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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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musste stattfinden wie vorgesehen. Er war eine Ausnahme. Die meisten Gesellen versagen, ohne gleich so melodramatisch zu werden.«
    Wir erklommen die Stufen und bewegten uns durch ein Gewirr aus Gängen, bis Ghastek schließlich eine der Türen öffnete. Das Zimmer, in das wir traten, war geräumig und wirkte eher wie ein Wohnzimmer als ein Büro. Eine in einem warmen Rotton gepolsterte Garnitur bildete einen Halbkreis, in der Ecke stand ein schlichter Schreibtisch, die Regale waren mit Büchern gefüllt. Zur Linken blickte ich durch eine Tür in eine kleine Küche, in der sich ein Vampir zu schaffen machte. Zur Rechten bot eine vom Boden bis zur Decke reichende Fensterwand einen Blick von oben auf die Stallungen.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Ich setzte mich aufs Sofa, Raphael nahm neben mir Platz und Ghastek setzte sich uns gegenüber. Der Vampir schlängelte sich ins Zimmer und bot Ghastek einen Espresso an. Der Herr der Toten nippte lächelnd und mit offensichtlichem Behagen an seinem Getränk. Der Blutsauger ließ sich zu Ghasteks Füßen nieder. Er bewegte sich so natürlich und Ghastek wirkte so entspannt dabei, dass es nur schwer vorstellbar war, dass der Herr der Toten ihn bis in die letzte Muskelzuckung kontrollierte.
    »Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet«, sagte Ghastek. »In Kates Büro. Sie haben damals Ihre Waffen auf meinen Vampir gerichtet.«
    »Sie haben meine Reflexe in Frage gestellt«, sagte ich.
    »Im Gegenteil, ich war davon sehr beeindruckt. Deshalb habe ich Sie ja auch heute gebeten, Ihre Waffen abzulegen.«
    »Sie haben also damit gerechnet, dass der Geselle scheitert?«
    »Genau. Dieser spezielle Vampir wird auf 3 4 500 Dollar geschätzt. Ich müsste mir fehlenden Geschäftssinn vorwerfen, wenn ich ihn einer Situation aussetzen würde, in der er ein Dutzend Kugeln in den Schädel bekommen könnte.«
    Was für ein kalter, kalter Mann.
    Ghastek nahm noch einen Schluck Espresso. »Ich nehme an, Sie sind hier, um den Gefallen einzulösen, den ich Kate schulde.«
    »Ja.«
    »Apropos Kate, wie geht es ihr?«
    Diese vollkommen emotionslose Art, in der er fragte, machte mich ganz kribbelig.
    »Sie ist auf dem Weg der Besserung«, sagte Raphael. »Und als Freundin des Rudels genießt sie seinen Schutz.« Raphael hatte bislang geschwiegen und ich wusste auch, warum. Jede seiner Äußerungen konnte vom Volk gegen das Rudel verwendet werden. Somit beschränkte er die Unterhaltung auf ein Minimum. Dennoch war seine Botschaft unmissverständlich.
    Ghastek lachte leise auf. »Ich versichere Ihnen, dass Kate ganz gut auf sich allein aufpassen kann. Wenn jemand ihr gegenüber ausfällig wird, dann tritt sie ihm ins Gesicht. Stimmt es, dass sie während der Midnight Games ein rotes Schwert zerstörte, indem sie sich damit aufgespießt hat?«
    Bei mir läuteten die Alarmglocken. »So habe ich es nicht in Erinnerung«, log ich. »Wenn ich mich recht entsinne, wollte einer der gegnerischen Mannschaft mit dem Schwert losschlagen. Kate hat den Schlag geblockt und beim Versuch, die Klinge loszubekommen, hat er sich selbst geschnitten. Das Blut von seiner Hand hat die Klinge splittern lassen.«
    »Verstehe.« Ghastek trank seinen Espresso aus und reichte dem Vampir die Tasse. »Was kann ich also für Sie tun?«
    »Ich möchte gerne, dass Sie mir einige Fragen beantworten.« Die Fragen würde ich sehr vorsichtig formulieren müssen. »Dieses Gespräch ist absolut vertraulich und ich bitte Sie, mit niemandem darüber zu reden, es sei denn, das Gesetz zwingt Sie.«
    »Ich beantworte Ihre Fragen mit dem größten Vergnügen, sofern sie mit den Bedingungen des ursprünglichen Vertrags übereinstimmen.«
    Im Vertrag war ausdrücklich vermerkt, dass er nichts tun würde, dass ihm, seinen Mitarbeitern oder dem Volk an sich schaden würde.
    »Sind Ihnen die Scharten vertraut?«
    »Ja.«
    »Trifft es zu, dass das Volk routinemäßig Patrouillen ausschickt, um ein großflächiges Gelände rund um das Casino zu kontrollieren?«
    »Ja.«
    »Kommen diese Patrouillen auch durch die Scharten?«
    »Nein.«
    Also arbeitete der Vampir nicht fürs Volk. »Führt das Volk Ihres Wissens nach zurzeit irgendwelche Operationen in den Scharten durch?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie sich mit der griechischen Götterwelt aus?«
    Ich beobachtete ihn ganz genau, doch nichts deutete darauf hin, dass ihn meine Frage überraschte. »Ich kenne mich einigermaßen aus, so wie jeder gebildete Mensch. Aber ich bin beileibe kein
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