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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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benannt. Ich habe mich damals lange in England aufgehalten.«
    »Das hat Henri mir gesagt.«
    »Was hat er Ihnen sonst noch gesagt?«
    »Nur das Nötigste. Sie handeln richtig, Blaine.«
    »Hoffentlich.«
    »Ich habe im Wohnzimmer Tee vorbereitet.«
    Sie traten von der Diele in ein geräumiges Zimmer, das von einem Kamin beherrscht wurde, in dem noch die Überreste des gestrigen Feuers lagen. Die Heizung mutete altmodisch an, und um die Kälte zu besiegen, waren an strategischen Stellen zwei zusätzliche Heizkörper postiert worden. Die Hunde folgten ihnen auf den Fersen und stießen Neville um Aufmerksamkeit heischend mit den Schnauzen an, als er sich Blaine gegenüber in einem Sessel niederließ. Er streichelte Doyle über den Kopf, und Bodie knurrte tief in der Kehle.
    »Das reicht!« schalt er. »Ich sag's nicht noch einmal.«
    Bodie legte sich leise jaulend auf den Boden.
    John Neville nahm eine Tasse Tee von einem Tablett und reichte sie McCracken. »Wenn Sie gern einen Schuß von etwas Stärkerem hinzugeben möchten …«
    »Nein, danke. Schon in Ordnung.«
    Neville lehnte sich zurück. Eine dunkle Haarlocke fiel auf seine Stirn, und er schob sie zurück. »Sie wollen sicher etwas über den Jungen hören.«
    »Über Matthew.«
    »Er möchte gern Matt genannt werden. Ein guter Schüler und auch ein hervorragender Sportler.«
    »Fußball?«
    Neville schüttelte den Kopf und streichelte Doyles Schultern. »Hier spielen wir Rugby. Wir sind eine relativ kleine Schule, was die Zahl der Schüler betrifft, und könnten niemals hoffen, gute Mannschaften auf die Beine zu stellen, wenn wir in beiden Sportarten mitmischen würden. Rugby hat in Reading Tradition. Es gibt hier zahlreiche Traditionen. Dieser Glockenturm, den Sie draußen bewundert haben … die Schüler der jeweiligen Abschlußklasse klettern gern hinauf und kratzen ihre Initialen in die Glocke.«
    »Die Kinder müssen die Schule wirklich mögen.«
    »Wir tun unser Bestes. Unsere Situation ist insofern einzigartig, als wir laut Definition tatsächlich noch eine Privatschule sind. Ich bin nicht nur der Direktor der Internatszöglinge, sondern unterrichte auch noch Physik und Rugby.« Neville zögerte. »Matt hat noch Unterricht. Ich kann ihn holen, wenn Sie wollen.«
    »Nein«, sagte Blaine abrupt. »Ich meine, ich möchte ihn nicht stören. Ich möchte nicht … alles durcheinanderbringen.«
    »Betrachten Sie dies als Störung?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sehen soll.«
    »Für Sie wäre es viel leichter gewesen, wenn Sie gar nicht gekommen wären. Nicht für ihn. Er sollte Sie kennenlernen.«
    »Er weiß nicht einmal, daß es mich gibt. Sie haben ihm doch nichts gesagt, oder?«
    Neville schüttelte den Kopf. »Ich nahm an, Sie wollten die Sache selbst klären. Der Zeitpunkt könnte jedoch nicht besser sein. Morgen haben wir einen Feiertag. Die perfekte Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen. Die erste Begegnung wird wohl die schwerste sein. Nach dem Rugbyunterricht heute nachmittag böte sich eine hervorragende Gelegenheit, wenn Sie nichts dagegen haben, solange zu warten.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte McCracken.
    Die Schüler einer zweiten Klasse warteten in der Turnhalle auf John Neville, und McCracken vertrieb sich die Zeit vor einem Erkerfenster im Wohnzimmer, mit Bodie auf der einen und Doyle auf der anderen Seite neben ihm. Er beobachtete die Jungen der Reading School, alle adrett in graue Umformen gekleidet, und fragte sich, wer davon Matthew war. Als es dann drei Uhr schlug, wechselten die Schüler schnell ihre Anzüge gegen Rugbyhemden und Shorts in den Schulfarben und trotteten zu den Spielfeldern, die nicht weit von der Schule entfernt lagen. John Neville kehrte kurz darauf mit einem Netz voller Rugbybälle in der Hand zurück.
    »Wir fahren rüber«, sagte er zu Blaine und warf das Netz in den Kofferraum des Ford Escort. Dann musterte er McCracken und fügte hinzu: »Sie sind für den Sportplatz vielleicht nicht ganz richtig gekleidet.«
    »Ich komme schon zurecht.«
    Doch das war glatt gelogen. Sie fuhren ein Stück und gingen dann zu dem Spielplatz, wo die Drittklässler unter der Aufsicht eines kleinen Mannes mit Schnurrbart übten. Nach ein paar Minuten waren Blaines italienische Schuhe bis auf die Socken durchnäßt. Um einen guten Eindruck beim Internatsdirektor zu machen, hatte er sich elegant gekleidet; doch sein Aufzug bot nicht den geringsten Schutz gegen die Feuchtigkeit. Die Kälte war durchdringend und unangenehm, und
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