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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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»Warten Sie!«
    Ein Schatten kroch über die Rückwand des Raums und wand sich wie eine gigantische Schlange aus tiefstem Schwarz. In einem plötzlichen Aufblitzen erschien ein Mann aus purem Gold, der in einen dunkelgrünen Umhang gekleidet war. Seine Augen hatten den traurigsten Ausdruck, den Carey je gesehen hatte.
    »Lieutenant, ich danke Ihnen«, sagte er mit ruhiger Stimme.
    Der Mann ging zur unteren Ebene der Brücke hinunter, wobei er vorsichtig über Dannon hinwegstieg. Neil starrte mit offenem Mund zu ihm hoch. Und Carey war viel zu verblüfft, um etwas sagen zu können.
    »Wer … wer sind Sie?« fragte Dannon.
    Die bernsteinfarbenen Augen des Mannes schienen heller aufzuleuchten. »Ihre Leute brauchen Sie, Captain Dannon. Wollen Sie ihnen helfen?«
    »Was?«
    »Setzen Sie sich an das Navigationspult. Lieutenant Careys Waffen werden in ein paar Sekunden wieder einsatzbereit sein, und sie braucht einen erfahrenen Waffenoffizier – oder jeder an Bord dieses Schiffes wird sterben.« Das fremdartige Wesen lächelte Dannon traurig an. »Sie wollen doch nicht wirklich, daß das passiert, oder?«
    Dannon stammelte: »Ich … ich glaube nicht, daß ich das tun kann.«
    »Versuchen Sie es. Der Weg zurück ist nicht annähernd so beschwerlich, wie Sie glauben. Ich werde Ihnen helfen. Geben Sie mir Ihre Hand.« Das Wesen streckte seine glühenden Finger aus.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich biete Ihnen die Errettung an, Captain. Übernehmen Sie dann die Verantwortung für Ihre Sünden? Wissen Sie, wie oft Jeremiel sich in den letzten Monaten gewünscht hat, Sie an seiner Seite zu haben? Er hat darum gebetet, die Uhr zurückstellen zu können, um mit Ihnen zu reden – so, wie Sie es sich gewünscht haben. Kommen Sie, helfen Sie ihm. Helfen Sie Ihrem Volk.«
    »Sind Sie … ein Engel?«
    Carey stellte fest, daß sie atemlos auf die Antwort wartete. Seit sie zum ersten Mal die uralten Fragmente der Pseudoepigrapha gelesen hatte, glaubte sie insgeheim, daß »Engel« existierten – als eine sehr zurückgezogen lebende Alien-Rasse. Das leuchtende Wesen warf ihr einen neugierigen Blick zu, so, als hätte es ihre Gedanken gelesen. Dann neigte es den Kopf und sah wieder Dannon an.
    »Ja, Captain. Ich bin ein Engel. Aber uns bleibt nicht viel Zeit. Sie waren ein brillanter Stratege. Erinnern Sie sich an Ihr Manöver im Opus-System?«
    Dannon blinzelte. Tränen glänzten in seinen Augen. Schließlich nickte er. »Sie meinen, wir sollten eine Drehung …«
    »Ganz recht, Captain. Sehen Sie, die Botschaft, die Sie Rudy senden wollten, würde ihn höchstens für einen Moment irritieren. Dann hätte er sie als Kriegslist Tahns abgetan. Und ich fürchte, genau in diesem Moment würde Bogomil sie auffangen – und Sie würden von zwei Seiten unter Feuer genommen.«
    Carey umklammerte ihre Sessellehne. »Lieber Himmel.«
    Zitternd hob Dannon die Hand. Der Engel ergriff sie und half ihm auf die Füße. »Bitte gehen Sie an Ihren Platz, Captain.«
    Olam Lars verließ die Navigationskonsole und eilte zum Hilfswaffensystem hinüber, während Dannon seine Stelle übernahm. Careys Augen weiteten sich, als plötzlich sämtliche Systeme der Hoyer wieder einwandfrei arbeiteten und alle dreiundsechzig Bildschirme vollständige Informationen lieferten. Das typische dunkle Summen eines unter voller Energie laufenden Schiffes erfüllte die Brücke.
    Auf dem Frontschirm setzte die Untergrundflotte zum nächsten Angriff an. Carey erschauerte unter einem Gefühl dunkler Vorahnung.
    Die Augen des Engels ruhten sanft auf ihrem Gesicht, als er auf sie zukam. Carey mußte sich zwingen, nicht vor ihm zurückzuweichen. Zögernd, als wolle er sie nicht erschrecken, streckte er eine Hand aus und berührte sie leicht an der Schulter.
    »Lieutenant«, sagte er leise und unhörbar für die anderen, »behandeln Sie Jeremiel gut. Er hat genüg gelitten.«
    »Das werde ich«, murmelte Carey.
    Ein warmer Wind strich über die Brücke, als sich ein schwarzer Wirbel bildete und den Aufzug verdeckte. Der Fremde trat hinein, und hinter ihm schloß sich der Mahlstrom.
    »Carey?« rief Dannon drängend. Seine Augen waren auf die Instrumente gerichtet. »Sind Sie bereit?«
    »Ja, bin ich. Sagen Sie mir nur, was, zum Teufel, wir eigentlich machen.«

 
KAPITEL
56
     
     
    Der Beschleunigungsdruck preßte Rachel in ihren Sitz. Tahn zog das Schiff steil hoch, flog dann einen weiten Bogen und nahm wieder Kurs auf Block 10. Entsetzt fragte Rachel: »Was machen Sie
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