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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)
Autoren: Ulrike Nolte
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zusammen, was
sie über diese Leute wusste.
    Rechts neben ihm stand ‘Wollblume’.
Er sah aus wie ein zerstreuter Gelehrter, der aber jede Kleinigkeit im Umkreis
bemerkte, registrierte und analysierte. Außerdem war er fasziniert von Artistik
und meistens umgeben von fliegenden Bällen und Messern.
    ‘Masurpilami’ lachte viel,
wickelte jeden um den Finger und veränderte ihre weibliche Gestalt alle fünf
Minuten. („Vielleicht sollte ich doch wieder etwas abnehmen, oder meinst du,
meine Hüften wirken dann zu eckig?“.)
    Sehr viel unauffälliger war ‘Dogfood’,
eine geduldige, humorvolle Frau mit kantigem Gesicht. Wenn Patchwork und die
anderen sich in hochfliegenden Plänen verloren, holte ihr praktischer Verstand
sie wieder auf die Erde zurück.
    Das Team ergänzte sich gut, und
die Kapitänin hatte Vertrauen in ihre gemeinsamen Fähigkeiten. Sie konnte sich
in ihrer Gegenwart sicher fühlen, selbst wenn sie vor den Thron des Göttlichen
Regenten geschleppt wurde. Immerhin hatten diese Leute eine offene Rechnung mit
Nkosi. Wenn jemand um sein Leben fürchten musste, war das der Herrscher selbst
und nicht seine Gefangene.
    Sie ging zur Tür, gefolgt von dem
Spionageheer. Als sie in den Passagiergang trat und sich umdrehte, war hinter
ihr niemand mehr zu sehen. Die Wandler hatten sich in Unsichtbarkeit gehüllt. Es
war ein seltsames Gefühl, sich durch die Flure zum Shuttleport zu bewegen und
zu wissen, dass ihr eine Geisterarmee folgte. Die ganze Zeit wartete sie
darauf, dass es in den engen Gängen zu einem Zusammenstoß kam, dass ein
Passagier von etwas Unsichtbarem umgerannt wurde und einen panischen
Schreikrampf bekam. Sie war erleichtert, als sie ohne Zwischenfall den Hangar erreichte.
    Im Shuttle erwartete man sie
bereits. Lazarus und Dschinn waren zuerst angekommen und saßen zusammen im
Cockpit. Wie üblich stritten sie sich. Die Kapitänin musste erst in die Hände
klatschen und ‚Hallo, da vorne!’ rufen, damit sie bemerkt wurde. Nicht zum
ersten Mal dachte sie, wie ähnlich sich die beiden im Grunde waren.
    „Willkommen an Bord, Kapitänin“,
sagte Lazarus.
    „Gibt es hier ein Problem?“
    „Nein, eigentlich nicht.“ Er warf
einen düsteren Blick auf Dschinn.
    Der Gestaltwandler hob nur die
Schultern und grinste.
    „Gut. Dann kann es ja losgehen.“
Sie schaute dem Spionagetrupp zu, der sich erneut in Form von viereckigen
Käfern im Shuttle stapelte. Patchwork verwandelte sich als letzter, und kaum
war er oben auf der Insektenmasse gelandet, lösten sich alle Tiere in Nichts
auf. Mit diesem Talent war es nicht schwer, eine ganze Invasionsarmee ungesehen
auf Nkosis Arche zu schmuggeln. Der Flieger schien völlig leer zu sein.
    Randori ließ sich auf dem Fußboden
nieder, als die Maschine startete. „Du solltest mich jetzt verschnüren“, sagte
sie zu Dschinn.
    „Okay. Wenn ich mich zu eng
zusammenziehe, musst du nur Bescheid sagen.“ Dschinn kniete sich neben ihr
nieder, und ihr Körper verlor Masse, bis nur noch ein ledriges Seil übrig war,
das sich wie eine Schlange um Randori wand. Ihre Hände wurden auf den Rücken
gebunden und die Füße so eng zusammengefesselt, dass nur kurze Schritte möglich
waren. Dschinns Stimme fragte dicht an ihrem Ohr: „Ist es so in Ordnung?“
    „Toll. Ich habe mich nie besser
gefühlt“, murmelte die Kapitänin. Das Shuttle legte sich schräg, als Lazarus
auf die ihm zugewiesene Eingangsschleuse der Arche 16 zusteuerte, und Randori
rollte ein Stück über den Boden. „Herrgott, pass doch auf!“, schrie sie in
Richtung des Cockpits. Als keine Antwort kam, knurrte sie: „Ich bin sicher, das
macht er absichtlich.“
    Der Flieger landete einige Minuten
später. Randori lag an der hinteren Wand, und Dschinn hatte endlich die Idee
gehabt, Saugnäpfe an den Boden zu heften, um ihr weitere blaue Flecke zu
ersparen. Die Kapitänin war nur froh, dass sie nicht mitten in den Berg Käfer
hineingerollt war. Von der Stelle, an der sie nun lag, hatte sie einen guten
Blick auf die Seitentür. Die Metallluke schob sich auf, und ein Trupp
Bewaffneter stürmte herein.
    Randori presste sich an die Wand,
als Nagelstiefel an ihr vorbeistampften. Ein Soldat blieb stehen und hielt
lässig die Mündung einer klobigen Waffe in ihre Richtung. Er grinste. Der
Truppenkommandant war mit ein paar schnellen Schritten bei Lazarus und drückte
ihm einen metallischen Stab an die Schläfe. Seine Uniform war mit einer ganzen
Reihe von Orden bestückt, die ihn als hochrangigen
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