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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sei.
    Ezarin kreuzte die Arme vor der Brust und warf ihm einen scheelen Blick zu. »Du bist so hartherzig wie …«
    »Wie ein Stein«, ergänzte Shohshi hilfsbereit. »Er hat auch den Verstand eines Steins.«
    »Und du bist genauso ein Diktator wie deine Mutter«, meinte Zadok zu Ezarin, wobei er Shoshi ignorierte. Doch angesichts der Erwähnung seiner geliebten Nelda schwanden Zorn und Unbehagen. Nelda. Er preßte die Lider fest zusammen und spürte, wie sein Herz dumpf pochte. Die tapfere, stolze Frau war während der letzten gamantischen Revolte von galaktischen Marines gefangen genommen und tagelang vergewaltigt und gefoltert worden. Zuletzt hatte man sie einfach vor seiner Türschwelle abgeladen. Ihr Unterleib war aufgeschnitten worden und enthüllte brandige Eingeweide. Zadok hatte seine Frau vier Stunden lang in den Armen gehalten, bis sie schließlich starb.
    »Papa«, sagte Ezarin sanft, die den Gang seiner Gedanken erahnte, »Mama würde nicht wollen, daß du …«
    »Nein, du hast recht … Es geht schon, wirklich.«
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen; dann schlang Mikael einen Arm um Zadoks Bein. »Laß uns zu Rev Bahir gehen, Großvater. Ich möchte die Geschichte von Jekutiel hören.«
    »Ja, es wird Zeit, nicht wahr?«
    Mikael nickte.
    Zadok wandte sich wieder Ezarin zu und erklärte: »Du suchst Hector und sagst ihm, ich hätte entschieden, daß er an Stelle von Samual singt.«
    »In Ordnung, Papa«, lachte Ezarin. Ihr langes Haar tanzte im kalten Wind, der durch den Canyon strich. »Ich werde ihn suchen. Geht ihr schon hinein, ich treffe euch dann drinnen.«
    »Da bin ich aber wirklich erleichtert«, rief Shoshi.
    Zadok bedachte sie mit einem finsteren Blick, zwinkerte Ezarin zu und führte dann seinen Enkel durch den runden Höhleneingang. Einhundertvierundvierzig Kerzen glühten in den Kandelabern, die überall an den zimtfarbenen Wänden des Tempels befestigt waren. Sie warfen flackernde Schatten an die fünfzig Fuß hohe Decke. Reihen steinerner Bänke füllten den Raum und schufen einen Mittelgang, der zu einem erhöht stehenden, etwa zweihundert Fuß entfernten dreieckigen Altar führte. Der Steinboden war von Dutzenden willkürlich verteilter Teppiche bedeckt. Ihre einstmals leuchtenden Farben waren durch das Alter verblaßt. Die Menschen drängten in einer schier endlosen Kette in den Tempel und strebten ihren Plätzen zu. Ihre geflüsterte Unterhaltung vereinte sich zu einem angenehm klingenden Summen.
    Zadok führte Mikael zu einem Sitz am hinteren Ende des Gangs. »Kannst du gut sehen?«
    Der Junge lehnte sich zur Seite, um den Gang entlang zu schauen, und nickte dann heftig. »Ja, das ist ein guter Platz.«
    »Ausgezeichnet. Ich möchte, daß du diesen Tag in Erinnerung behältst. Es ist die Tausendjahrfeier der Befreiung unseres Volkes.« Mikael nickte. Zadok legte liebevoll einen Arm um die schmalen Schultern des Jungen und drückte ihn an sich.
    Ezarin kam hinzu und setzte sich neben die beiden. Sie fühlte sich dort geborgen, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude.
    Ein Raunen ging durch den Tempel, als Rev Bahir durch die Reihen schritt, um seinen Platz am Altar einzunehmen. Ins einer langen schwarzen, mit silbernen Säumen verzierten Robe wirkte er wie ein König. Bahir war ein kleiner, krummbeiniger Mann mit einem langen, verfilzten Bart und rabenschwarzen Haaren. Wenn er lächelte, enthüllte er zwei Reihen blitzender Zähne. Von einer Kette um seinen Hals hing ein großes goldenes Dreieck. Nachdem er sich mehrmals geräuspert und so das Getuschel zum Schweigen gebracht hatte, streckte er den Gläubigen eine Hand entgegen.
    »Liebe Gemeinde, wir sind in dieser Shabbatnacht zusammengekommen, um die Befreiung unseres Volkes von der schrecklichen Tyrannei des Edom Middoth zu feiern, der unsere Vorfahren aus ihren Heimen auf der fernen Erde entführte und sie in die Sklaverei verschleppte.«
    Die Menge antwortete: »Der Name des Herrn sei gesegnet von jetzt an und für alle Zeiten.«
    »Wir sind gekommen, um den Namen von Jekutiel zu preisen, der Cassopianischen Königin, die unsere Vorfahren vor tausend Jahren befreite, die ihnen zu essen gab und die furchtbaren Wunden heilte, die Middoths brutale Anhänger geschlagen hatten.« Bahirs Stimme wurde lauter und hallte durch den steinernen Tempel.
    »Der Name Jekutiels sei gesegnet für immer und alle Zeit.«
    »Ihr Name sei gepriesen und gelobt, besungen und verehrt als das Werkzeug Epagaels. Das Werkzeug, mit dem das
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