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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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nicht.«
    »Ich habe nicht verstanden«, erklang die Stimme des Kontaktmannes.
    »Ich konnte es nicht«, wiederholte Colonel Yuri Ben-Neser in das Mikrofon, das er in seiner verbliebenen Hand hielt. Seine Strafe hatte darin bestanden, daß er als Scharfschütze der Operation Feuersturm nach Teheran geschickt worden war. »McCracken hat mir vor zehn Tagen auf dem Marktplatz von Jaffa das Leben gerettet. Soviel war ich ihm schuldig.«

EPILOG
    »Das ist alles, was Sie brauchen. Glauben Sie mir.«
    McCracken sah auf den Zettel, den Evira ihm gegeben hatte. »Nur eine Adresse in Paris. Dort werde ich meinen Sohn finden?«
    »Dort werden Sie die Antworten finden.«
    Er musterte die Frau in ihrem Krankenhausbett nachdenklich. »Sie verschweigen mir etwas. Ich will das akzeptieren, aber Gnade Ihnen Gott, wenn es mir nicht gefallen sollte.«
    Evira lächelte unwillkürlich. »Nach all dem, was passiert ist, hören Sie sich immer noch wie mein Feind an.«
    »Freundschaft und Feindschaft sind meistens vergänglich. Ich habe im Lauf meines Lebens gelernt, das zu akzeptieren. Ich habe Ihnen in Teheran das Leben gerettet, aber Sie können sich verdammt sicher sein, daß es mir dabei nur um das Leben meines Sohnes ging.«
    Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. »Ich konnte Ihre Empfindungen nicht begreifen … die Stärke Ihrer Besessenheit.«
    »Sprechen Sie in der Vergangenheitsform, weil sich das geändert hat? Könnte das dieser iranische Junge bewirkt haben, den wir an der Barrikade aufgelesen haben?«
    »Haben Sie sich um ihn gekümmert, nachdem wir Israel erreicht hatten?«
    »Er ist in einem staatlichen Kinderheim … und wartet darauf, daß Sie ihn abholen.«
    Eviras Gesicht hellte sich etwas auf. »Seltsam, aber zuerst hielt ich es für Dankbarkeit. Schließlich hat er mir das Leben gerettet. Dann begriff ich, daß es mehr war. Er brauchte mich, und indem mir das klar wurde, brauchte ich auch ihn.«
    »Ah, jetzt kommen wir also zum Kern der Sache. Wir beide leben in einer Welt, in der man keinen engeren Kontakt zu anderen Menschen hat, haben kann. Wenn wir jedoch einmal gezwungen sind, auf andere Menschen zuzugehen – wenn wir es einmal dürfen – erweisen wir uns als genauso unfähig, in der normalen Welt zurechtzukommen, wie es normale Menschen in der unseren wären. Es macht uns verletzbar, nicht so sehr anderen wie uns selbst gegenüber.«
    »Der Unterschied ist, daß Sie wenigstens eine freie Entscheidung treffen können, während ich … nun, die Israelis draußen vor meiner Tür sind keine Ärzte.«
    »Sobald Sie wieder auf den Beinen sind, wird man Sie freilassen.«
    »Was?«
    »Regierungen mögen es nicht, bloßgestellt zu werden – weder die Amerikaner, noch die Israelis, nicht einmal die Sowjets. Sie fürchten es mehr als alles andere. Rasin mögen sie zwar getötet haben, aber bei mir haben sie es verpatzt, was bedeutet, daß ich der einzige bin, der die Wahrheit enthüllen kann, wie knapp die israelische Regierung daran vorbeigeschlittert ist, das vorzeitige Ende der Welt einzuläuten. Was ich allerdings nicht vorhabe, solange man meine Bedingungen erfüllt.«
    »Meine … Freilassung?«
    »Unter anderem. Ich habe ihnen jedoch versprochen, daß Ihre Tage im Untergrund gezählt sind.«
    »Weil Sie wußten, daß ich genug gesehen habe …«
    »Eigentlich nicht. Ich wußte nur, daß Sie es nicht durchstehen können. Das wurde mir anhand der Fragen klar, die Sie mir bei unserer ersten Begegnung gestellt haben, an der Art, wie Sie auf meine Antworten reagierten. Ich war nicht der Mensch, den Sie erwartet hatten, und es war einfacher, einer Wunschvorstellung nachzuhängen.«
    Evira verzog das Gesicht. »Das habe ich in Teheran gelernt.«
    »Allerdings. Sie wären eine hervorragende Politikerin. Ihnen ist Ihre Sache zu wichtig, um weiterhin von einem Flohmarkt aus zu operieren.«
    »Und Ihnen nicht?«
    »Nein. Mir kommt es auf die Menschen an. Für mich ist jedes einzelne Menschenleben so kostbar, wie Ihrem Volk ein Heimatland oder der Frieden für den Mittleren Osten im allgemeinen.«
    Evira betrachtete ihn wie einen alten, vertrauenswürdigen Freund. »Sie haben es mir einfach gemacht, mich zu entscheiden. Ich schulde Ihnen jetzt wohl noch mehr als zuvor. Es gibt keine ›Evira‹ mehr. Keine Schatten, keine Risse, keine … Flohmärkte. Ich werde meinen Kampf von jetzt an in der Öffentlichkeit ausfechten, in einer anderen Arena.«
    »Geben Sie auf sich acht, Lady. Dort herrschen andere Gesetze.
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