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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Erwin
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bin so müde.«
    »Aber es geht dir doch gut?« Udalrich legte die Hand unter Wendelgards Kinn und hob es an. »Du bist blass! Du hättest nicht herkommen sollen.«
    »Wir scheinen zum ersten Mal an diesem Tag einer Meinung zu sein, Graf.« Heinrichs langer Schatten fiel verzerrt auf den Waldboden. Das morgendliche Gold war strahlender Helligkeit gewichen, die über den Baumkronen gleißte. »Dein Mann sagte mir, dass du dich heute früh nicht wohlgefühlt hast?«
    Wendelgard und Udalrich wechselten einen Blick. »Es ist nichts Ernstes. Kein Grund zur Sorge, mein König, ich bin wohl noch immer geschwächt von meiner Klausnerzeit.«
    Der König verzog den Mund mit einem Anflug von Spott.
    Wendelgard errötete hitzig. »Ich weiß, dass Ihr meinen Entschluss nie gebilligt habt«, sagte sie leise. »Aber ich bereue die Zeit an Wiboradas Seite nicht. Sie hat mich viel gelehrt, auch über mich selbst. Sie ist eine wahre Heilige!«
    »Eben!«, unterbrach Heinrich sie ironisch. »Sie ist eine Heilige, und du bist ein verwöhntes Kind. Das ist der entscheidende Unterschied. Ich frage mich nur, ob es wert war, deinen Körper derart zu schwächen, nur damit du diesen Unterschied selbst begreifst.«
    Wendelgard wurde abwechselnd rot und blass. Ihre Hände krampften sich in Udalrichs Ärmel. »Ich bin nicht krank!«
    Heinrich hob die Augenbrauen.
    »Ich bin … ich bin guter Hoffnung.« Sie drückte die Hand ihres Mannes, ohne ihn anzusehen, während sie dem König fest ins Gesicht schaute. »Im Frühjahr wird mein … wird unser Sohn geboren werden. Und ich werde ihn der Kirche weihen! Das habe ich Gott gelobt, und Bischof Salomo hat meinen Schwur gehört.«
    »Ach, der verehrte Fürstbischof kennt die frohe Kunde demnach schon«, bemerkte Heinrich beißend.
    Wendelgard senkte den Kopf.
    »Dann gratuliere ich dir. Auch Euch, Graf, Ihr habt die Zeit wirklich gut genutzt, das muss ich zugeben!«
    Udalrich zwang sich zu einem Lächeln, während er seine Frau um die Mitte fasste und sie sacht an sich zog. Sie hatte die Rechte auf den Bauch gelegt und blickte in eine Ferne, in die die beiden Männer ihr nicht folgen konnten. »Ich wünsche nur, mein Sohn wird Frieden erleben«, flüsterte sie. »Mehr will ich gar nicht.«
    Der König schien etwas darauf erwidern zu wollen, doch dann begnügte er sich damit, Wendelgard sanft eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. »Ich habe es ernst gemeint, als ich dir Glück gewünscht habe. Und deinem Wunsch schließe ich mich an. Was ich dazu beitragen kann, werde ich tun. Aber jetzt sollten wir aufbrechen. Die Rehhatz verschieben wir auf einen anderen Tag, im Augenblick scheint es mir wichtiger, die werdende Mutter sicher nach Konstanz zu bringen. Außerdem steht die Sonne für eine erfolgreiche Jagd bereits zu hoch!«
    Er nickte Udalrich und Wendelgard zu und trat zu den Übrigen, die auf weitere Befehle warteten. In diesem Moment hätte der König ein beliebiger Jäger sein können, der eifersüchtig überwachte, dass sein Sechzehnender mit Sorgfalt behandelt wurde. Die Hunde waren von dem Geruch nach Blut wie toll und rissen kläffend an ihren Leinen. Im allgemeinen Gedränge half Udalrich Wendelgard aufs Pferd und schwang sich selbst in den Sattel.
    »Woran denkst du?«
    Udalrich fühlte Wendelgards Besorgnis und strich ihr über die Wange. »An Buchhorn. Ich wäre gern wieder daheim.«
    »Oh, ich auch. Ob sie diesen grässlichen Wulfhard schon hingerichtet haben?« Wendelgard schob die Unterlippe vor. »Er verdient den Tod mehr als jeder andere Mensch, den ich kenne, aber ich bin froh, dass ich nicht zusehen musste.«
    »Reinmar wird sich darum kümmern. Keine Sorge, bis wir wieder in Buchhorn sind, ist dieser feige Mörder nur noch eine Erinnerung. Eine von vielen.«
    Wendelgards Herz zog sich zusammen. Während sich die Gesellschaft um sie herum in Bewegung setzte, beugte sie sich zu ihrem Mann hinüber und legte ihre Hand auf seine. »Irgendwann wirst du mir alles erzählen, ja?«, bat sie.
    »Vielleicht.«
    »Graf!« Die Stimme des Königs durchdrang den Augenblick der Zweisamkeit laut und fordernd.
    Udalrichs Gesicht verfinsterte sich. »Aber sicher nicht heute!« Er drückte seinem Pferd leicht die Fersen in die Flanken, löste sich von Wendelgards Seite und ritt hinter dem König her, der den Zug in nördlicher Richtung anführte. Die Bäume standen hier so dicht, dass das Sonnenlicht kaum den Boden erreichte. Grünlich-golden flirrte es durch die Baumkronen und berührte
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