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Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Titel: Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Autoren: Anonymus
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Dorf.
Aber welche Überraschung! Ich hatte kaum eine halbe Meile zurückgelegt, da kam mir dieser Mann entgegen.
»Kennt Ihr mich?« sagte er. Dabei legte er seine Arme um mich, um mich an sich zu ziehen. Meine Antwort war ein ängstlicher Schrei. Ich wollte ausweichen, aber vergeblich. Er hielt mich fest und sagte zu mir, daß er mich bis zur Vergötterung liebe. Er verlange von mir nur etwas Gegenliebe. Ich verstand diese sehr schöne Rede nicht und ließ ihn ruhig weiterreden. Dennoch spürte ich beim Zuhören einen bisher unbekannten Genuß. Dann bat ich ihn, mich gehen zu lassen. Er versprach es unter der Bedingung, daß er mich küssen dürfe. So mußte ich es geschehen lassen, und er küßte mich mit einem unbeschreiblichen Feuer auf die Wangen. Und dann noch einmal, trotz meiner Gegenwehr.
Den Rest des Weges dachte ich nur an das, was mir passiert war. Die Küsse hatten mich sehr verwirrt. Ich wußte nicht, wie und weshalb ich innerlich eine geheime Freude empfand. Allein die Erinnerung an diese feurigen Küsse entfachte in meinen Adern ein Feuer, dessen Glut sich in dem edlen Teil meines Körpers konzentrierte, dessen Gebrauch, Reize und Vorrechte ich vorher nicht kannte.
Auf diesen Teil legte ich von Zeit zu Zeit mit einer unwillkürlichen Bewegung meine wirre und zitternde Hand. Ich preßte sie auf das Vlies, das diesen edlen Teil bedeckte, gleichsam zur Linderung des Juckreizes, der mich fertig machte. Ich sah darin eine natürliche Wirkung der Umarmung des jungen Mannes. Auf der Stelle schloß ich, daß die Herren in der Stadt mehr wert sind als die Bauernburschen.
In dieser Ansicht wurde ich jedesmal bestärkt, wenn ich in die Stadt ging. Mein Liebhaber, denn von diesem Augenblick an konnte ich ihn mit diesem Namen bezeichnen, mein Liebhaber also machte mir tausend Anträge. Er wollte mich zu einer seiner Freundinnen machen, zu denen er mich seit jenem Augenblick rechnete, da er mir die Zeichen seiner Zärtlichkeit aufdrückte. Ganz allmählich schluckte ich dieses Gift herunter.
Aber es dauerte noch drei Monate, bis ich mich ihm hingab. Ich zögerte erst, doch schließlich, verfolgt von den Zudringlichkeiten des jungen Mannes und meines Vaters überdrüssig, zumal geschmeichelt durch die Hoffnung, glücklich zu werden, entschloß ich mich, ihm zu erlauben, das zu kosten, was er wollte und verlangte.
Ich wartete nicht lange. Meine Reise führte mich wieder in die Stadt, und am Tage danach verdoppelte er seine Bemühungen. Noch wankte ich! Dann aber gab ich nach!
Was hatte er für eine Freude, so etwas Liebenswürdiges wie mich zu besitzen. Seit langem schon hatte er Vorbereitungen getroffen. Geschwind führte er mich zur Schneiderin von einer seiner Freundinnen in einem abgelegenen Viertel. Dort ließ ich meine Eier und Butter in dem armseligen Korb zurück, den ich dann nicht mehr abgeholt habe. Bis jetzt hielt ich mich für eine Jungfrau, und ich würde mich selbst, ohne mich zu schämen, als ein Dummchen bezeichnen.
Bald wurde ich eine andere Frau, denn nunmehr gehorchte ich nur noch der Natur. Welche Fortschritte macht man nicht, wenn man ihren Maximen folgt und ihren ebenso milden Vorschriften! Das Haus der Schneiderin war die erste Arena, in der ich mich für die Wollust ausbildete. Das war meine Einweihung!
Ja, ich muß zugeben, dieses Haus erschreckte mich zuerst. Meine Augen waren keineswegs an dieses große Schauspiel gewöhnt. Ein kleines strohgedecktes Haus, eine spärlich möblierte Kammer erscheinen mir bis heute als etwas Schönes. Aber wenn ich es mit der Wohnung vergleiche, die mir mein Liebhaber gab, dann fühle ich mit einem Mal den Unterschied!
Eine Freude überwältigte mich plötzlich. Die Aussicht auf eine schmeichelhafte Zukunft brachte mich so weit, daß ich mich für immer glücklich hielt.
Glückliche Zeit, wo die Vergangenheit für uns nur ein leerer Traum ist, die Gegenwart aber die Glückseligkeit und die Zukunft uns wie ein sicherer Schatz erscheint, den wir uns erworben haben als ein den Reizen und Freuden geschuldeter Tribut. An ihnen berauschen wir Liebenden uns, die wir es verstehen, sie noch durch schmeichelhafte Versprechungen maßlos steigern zu lassen, da sie unser einziges Glück zu sein scheinen. Dies empfand ich in jenem Augenblick. Letztlich also war es mein eigenes Zimmer, ein kleines Kabinett, das mir als eine prächtige Wohnung erschien. Man gab mir Zeit, all dies zu bewundern, was genau meinen Wünschen entsprach.
Der kritische Augenblick für meine
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