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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin
Autoren: Oliver Hassencamp
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Vielleicht eine Wende? Abstand, neue Eindrücke, Ordnung.
    Drei Worte, die auch Roberts derzeitige Situation kennzeichnen. Der verheiratete Freund — wie sich der Chef ausdrückt — sei glücklicherweise vergessen. Wichtig sei jetzt vor allem Diskretion, um die er Robert bittet. Am besten, er vergesse alles.
    Robert nickt, nickt und nippt an seiner Mokkatasse. Nur einmal schüttelt er den Kopf, als ihm der Chef eine Zigarre anbietet. Erst das Wort Übrigens läßt ihn wieder auf horchen. Und er hat recht. Es bezeichnet die Überleitung zu einem anderen Thema, zum Beruf. Roberts Arbeit, sein Fingerspitzengefühl werden noch einmal ausdrücklich gelobt. Der Chef gerät in die Mehrzahl:
    »Wir haben schon daran gedacht, Sie mit unseren Auslandskontakten zu betrauen. Sie wären da öfter unterwegs, Paris, London... Oder möchten Sie lieber hierbleiben?«
    »Vorläufig auf jeden Fall, bitte.«
    Also doch Leistung und nicht die Tochter. Da hatte sich Robert geirrt. Jetzt nahm er eine Zigarre und rauchte sich an seinem neuen Schreibtisch ein. Der Platz war sein Platz, auch wenn seine Tätigkeit noch nicht erfunden war.
    Den Nachmittag verbrachte Robert mit der Lektüre eines Manuskripts, einer Rede, die der Chef demnächst halten sollte, und er durfte Anregungen an den Rand kritzeln.
    Das war besser, als morgen nach Paris zu fliegen. Ausgerechnet! Noch vor einem Vierteljahr hätte er sich über eine Reisetätigkeit gefreut. Die Werbung hat den Berufsverkehr durch die Luft zum Erfolgssymbol stilisiert.
    Kurz vor Büroschluß rief Franziska vom Pförtner herauf. Sie war da, um ihn abzuholen. Robert ließ sie heraufkommen, empfing sie am Lift in seiner neuen, schalltoten Arbeitswelt und beobachtete sie, während sie sich alles ansah, bereit, jederzeit stolz zu sein.
    »Sehr bedeutend«, sagte sie. »Wirkt sich der Aufstieg auch anderweitig aus?«
    Zum ersten Mal genügte es, bei einer solchen Frage nur den Arm um sie zu legen und zu lächeln. Die Antwort erscheint auf dem Konto.
    »Dann werden wir ja noch richtig gutverdienende Leute.« Franziska sah über die Stadt, und ihm war, als blinke der Zweitwagen aus ihrem Auge. Doch sie sagte nichts, und er sagte nichts, bis sie ihn ansah.
    »Du fragst mich nicht, wo ich war, was ich Dringendes zu erledigen hatte?«
    »Wir gehen jetzt, Liebes, und unterwegs erzählst du mir alles.«
    Sie schwebten hinunter in die laute Welt; auf dem Weg zum Wagen hielt er die offene Hand zu ihr hinüber, damit sie ihm die Schlüssel gebe, doch sie schloß selbst auf, setzte sich hinter das Lenkrad, öffnete ihm von innen die Beifahrertür und startete. Mit verschränkten Armen saß er auf dem ungewohnten Platz. Warum eigentlich nicht? Souverän bleiben!
    »Sehr gut«, lobt er. »Dein Fahrlehrer hat sich große Mühe mit dir gegeben.«
    »Ja, das hat er.«
    Mehr sagt sie nicht. Robert sieht sie an.
    »Was so ein Führerschein alles ausmacht!«
    »Ich weiß nicht, ob das nur am Führerschein liegt«, sagt sie. »Ich hatte Zeit nachzudenken. Wenn ich am Strand lag und du im Wasser warst...«
    Auf was will sie hinaus? Franziska läßt ihn nicht warten, berichtet verständlich, fährt dabei deutlich. Über sich hat sie nachgedacht:
    »Ich habe eingesehen, daß ich selbständiger werden muß. Und weißt du, wer den Ausschlag gegeben hat?« Das sagt er ihr nicht. Das läßt er sich erklären.
    »Die sympathische Frau, die mir zu dem Kleid geraten hat.«
    Noch einmal kann er sich verlogen wundern, kann fragen, wie sie sich wohl auswirken werde, die neue Selbständigkeit, und wundert sich sofort ehrlich, als sie sagt:
    »Ich habe heute eine Stelle angenommen. Halbtags.«
    »Wieso denn das? Ich verdiene doch jetzt mehr.«
    »Es ist mir wohler, wenn ich dich nicht um jeden Pfennig bitten muß.«
    »Und wo hast du diese... diese Stelle?«
    »In einem Antiquitätengeschäft.«
    »Aber davon verstehst du doch überhaupt nichts.«
    »Eben«, sagt sie. »Das wird meiner Unsicherheit in Geschmacksfragen guttun.«
    »Umgang mit erlesenen Stücken, die für sich selber sprechen...«, redet er vor sich hin. »Und wann hast du das alles in die Wege geleitet?«
    »In den letzten Tagen.«
    »Ohne mir etwas davon zu sagen?«
    »Damit beginnt ja die Selbständigkeit. Und wir können großzügiger leben. Das wolltest du doch immer.« Im Augenblick weiß Robert nicht, ob er das immer wollte. Doch sie hat noch andere Überraschungen für ihn:
    »Ich habe heute bei Karl angerufen in der Kanzlei.« Hier findet sie seine volle
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