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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
Autoren: Anthony Horowitz
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dem Rücken des Wachmanns ragte. Der Mann sah nicht verletzt aus – nur verblüfft. Er fiel langsam auf die Knie und kippte dann vornüber.
    Eine ganze Ewigkeit schien zu vergehen. Matt war wie erstarrt. Er hatte das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen. Dann packte Kelvin ihn.
    »Lass uns abhauen«, drängte er.
    »Kelvin …« Matt versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Was hast du getan?«, flüsterte er. »Warum hast du das gemacht?«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen?«, erwiderte Kelvin. »Er hat dich gesehen!«
    »Ich weiß, dass er mich gesehen hat. Aber du hättest ihn nicht niederstechen dürfen! Ist dir überhaupt klar, was du da gemacht hast? Weißt du, was du bist?«
    Matt war fassungslos vor Entsetzen. Bevor er begriff, was er tat, stürzte er sich auf Kelvin und stieß ihn in eines der Regale. Kelvin rappelte sich schnell wieder auf. Er war größer und stärker als Matt. Er sprang vor, ballte die Faust und schlug Matt an die Schläfe. Matt taumelte rückwärts.
    »Drehst du jetzt völlig durch?«, fauchte Kelvin ihn an. »Was ist dein Problem?«
    » Du bist mein Problem! Warum hast du das getan? Bist du vollkommen verrückt geworden?« Matt schwirrte der Kopf. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich hab es doch nur für dich getan.« Kelvin zeigte wutentbrannt mit dem Finger auf ihn.
    Der Wachmann stöhnte. Matt zwang sich, auf ihn herabzusehen. Er lebte noch, aber er lag in einer Blutlache, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde.
    »Weg hier!«, zischte Kelvin.
    »Nein. Wir können ihn nicht alleinlassen.«
    »Was?«
    »Wo ist dein Handy? Wir müssen Hilfe holen.«
    »Spinnst du?« Kelvin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Du kannst von mir aus bleiben. Ich verschwinde.«
    »Das kannst du nicht machen!«
    »Wetten doch?«
    Und dann verschwand er in Richtung Tür. Matt sah ihm nicht nach. Der Wachmann stöhnte wieder und versuchte, etwas zu sagen. Matt war schlecht, doch er hockte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nicht bewegen«, sagte er. »Ich hole Hilfe.«
    Doch die Hilfe war schon da. Matt hörte die Sirenen kurz vor dem Quietschen der Reifen, das ihm verriet, dass die Polizei gekommen war. Sie mussten schon in dem Moment losgefahren sein, als Kelvin die Tür aufgebrochen hatte. Matt verließ den Wachmann und trat auf die freie Fläche vor den Regalen. Plötzlich wurde das große Eingangstor zur Seite geschoben. Draußen flackerte blaues Licht. Drei Polizeiwagen standen vor dem Eingang. Ein Scheinwerfer wurde eingeschaltet, und grelles Licht blendete Matt, sodass er nur die Umrisse der Polizisten erkennen konnte, die im Halbkreis vor dem Tor standen.
    Sie hatten Kelvin schon gefasst. Er wurde heulend und schluchzend von zwei bewaffneten Männern abgeführt. Dann entdeckte er Matt, drehte sich um und zeigte auf ihn.
    »Ich war’s nicht!«, schrie er mit schriller Stimme. »Er war’s! Er hat mich dazu gezwungen! Und er hat den Wachmann umgebracht!«
    »Keine Bewegung!«, brüllte jemand, und zwei Beamte stürmten auf Matt zu.
    Matt blieb, wo er war, und hob langsam die Arme. Im Licht der Scheinwerfer fiel ihm auf, dass seine Handflächen rot glänzten. Sie waren mit Blut bedeckt.
    »Er war’s! Er war’s! Er war’s!«, kreischte Kelvin.
    Die beiden Polizisten warfen Matt um. Sie drehten ihm die Arme auf den Rücken und legten ihm Handschellen an. Dann rissen ihn die Polizisten auf die Füße und stießen ihn hinaus in die Nacht. Er leistete keinen Widerstand.

GEFANGEN
     
    Sie brachten Matt in ein Gebäude, das kein Gefängnis war und auch kein Krankenhaus, sondern irgendetwas dazwischen.
    Der Wagen fuhr auf einen asphaltierten Hof, der von hohen Mauern umgeben war. Als er hielt, schloss sich ein Stahltor hinter ihnen mit einem lauten elektrischen Summen. Matt hörte, wie das Schloss einrastete. Das Geräusch hallte in seinem Kopf. Er fragte sich, ob er die Welt jenseits dieses Tores wohl jemals wiedersehen würde.
    »Raus!« Die Stimme schien körperlos zu sein. Sie sagte ihm, was er zu tun hatte, und Matt gehorchte. Es regnete, und einen Moment fühlte er die Tropfen im Gesicht und war fast dankbar dafür. Er wollte sich waschen. Das Blut an seinen Händen war getrocknet und fühlte sich klebrig an.
    Sie schoben ihn durch eine Doppeltür in einen hell erleuchteten Flur, in dem es nach Urin und Desinfektionsmittel roch. Leute in Uniform kamen ihnen entgegen. Erst zwei Polizisten, dann eine Krankenschwester. Matt trug noch immer
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