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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)
Autoren: Ulrike Nolte
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Sekunden
vorbeiticken. Sie spürte die Blicke des Elitesoldaten in ihrem Rücken. Er hatte
sich vor der Fahrstuhltür aufgestellt, um einen eventuellen Fluchtversuch zu
verhindern, und wartete noch immer darauf, dass sie eine falsche Bewegung
machte.
    Ein Klopfen erklang von der Decke.
Alle Gesichter fuhren hoch, und der Regent fragte scharf: „Was … ?“ Seine Züge
erstarrten. Auf der Glasfläche lag bäuchlings Masurpilami, schaute zu ihnen
herunter und winkte. Dann begann das Licht zu flackern.
    Patchwork erschien mitten im Raum
wie eine Geistererscheinung. Der Botschafter stand einfach nur da und lächelte
Nkosi kalt an.
    Hinter ihm setzte sich der Soldat
in Bewegung, um den Eindringling zu töten. Patchwork schien den Angriff von
seiner Rückseite nicht zu bemerken, und Randori öffnete schon den Mund zu einem
Warnschrei. Warum rührte sich der Wandler nicht? Der Soldat hatte ihn fast
erreicht, als etwas Unsichtbares den Menschen herumwirbelte und ihn mit einem
einzigen Schlag köpfte. Blut sprühte bis auf Randoris Kleidung. Sie verzog das
Gesicht und sagte sich, dass der Mann wenigstens nichts gespürt hatte.
    Die ganze Szene hatte nur
Bruchteile von Sekunden gedauert. Der Regent zischte: „Francis!“, und der Leibwächter
stand augenblicklich an seiner Seite. Er eröffnete das Feuer.
    Patchwork wurde von Kugeln durchsiebt.
Doch sein Grinsen wurde nur etwas breiter. „Autsch“, sagte er.
    Die Schüsse streuten in alle
Richtungen. Randori fiel auf die Knie und kauerte sich auf dem Boden zusammen.
Ihre Fesseln verschwanden, und plötzlich wölbte sich Dschinn als eine Schutzkuppel
über ihrem Körper. Das Material war fast durchsichtig, es fühlte sich glatt und
porzellanähnlich an, als Randori mit zitternden Fingern darüber strich. Die
Kugeln prallten wirkungslos von der Panzerung ab.
    Sie konnte durch die Kuppel
zusehen, was im Thronsaal geschah. Francis lag bereits tot am Boden, jemand
hatte seine Kehle herausgebissen. Weitere Leibwächter teleportierten sich in
den Glasquader, aber die meisten hatten nicht einmal Zeit, ihre Waffen
abzufeuern.
    Die Gestaltwandler flackerten,
waren manchmal sichtbar, manchmal nicht. Masurpilami hatte Hände aus
Messerschneiden, Dogfood war nur noch entfernt menschlich und erinnerte an
einen Werwolf. Patchwork hatte sich in einer Ecke schützend vor Lazarus
gestellt. Er trug ein weites Gewand, das den Körper des Antiquen verdeckte und
die Kugeln abfing. Jeder Leibwächter, der ihm zu nahe kam, sank reglos
zusammen. Randori nahm an, dass der Gestaltwandler Gift benutzte. Es bestand
eine Chance, dass er seine Angreifer nur betäubte. Patchwork war ihr nie
besonders blutrünstig vorgekommen.
    Sie fragte sich, wo Wollblume
abgeblieben war und fand die Antwort, als sie den Regenten wie festgenagelt auf
seinem Thron sitzen sah. Der unsichtbare Gestaltwandler sorgte dafür, dass
Nkosi bewegungslos zuschaute, wie seine Elitekämpfer niedergemetzelt wurden.
Der Regent starrte auf das Ende seiner Herrschaft, den zerbrochenen Zeremonienspeer
zu seinen Füßen.
    Das Licht ging vollständig aus.
Der Blitzwirbel um den Thronsaal brach in sich zusammen und verlosch. Im Raum
gab es noch ein kurzes Handgemenge, dann wurde alles still. Anscheinend hatte
auch das Teleport-System den Betrieb eingestellt, denn es kamen keine weiteren
Leibwächter nach. Randori räusperte sich. „Die Hauptenergie ist abgeschaltet?“
    Masurpilamis Stimme erklang aus
der Dunkelheit. „Ich habe die Kernzellen aus den Halterungen befreien können.
Die Seelen sind ohne die künstliche Lebenserhaltung gestorben.“
    „Das tut mir leid.“
    „Es war zu erwarten. Für sie ist
es besser.“
    Ein gedämpftes Licht sprang an.
Die Arche besaß Notgeneratoren, falls die Hauptenergie versagte. Aber Randori
glaubte kaum, dass der gelieferte Strom reichen würde, um die Außenwaffen in
Gang zu setzen und eine Raumschlacht zu beginnen. Nkosis Schiff war jetzt eine
hilflos treibende Zielscheibe. Es würde der Besatzung nichts anderes übrig
bleiben, als sich zu ergeben.
    Patchwork hatte den Regenten vom
Thronsitz hochgezogen. Er hielt ihn mit einer Hand, so dass sich Nkosis Füße
ein paar Zentimeter über dem Boden befanden. „Sie sind nach Archensee gekommen
und haben mein Volk gejagt“, flüsterte der Botschafter tonlos. „Sie glauben an
das Recht des Stärkeren. Schauen Sie sich um, halten Sie sich noch immer für
die Spitze der Nahrungskette? Nach Ihren eigenen Gesetzen gehört Ihr Leben mir.
Jetzt bin ich der
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