorsprung stehen geblieben war und mit spielenden Lauschern den Kopf hin- und herdrehte.
    »Er ist zu weit weg«, flüsterte ein junger Edelmann und kauerte sich neben ihnen ins Gras.
    Der Hirsch legte den Kopf zurück und ließ ein zweites Röhren folgen.
    Udalrich legte den Finger an die Lippen.
    »Er wird uns wittern, er …«
    Heinrich fuhr herum. Er sagte nichts, aber sein Blick trieb dem jungen Mann das Blut aus den Wangen. Die Faust des Königs war fest um den hölzernen Schaft der Lanze geschlossen. Udalrich befeuchtete seinen Zeigefinger mit Speichel und hielt den Finger in den Wind. »Ich treibe ihn Euch zu, Herr.«
    Während Heinrich sich zur Flanke des Felsens schlich, umrundete Udalrich das freie Gelände, um sich mit dem Wind an den Hirsch anzupirschen. Die Ohren des Tieres zuckten stärker. Es hatte die Witterung des Menschen aufgenommen.
    Heinrich trat aus dem Schatten des Felsens. »Mit Gott!«, stieß er hervor und hob die Lanze.
    Im gleichen Augenblick spannte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher