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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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es trocken bleibt, soviel neues Holz wie möglich hacken und es hier im Wohnzimmer verstauen. Behutsam umgehen mit dem, was du hast, bis du sicher bist, daß du damit auskommst.«
    »Und ist es bei Gefühlen etwas anderes, Blainey? Müssen wir nicht behutsam mit ihnen umgehen und sie dem Wandel der gefühlsmäßigen Jahreszeiten anpassen, die die Geister ohne Warnung über uns bringen? Wir haben das Höllenfeuer überlebt, weil wir mit allem gerechnet haben, was vielleicht eintreten könnte. Unsere Vorbereitungen haben uns geholfen, doch gerettet hat uns die Fähigkeit, unseren Geist offen zu halten. Wir haben auf den Augenblick reagiert, nicht auf die Stunde, und unsere Augen niemals in der Hoffnung, es würde verschwinden, vor dem verschlossen, was vor uns lag. Uns wäre nicht warm geworden, Blainey, indem wir die Kälte einfach ignoriert hätten. Ja, man muß Holz hacken. Wir müssen stets auf alles vorbereitet sein, selbst auf die Ereignisse, die so plötzlich auftreten, daß wir Angst vor ihnen haben. Wenn wir dieses plötzliche Auftreten nicht akzeptieren, wie wir es im Höllenfeuer getan haben, sterben wir. Es gibt viele Möglichkeiten zu sterben, Blainey.«
    »Und wir haben so ziemlich alle davon gesehen, Indianer.«
    »Nicht alle. Nicht einmal die meisten.«
    Blaine nickte. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
    Wareagle nippte an seinem Tee. »Gute Reise, mein Freund.«

3
    Die mit Efeu bewachsenen Backsteinmauern der Reading School erhoben sich in dem feuchten Nebel, der über das flache Land heranwehte. Blaine fuhr durch das Vordertor und die von Bäumen umsäumte Straße entlang, die ihn an einigen Sportplätzen – oder ›Spielfeldern‹, wie sie hierzulande genannt wurden – vorbei zu einem Zentralgebäude führte, das eine Reihe von Spitztürmen zierte. Er war noch immer nicht völlig überzeugt, das Richtige zu tun, und jedesmal, wenn er langsam über die in die Straße eingelassenen Fahrbahnschwellen fuhr, die hohe Geschwindigkeiten verhindern sollten, war er darauf und dran, einfach umzukehren.
    Er war mit der TWA am Montagabend in Boston abgeflogen und am frühen Dienstagmorgen in Heathrow eingetroffen. Von dort aus fuhr er über den M-4 direkt nach Reading, wo er im größten Hotel, im Ramada Inn, ein Zimmer reserviert hatte. Er wurde um vierzehn Uhr in der Schule erwartet, womit ihm noch vier Stunden blieben, um sich nach dem unruhigen Schlaf im Erste-Klasse-Abteil des Jets auszuruhen und zu erholen. Er ließ sich in der Badewanne durchweichen, duschte sich ab, aß in der Snackbar ein Sandwich und verbrachte die restlichen Minuten, indem er aufmerksam die Nachrichten im Fernsehen verfolgte.
    Um fünf Minuten vor zwei fuhr er über die letzte Fahrbahnschwelle der Reading School und erkundigte sich bei einer Gruppe von Jungen, die anthrazitgraue Anzüge trugen, wo er Hausdirektor John Neville finden könne, mit dem er einen Termin vereinbart hatte. Die Jungs antworteten höflich im Einklang und deuteten auf das rote Backsteinhaus direkt vor ihnen. Blaine stellte den Wagen ab und stieg aus. Er fühlte, wie der feuchte Nebel auf ihn eindrang und ihn durch die Kleidung bis in die Knochen frösteln ließ. Als er zum Büro des Direktors ging, fiel ihm ein großer Glockenturm auf dem Zentralgebäude der Schule auf. Er betätigte den Klingelknopf, und noch bevor das Glockenspiel verklungen war, antwortete ihm ein lautstarkes Bellen und Knurren.
    »Schon gut, komm her!« hörte er eine tiefe Stimme, dann wurde die Tür geöffnet.
    »Mr. Neville?«
    »John. Sie müssen McCracken sein. Henri hat mich vorgewarnt, Sie würden auf die Minute pünktlich sein. Kommen Sie bitte herein.«
    John Neville war so groß und breit, wie seine Stimme tief war, ein kräftig gebauter Mann mit Muskelsträngen an den Unterarmen, die ein aufgerolltes Rugbyhemd entblößten. Als sie einen Händedruck wechselten, war Blaine von der Stärke seines Griffs beeindruckt. Neville schloß die Tür hinter ihnen, und die Hunde, große deutsche Schäferhunde, knurrten argwöhnisch.
    Neville gab dem einen Klaps auf die Schnauze. »Das reicht, Bodie, geh jetzt mit Doyle spielen.«
    »Bodie und Doyle?« fragte Blaine.
    Neville lächelte erfreut, was seinem Gesicht einen jugendlichen Glanz verlieh. Sein Gesicht war vernarbt, doch es lag Farbe auf den Wangen und Leben in seiner Stimme.
    »Wie ich sehe, erinnern Sie sich an ›Die Profis‹.«
    »Eine englische Krimi-Serie, schon ein paar Jahre alt. Sie haben die Hunde nach den Helden
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