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Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey

Titel: Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Autoren: Anonymus
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Variationen Thema französischer und italienischer Sprichwörter.
    Abgesehen von den Syphilisgedichten und der Beschreibung der Bibliothek, in der die große Orgie stattfändet, ist für die Geschichte der erotischen Literatur auch das Vorwort des Autors wichtig. Modern ausgedrückt, könnte man es als eine Literatursoziologie der Pornographie bezeichnen. Der Autor nimmt für sich in Anspruch, nur für die gelehrte Welt und für Menschen zu schreiben, die Sinn für Delikatesse haben. Es ist unter den Kennern der erotischen Literatur unbestritten, daß ihm dies auch gelungen ist. Dieses Werk zählt nämlich zu den besseren auf diesem Gebiet.
    Helmut Werner

An den Leser
    Viele unter Euch wenden sich, zuweilen mit Recht, gegen die Schreibwut und die Vielzahl der Bücher. Ja, diese Sucht trieb niemals solche Blüten! Tagtäglich sind wir ihre Zeugen und unglücklicherweise auch ihre Opfer.
    Es gibt niemanden heute, besonders unter den jungen Leuten, der nicht Ruhm durch Schreiben erlangen möchte, was auch immer es kostet. Wie gewaltig ist die Zahl der Druckwerke aller Art! Oh, gütiger Gott! Welche Bücher werden jeden Tag gedruckt! Was Denken bedeutet, weiß man nicht! Aber vom Schreiben glaubt man etwas zu verstehen! Man will berühmt werden. Aber man macht sich nur lächerlich.
    Man gibt vor, seine Vorgänger zu übertreffen und die gelehrte Welt zu bereichern. Aber tatsächlich macht man sie ärmer!
Man glaubt vielleicht gern, daß dieser oder jener Autor Talent, Geist und selbst Genie hat, wenn man will. Aber hat diese Sucht, seine Manuskripte drucken zu lassen, nicht verheerende Folgen in den Köpfen junger Leute?
Genügt es übrigens, für das Schreiben nur Verstand zu haben? Muß man zuvor nicht wenigstens seine Sprache bilden, Sinn und Bedeutung von Ausdrücken kennen, zu denken verstehen, Gedanken miteinander verbinden können und, was das wichtigste und schwierigste ist, seinen Geschmack formen, reinigen und vervollkommnen?
Nicht ohne Grund haben deshalb viele Autoren die Schande eines Mißerfolgs dadurch zu meiden versucht, daß sie ihre Werke unter Pseudonymen erscheinen ließen. Es gelang ihnen, ihre Fehler unter dem Schleier eines anderen Namens zu verbergen oder durch dieses Aushängeschild die Neugier der Leser zu wecken.
Ein gebildeter und sehr glaubwürdiger Franzose berichtet, ein deutscher Baron habe ihm auf seiner Reise durch das Deutsche Reich die Ehre erwiesen, ihn seine Bibliothek begutachten zu lassen. Sie ist eine der größten und erlesensten in jenem Land. Ist es zu glauben, daß sie fast ausschließlich aus französischen Büchern bestand, von denen dieser gebildete Mann selbst nicht einmal die Titel kannte? Der Fremde konnte seine Überraschung nicht unterdrücken und der Besitzer dieser Schatzkammer sein Erstaunen nicht verbergen, denn er hielt jenen für einen Ignoranten.
Unser Franzose hatte natürlich überhaupt keine Ahnung, daß solche Bücher in Holland und selbst in Frankreich gedruckt werden, ohne daß man ein einziges Exemplar davon in Paris verkauft. In ganzen Stößen sieht man sie aber auf den Messen in Leipzig und Frankfurt. Dort hören die einheimischen Buchhändler, die ebenso geschickt wie die unsrigen sind, nicht auf, ihren Kunden zu erzählen, daß diese Werke bei uns sehr beliebt sind und einen großen Erfolg haben. Dieses Gerede veranlaßt dann die gesamte deutsche Nation, sie zu kaufen.
Noch etwas Merkwürdiges muß ich anführen, das auch über jeden Zweifel erhaben ist.
Ein Mann, hinter dem man niemals einen Autor vermutet hätte, erzählte eines Tages einem Freund unter dem Siegel der Verschwiegenheit, daß er von Zeit zu Zeit auf seine Kosten Romane drucken lasse, die er verfaßt habe. Aber er hüte sich, sie in Paris zu veröffentlichen, wo der Erfolg sehr unsicher sei und sie einer unbarmherzigen Zensur ausgesetzt sind. Er fand einen einzigartigen Weg, um auf seine Kosten zu kommen, seinen Ehrgeiz zu befriedigen und geschützt zu sein vor der Armut und der Abhängigkeit eines mittelmäßigen Schriftstellers.
Man bat ihn inständig, sein Geheimnis mitzuteilen. »Mein lieber Freund«, antwortete er, »ich schicke die ganze Auflage meiner Romane in die Kolonien, wie man ganze Ladungen von Waren dorthin schickt, und bekomme dafür Kaffee, Zucker, Koschenillen, Musseline, Stoffe aus Indien und so weiter, was ich alles mit Gewinn weiterveräußere. Das geht so vor sich: Für ein kleines Buch, das mich hier insgesamt höchstens 40 Sou kostet, werden mir je nachdem 100
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