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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)
Autoren: Ulrike Nolte
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Elitesoldaten auswiesen.
    Lazarus wirkte ungerührt wie
immer. „Ich nehme an, Sie sollen mich zum Regenten begleiten“, sagte er
herablassend und wischte ein Stäubchen von seinem altfranzösischen Überrock. Dabei
hatte er eine Haltung eingenommen wie der Sonnenkönig von Versailles höchstpersönlich.
    „Seien Sie still“, blaffte der
Kommandant. Er schob den Antiquen mit Hilfe der Waffe in den Innenraum. Misstrauisch
schaute er sich um.
    Lazarus wirkte gelangweilt. „Es
ist niemand sonst hier. Können wir jetzt gehen?“
    Die Tür hatte inzwischen lange
genug offen gestanden, damit wirklich keiner von den Gestaltwandlern
mehr an Bord war. Der Elitesoldat nahm die Waffe herunter und sagte in schroffem
Ton: „Der Göttliche Regent hat für Ihren Besuch Sicherheitsstufe 8 verhängt.
Deshalb unsere Vorsichtsmaßnahmen.“
    „Natürlich, ich verstehe.“
    Sie stiegen ohne ein weiteres Wort
aus dem Shuttle. Sämtliche Soldaten hatten nun ihre Waffen auf Randori
gerichtet, die bei jedem Trippelschritt zu stolpern drohte und lautlos vor sich
hinfluchte. Als sie bei dem Fahrstuhl ankamen, der zum Thronsaal führte,
schickte der Kommandant seine Leute fort und stieg als einziger mit ihnen ein.
Natürlich durften nur einige Auserwählte Nkosis Allerheiligstes betreten.
    Die gläserne Kabine fiel in die
Tiefe, und Randori fühlte ein Ziehen im Magen, das nur zum Teil auf den
Fahrstuhl-Effekt zurückzuführen war. Sie hätte gerne mit Sicherheit gewusst,
dass alles nach Plan gelaufen und sie von Patchwork und seinen Freunden umgeben
war. Aber ein Problem mit unsichtbaren Leibwächtern war, dass man sie nicht
sehen konnte.
    Jemand schien ihre Gedanken zu
erraten, denn sie spürte plötzlich, wie ein Insekt auf ihrer Hand landete. Fast
wäre sie vor dem Gefühl weggezuckt. Allerdings schien der Elitesoldat nur auf
eine falsche Bewegung zu warten, also stand sie stocksteif. Dem ersten Käfer
schlossen sich drei weitere an und krabbelten fröhlich auf ihr herum. Die
Insektenbeine kitzelten über ihre Haut, und sie bekämpfte den überwältigenden
Drang, sich an der Wand zu kratzen. Das Stillhalten wurde jede Sekunde
anstrengender. Sie war fast erleichtert, als die Fahrstuhltür aufging und sie
in den Glaskubus geschubst wurde.
    Nkosi thronte wie eine Statue aus
Ebenholz auf dem Herrschersitz, das Leopardenfell um die Schultern und den
Zeremonienspeer in der Hand. Die Szene wirkte zeitlos, alles glich exakt der
ersten Audienz, so als hätten sie den Raum nie verlassen. Einige Minuten vergingen,
bevor der Herrscher sich regte und sie ansprach. „Sie haben mir ein hübsches
Geschenk mitgebracht, Antique Lazarus“, sagte er und ließ seinen Blick auf
Randori ruhen. „Ich hoffe, es zerbricht nicht zu schnell. Meine Geschenke pflegen
oft nach ein paar Tagen kaputt zu gehen.“ Er lächelte mit seinem weißen
Raubtiergebiss.
    Randori zählte innerlich bis
fünfzig. Jetzt sollte Masurpilami hoffentlich durch die Ritze zwischen Fahrstuhl
und Thronsaal nach draußen gelangt sein. Wenn alles gut ging, stand sie auf dem
Dach des Glaswürfels und arbeitete an einer Methode, die gefangenen Seelen zu
befreien. Masurpilami hatte lange Gespräche mit Nachtigall geführt, um sich aus
wissenschaftlicher Sicht über die Energiestruktur von Kernzellen zu
informieren. Außerdem hatten die anderen Wandler ihr sämtliche Erinnerungen
überlassen, die sie zu diesem Thema besaßen. Trotz ihres umfangreichen Wissens
ging sie ein großes Risiko ein. Es war nicht sicher, ob sie den
Energiekreislauf unterbrechen konnte, ohne dass ihre eigene Seele von der Maschine
gefangen wurde.
    Kurz bildete sich Randori ein,
Masurpilamis leise Schritte oben auf der Glasfläche hören zu können. Selbst
wenn alles gut ging, musste es eine Qual sein, zwischen den gefolterten Seelen
zu arbeiten. Die Kapitänin konnte sich lebhaft erinnern, wie Caravan auf dem
Dach vor Schmerz zusammengebrochen war. Sie hoffte nur, dass Masurpilami
durchhielt.
    Währenddessen versuchte Lazarus,
möglichst viel Zeit herauszuschinden, und beschäftigte Nkosi mit Smalltalk.
Gerade erzählte er, wie er bei seinem Staatsstreich einem Senator persönlich
die Haut heruntergeschnitten hatte. Randori kam fast das Frühstück wieder hoch.
Lazarus erging sich in genauen Details, ohne dabei sein kindlich unschuldiges
Lächeln zu verlieren. Es war unheimlich, ihm bei dieser Jekyll-und-Hyde-Vorstellung
zuzusehen. Der Herrscher lauschte mit offensichtlichem Vergnügen.
    Randori fühlte die
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